BattleTech 44: Falke im Aufwind
Herausforderungen von Wahrgeborenen zu tun, die ihre Bewerbung um einen Blutnamen übelnahmen. Das hatte sie wachsamer gemacht.
Sie spielte mit dem Gedanken, den Holovidkampf anzuhalten und sich umzudrehen, aber dann konzentrierte sie sich doch lieber auf die Miniaturkampfkolosse bei ihren Manövern über das holographische Gelände. Der Bluthund rückte entschlossen und unter konstantem Geschützfeuer näher. Durch die niedrige Schwerkraft wirkte er bemerkenswert flink, ein Eindruck, den ein Bluthund unter normalen Bedingungen bei keinem Beobachter erwecken konnte. Winzige, in diesem Maßstab kaum wahrnehmbare Panzerfetzen flogen nach allen Seiten vom Rumpf der Nemesis, als das Feuer Megasas mit entmutigender Regelmäßigkeit ins Ziel traf. Eine Rakete erwischte die Nemesis an der Schulter, und in der geringen Schwerkraft wirbelte der Einschlag den Mech um die Längsachse, so daß er dem Bluthund seine verwundbare Rückenpartie bot. Fast hätte Diana gerufen: ›Paß auf!‹, aber dann erinnerte sie sich, daß sie ein Holovid eines Gefechts sah, das bereits vor Jahren stattgefunden hatte.
Ein leises Flüstern hinter ihr, dicht an ihrem Ohr, ließ sie zusammenzucken. »Dreckige Freigeburt.«
Sie wirbelte herum und kollidierte fast mit einem breit gebauten, aber ziemlich kleinen JadefalkenKrieger. Sein Atem roch nach Fusionnaires, dem Lieblingsdrink der meisten Jadefalken-Krieger, jedenfalls derer, die überhaupt Alkohol zu sich nahmen. Diana hatte nicht viel dafür übrig. Der Drink hatte das Aroma von Mechöl, und die Fahne, die ihr von ihrem Gegenüber entgegenschlug, nahm ihr den Atem. Seine Augen, die auch in nüchternem Zustand keine sonderliche Intelligenz zeigen konnten, waren vernebelt vom Alkohol, und um die Mundpartie waren Schmutzstreifen zu sehen, ohne Zweifel, weil er sich nach einem guten Schluck des starken Drinks mit dreckigen Händen den Mund abgewischt hatte. Die Insignien auf der Gefechtsmontur wiesen ihn als MechKrieger des 109. Einsatzsternhaufens aus... Sterncolonel Heston Shu-lis Einheit, bekannt für ein grobschlächtiges Auftreten.
Joanna hatte den Sternhaufen Diana gegenüber mehrere Male erwähnt. Seine Mitglieder waren wütend darüber, daß man sie in den Heimatwelten gelassen hatte, während andere Falkeneinheiten für die Invasion eingeteilt wurden. Shu-li selbst war ein aufbrausender Offizier, der Übertretungen gelegentlich auf extreme Weise bestrafte. Laut Joannas Aussagen machte das die Krieger der Einheit, zumindest die Wahrgeborenen unter ihnen, zu einem Haufen reizbarer Schlägertypen.
Shu-li war bekannt dafür, die gelegentlich unclangemäßen Aktionen seiner Krieger zu übersehen, solange sie wild genug kämpften. Als er deswegen zur Rechenschaft gezogen worden war, hatte Shu-li, dessen riesenhafte Statur und laute Stimme ihn zu einer beeindruckenden Figur machten, sich mit der Erklärung verteidigt, seine Krieger würden durch die Kämpfe abseits des Schlachtfelds zu besseren Kämpfern unter Feindkontakt. Er war mit einer Rüge davongekommen, obwohl die Leistungen seiner Einheit eher durchwachsen schienen. Seine Krieger hatten die Neigung, Risiken einzugehen, die ab und zu in einer Katastrophe endeten, ebenso häufig aber auch zu einem - von einem überwältigenden Schauspiel von Mechschlagkraft charakterisierten - Sieg führen konnten. Shu-lis Können und der erwiesene Wert des 109. Einsatzsternhaufens hatten seine Führungsposition gerettet.
»Bevor ich dich frage, was du gerade gesagt hast, MechKrieger...«, begann Diana mit unterkühlter Stimme, aus dem Augenwinkel weiter das Holo vom Kampf ihres Vaters beobachtend. Diesen Augenblick genoß sie besonders, als Aidan aus einer von einem gnadenlosen Raketenbombardement Megasas aufgeschleuderten Staubwolke trat. »...gebe ich dir die Gelegenheit, noch einmal darüber nachzudenken, da du offensichtlich mitgenommen bist, und deine Beschimpfung durch etwas... sagen wir, Höflicheres, zu ersetzen.«
Der MechKrieger schien von ihrer recht förmlichen Antwort verwirrt. Sie hatte festgestellt, daß der Rückzug auf eine solche Förmlichkeit ihr einen Vorteil verschaffte, von dem ihre Gegner nichts ahnten. Die Worte erkauften Zeit, Zeit, sich andere Worte zu überlegen, Strategien zu schmieden, oder sie verschafften zumindest einen Angriffsvorteil.
Der MechKrieger hatte Schwierigkeiten, klar zu sehen. Er blinzelte mehrere Male. Dann versuchte er etwas zu sagen, brachte aber nur unartikulierte Grunzlaute heraus.
»Eine Diskussion
Weitere Kostenlose Bücher