BattleTech 44: Falke im Aufwind
- groß, stark und schön. Das Leuchten in ihren Augen war dasselbe, das Peri aus denen ihres Vaters kannte. Irgendwie war es immer dagewesen, ein Gegenpol zu seiner Trauer und Verzweiflung, selbst in seinen unglücklichsten Augenblicken. Ein Licht in tiefster Dunkelheit.
Ich muß mir abgewöhnen, so etwas zu denken. Viel zu sentimental. Diese uralten Gefühle. Gefühle sind viel zu gefährlich.
Als sie ihren Rundgang über den Markt beendet hatte, entschloß sich Peri, zu ihrer provisorischen Unterkunft zurückzukehren, einem von der Wissenschaftlerkaste für Personal auf der Durchreise und offizielle Besucher unterhaltenen Gebäude. Sie hatte dort ein winziges Zimmer. Sie hatte nach dem kleinsten verfügbaren Raum gefragt, und der Pförtner hatte ihr diesen Wunsch gewissenhaft erfüllt.
Drei, vier Querstraßen hinter dem Markt erkannte sie, daß sie irgendwo falsch abgebogen war. Sie ging zur nächsten Ecke, sah sich nach beiden Seiten um und fand nichts, was ihr bekannt vorkam. Die Straßen hier wirkten trostlos. Sie konnte sich nicht entsinnen, schon einmal in diesem Teil von Ironhold City gewesen zu sein.
»Du hast dich verirrt, frapos?« fragte eine tiefe, beinahe sanfte Stimme hinter ihr.
Überrascht drehte sie sich zu einem großen, hageren Mann in der Uniform eines Jadefalken-Kriegers um. Sein Gesicht war nichtssagend, und seine blassen, fast farblosen Pupillen kaum zu erkennen. Er war einer jener Männer, die immer den Eindruck erweckten, eine Rasur zu brauchen. Warum, fragte sie sich, ließen sie sich nicht einfach einen echten Bart stehen, wie es eine Menge ClanKrieger taten?
»Pos, diesen Sektor kenne ich nicht.«
»Es ist ein Lagerhallendistrikt. Wo willst du hin?«
»Zum Wohnkomplex der Wissenschaftler.«
»Ah. Der ist nicht weit von hier.«
»Können Sie mir den Weg beschreiben?«
»Ich bringe dich hin.«
Der Mann ging sofort los und bog an der Kreuzung rechts ab. Fast wäre Peri ihm nicht gefolgt, so überrascht war sie von der Geschwindigkeit, mit der er losmarschierte, ohne sich umzudrehen und nachzusehen, ob sie mitkam. Sie mußte laufen, um ihn einzuholen, und er beachtete sie kaum. Als sie den Aufnäher auf seinem Ärmel bemerkte, einen herabstürzenden Falken (noch eine Überraschung), fragte sie: »Sie sind bei der Falkengarde?«
»Pos.«
»Ich habe gehört, daß Ravill Pryde zum Hausoberhaupt ernannt wurde, doch ich dachte, die Falkengarde wäre noch in der Inneren Sphäre stationiert.«
»Ist sie auch«, antwortete er, ohne ihr einen Blick zu gönnen.
»Sind Sie an den Blutrechtstests beteiligt?«
»Den Tests? Ja, bin ich.«
Etwas am Tonfall seiner Antwort erweckte in ihr den Eindruck, daß er nicht wußte, wovon sie sprach. »Gehören Sie zu MechKriegerin Dianas Team?«
»Diana. Ja.«
»Was halten Sie von der Kontroverse über ihre Bewerbung um den Blutnamen?«
»Es betrifft mich nicht.«
Das war nicht die Antwort eines typischen wahrgeborenen Falken-Kriegers. Er konnte auf Dianas Seite stehen oder gegen sie sein, aber Desinteresse war eigentlich keine Option.
»Finden Sie, wie es manche tun, daß sie zu klein für eine Blutnamensträgerin ist?«
»Das betrifft mich nicht.«
Peri blieb stehen. »Es betrifft Sie deshalb nicht, weil Sie keine Ahnung haben, wovon ich rede.«
»Dies ist der Weg zu deinem Wohnkomplex«, sagte er und bog in eine Gasse, die sie bis dahin nicht bemerkt hatte.
Sie zögerte kurz, bevor sie ihm folgte, aber dann trieb ihre Neugierde sie ihm nach. »Sie wissen gar nicht, wer Diana ist, frapos?« stellte sie fest, als sie die Gasse betrat. Der Mann ging voraus und schien sich nicht um sie zu kümmern.
»Es spielt keine Rolle«, meinte er.
»Sie tragen die Uniform der Falkengarde, aber Sie sind kein Falkengardist, frapos?«
»Es spielt keine Rolle«, sagte er und drehte sich um.
Selbst im Dunkel der Gasse konnte Peri sehen, wie er die Fäuste ballte. Hinter ihm traten noch zwei Männer aus den Schatten. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, trugen sie ebenfalls FalkengardeUniformen.
Sie wich zurück und stolperte. Sie fiel gegen eine Mauer und hatte Mühe, auf den Füßen zu bleiben.
Der Mann packte sie an den Schultern und hob sie hoch. Ein starker Geruch traf ihre Nüstern und erinnerte sie an die Duftnote in Etienne Balzacs Hauptquartier. Einen Augenblick lang sah sie ihm in die Augen, aber sie waren ohne jeden Ausdruck. Dann warf er sie den anderen zu, und die schlugen auf sie ein.
Sie steckte viele Hiebe ein - viele brutale, schmerzhafte Hiebe -, bevor sie das
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