BattleTech 49: Gezeiten der Macht
weil Randal Kasagi darüber gelächelt hätte.
»Hai«, antwortete er schließlich. »Wakarimasu. Aber ich bin noch nicht fertig.«
Die ältliche Frau nickte. Ihre bleiche Haut hing faltig im Gesicht. Sie trug Arbeitskleidung. Die Knie ihrer Hose waren fleckig von der Arbeit in den Blumenbeeten. Ihr einziges Zugeständnis an die japanische Kultur des Kombinats war das seidene Stirnband, mit dem sie das silbergraue Haar zurückhielt. »Fertig ist es nie. So desu-ne? Und du hast dich in eine Ecke gerecht.«
Er verneigte sich leicht als Bestätigung beider Feststellungen. Aber es war nicht wirklich eine Ecke. Eigentlich stand der Attentäter auf einem Flecken Sand, von dem aus er den größten Teil des Gartens erreichen konnte. Um seine Füße hatte er den Sand ziemlich unbedacht gerecht, so dass sich eine deutliche Störung des Gesamtbilds ergab, in deren Mitte er stand. Und auch das ließ sich auf verschiedene Weise deuten. Seine Position entsprach der Lage der Herberge, in der er wohnte. Das erleichterte ihm den Blick auf die Karte. Nach der Ermordung Omi Kuritas würde sein Überleben davon abhängen, wie gut er das Gebiet kannte.
»Deine Arbeit ist herausragend, Randal-san. Das hast du auf Marshdale gelernt?«
»Ja, Cleo-san. Eine Weile musste ich einen Garten für einen der Nebelparder-Wissenschaftler versorgen. Einen Bioingenieur.« Er schüttelte den Kopf und weitere Schweißperlen flogen von seiner Stirn in den wunderbar gewellten Sand. »Eines Tages pflanzte er einen Trieb Kletterveilchen in die Mitte des Gartens, weil er eine neue Variante entwickelt hatte, die er ausstellen wollte.«
Sie schüttelte sich. »Wie furchtbar, dass er deine Arbeit nicht zu schätzen wusste, Kasagi Randal-san.«
Der Attentäter zuckte die Achseln, bescheiden, wie es sich für einen Gärtner gehörte.
Natürlich gab es keinen Randal Kasagi. Weder auf Marshdale, noch auf Luthien. Er hatte Dokumente gefälscht, um sich eine begrenzte Vorgeschichte zu verschaffen. Das war das Wunderbare am Kombinat: einfache Arbeiter wurden nahezu immer und überall beim Wort genommen. Er war als Gärtner aufgetreten, also hatte man ihn als Gärtner angestellt. Niemand würde sich die Mühe machen, seine Referenzen zu überprüfen, solange er nicht in eine wichtigere Stellung aufstieg, zum Beispiel innerhalb eines Palasts, und selbst dann würde das Fehlen von Dokumenten auf Marshdale ihm nicht schaden. Der Planet war erst vor kurzem von den Nebelpardern zurückerobert worden. Reichlich Aktenmaterial war verlorengegangen, und eine Menge Menschen versuchte, dem Erbe der Besetzung zu entkommen, indem sie in andere Systeme umsiedelten.
Die Verkleidung war einfach genug. Eine asiatische Herkunft war keineswegs erforderlich, auch wenn er sich aus ästhetischen Gründen dafür entschieden hatte. Ein paar Sitzungen in einem Bräunungsbett unter Einsatz entsprechender Hautmittel hatten ihm eine gelbliche Farbe verliehen. Seine Haare hatte er ebenfalls behandelt, um sie grober erscheinen zu lassen. Etwas Kollodium in den Augenwinkeln, und die beim Trocknen schrumpfende Nitrozellulose hatte ihm Schlitzaugen verschafft. Etwas mehr an einem Mundwinkel formte eine winzige Narbe. Eine Kindheitsverletzung - so hatte er die vereinzelten Fragen danach beantwortet.
»Der Laster kommt bald«, erinnerte Larson ihn erneut. »Du solltest dich bereit machen.«
»Lassen Sie mir den Rechen hier. Ich gehe zurück. Es ist nicht weit und ich bin noch nicht fertig.« Er legte eine Hand auf den Rücken und reckte sich, um die Schmerzen zu lindern, die den meisten Gärtnern nur zu vertraut waren. Randal Kasagi litt zudem unter leichtem Rheumatismus, der den Zustand noch verschlimmerte und ihn abends leicht humpeln ließ.
Cleo Larson verneigte sich und ehrte damit seine Hingabe an den Park und an das Kombinat. Nach einem weiteren anerkennenden Blick auf seine Arbeit zog sie sich zurück.
Der Attentäter sah in Gedanken das Gesicht Omi Kuritas vor sich, als er weiterarbeitete, jede Bewegung langsam und bedacht. Wieder eine allseits geliebte Frau. Und wieder ein Gärtner. Er erinnerte sich an das tödliche Bouquet, das er Melissa SteinerDavion geliefert hatte. Er hätte gelacht, hätte Kasagi einen Anlass dazu gehabt, aber stattdessen beschränkte er sich auf ein Lächeln, als der Wind ein Rosenblatt auf seine sorgfältige Arbeit warf - ein Blutstropfen in einem fahlen, trockenen Ozean.
Aber an der falschen Stelle. Es war in den Handwerkerdistrikt Imperial Citys gefallen, und das war
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