Battletech 46: Die Natur des Kriegers
einer Welt des Vereinigten Commonwealth hätte das Ende der Konföderation bedeuten können. Trotzdem war es ernüchternd, nichts unternehmen zu können. Er versuchte, die Einflüsterungen seiner Mutter zu ignorieren, die ihn aufhetzte, Kittery trotzdem anzugreifen. »Was ist mit den Gasanschlägen?« fragte er, von dem Gedanken an Kalis Wahnsinnsunternehmen an dieses Problem erinnert.
»Nur zwei in den letzten Tagen«, antwortete Zahn. »Der Thugee-Kult scheint sich endlich verausgabt zu haben.«
Sun-Tzu nickte. »Schadensbegrenzung?« Diese Frage galt dem Oberhaupt Haus Imarras. Den vergangenen Monat über hatte Ion Rush in Vorbereitung der bevorstehenden Entlassung Sascha Wanlis eng mit der Maskirovka zusammengearbeitet. Nach deren Verschwinden hatte er die vorläufige Leitung der Organisation auf Sian übernommen. »Eure schnelle Aufdeckung der Angriffe und die Auslieferung Kalis an ein Kriegsverbrechertribunal auf Atreus hat Euch auf Distanz zu den Greueltaten gebracht und die Auswirkungen auf die Konföderation begrenzt.«
Sun-Tzu nahm es mit knappem Nicken auf. »Luthien wäre meiner Ansicht nach eine bessere Wahl gewesen. Das gibt Thomas freie Hand, der Konföderation zu schaden.« Ich hätte damit rechnen müssen. Thomas bereitet sich darauf vor, der nächste Erste Lord des Sternenbunds zu werden, also beantragt er natürlich dieses Richteramt. Außerdem ist Atreus für die betroffenen Parteien günstiger gelegen.
Rush hielt Sun-Tzus Blick ohne Zaudern stand.
»Theodore Kurita hat als Erster Lord Eure Bitte unterstützt, Naomi Centrella in das Tribunal aufzunehmen«, erinnerte er den Kanzler.
»Ein gutes Indiz dafür, daß der Sternenbund die Konföderation nicht rundweg verurteilen wird«, pflichtete Sun-Tzu ihm bei. Obwohl diese Möglichkeit durchaus noch bestand, falls sich das Verfahren ungünstig entwickelte. »Naomi wird unsere Interessen vertreten«, erklärte er, obwohl es ihm Unbehagen bereitete, so viel Gewicht auf ein Ereignis zu legen, über das er keine Kontrolle hatte.
Zahns unglückliche Miene zeigte, daß der ranghöchste General der Konföderation ebensowenig davon hielt, so entscheidend vom Verhalten der Magestrix abhängig zu sein. Sun-Tzu spürte auch die Verärgerung seiner Mutter, allerdings konnte er sich nicht sicher sein, ob die dem Verfahren gegen ihre Tochter galt oder Sun-Tzus Bereitschaft, sich von einer Peripheriefürstin vertreten zu lassen. Beides, entschied er. »Wir. müssen zeigen, daß wir an einem gerechten Urteil interessiert sind«, fühlte er sich genötigt, seinen Entschluß zu erklären. »Eine Direktvertretung der Konföderation wäre mit Sicherheit abgewiesen worden.«
Ion Rush sah den Kanzler nur gelassen an und akzeptierte dessen Erklärung. Talon Zahns Unbehagen schien jedoch eine andere Ursache zu haben. »Ich bezweifle, daß es irgendeinen Unterschied gemacht hätte, wäre das Vereinigte Commonwealth nicht gerade selbst in erheblichen Schwierigkeiten. Katrina hätte die Gelegenheit genutzt, ihre ganze Nation gegen Euch zu mobilisieren.«
Und unvoreingenommen betrachtet hätte Sun-Tzu ihr das nicht übelnehmen können. Das Timing wäre perfekt gewesen. Eine humanitäre Entschuldigung für eine Invasion, während der überwiegende Teil der gegnerischen Streitkräfte anderweitig gebunden ist.
Katrina Steiner-Davions Armeen hätten sein kleineres Reich ein für allemal überrollt, ohne Rücksicht auf ihr lockeres Bündnis. Zum Glück für die Konföderation hatte Katrina erheblich mehr Schwierigkeiten damit, zwei Nationen zu regieren, als sie wahrscheinlich erwartet hatte.
»Wie sieht unsere militärische Lage aus?« fragte er.
»Täuschend gut«, stellte Zahn so geradeheraus wie immer fest. »Jedenfalls wenn man sich auf unsere jüngsten Erfolge verläßt. Die Wirkung des Schwarzer-Lenz-Schocks auf die Defensivkapazitäten des St. Ives-Pakts haben uns ungeheure Gewinne ermöglicht, nicht zuletzt die vollständige Kontrolle über Indicass. Aber alle unsere Einheiten erleiden schwere Verluste, und die Paktbevölkerung läßt sich immer schwieriger kontrollieren. Die Rebellenaktivität nimmt zu.« Er machte eine dramatische Pause. »Die Todeswache ist auf eine Minute fünfundvierzig Sekunden gesunken.«
»Wissen Sie, was uns fehlt?« fragte Sun-Tzu, offensichtlich rhetorisch. »Ein Ziel.« Die Antwort spiegelte das Chaos in seinem Geist ebenso wider wie das in seinem Reich. »Im letzten Jahr haben wir unser Ziel aus den Augen verloren, und unsere Regimenter sind
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