BattleTech 49: Gezeiten der Macht
arrangieren«, versprach er. Seine
muskulösen Hände griffen in die Luft vor ihm, als
würden sie einen unsichtbaren Hals umklammern.
»Finde es heraus , Saul. Sag uns, ob er es ist. Und
dann, wenn die Zeit gekommen ist, und wenn es nötig wird, werden wir den jungen Arthur SteinerDavion selbst töten.«
9
Ownlee-Raumhafen, Hier, Ein Ort
Arc-Royal-Defensivkordon, Lyranische Allianz
13. Juli 3062
Auf den letzten zwölf Metern den überdachten Gehsteg hinab, die er hastigen Schrittes zurücklegte, um schnell ins Raumhafengebäude zu kommen, holte Victor Steiner-Davion die Vorausabteilung ein und drängte sich fast an ihr vorbei, um die ausgestreckte Linke Großherzog Morgan Keils zu ergreifen. Victor drückte seine Freude über das Wiedersehen mit einem kräftigen Händedruck aus, bei dem ihn die Tatsache, dass er die Linke benutzen musste, keineswegs behinderte.
Morgan sah gut aus. Er war ein stattlicher Mann von eins fünfundachtzig und breit gebaut. Obwohl er schon sechsundsiebzig Jahre alt war, waren im dunklen Kopf- und Barthaar nur einzelne weiße Strähnen zu sehen. Er hielt sich aufrecht, und das einzige Anzeichen einer möglichen Schwäche war der leere, an die Schulter geheftete, rechte Ärmel der Jacke. Morgan trug seine kybernetische Armprothese nur selten. Er hatte den rechten Arm bei derselben Explosion verloren, bei der Victors Mutter getötet worden war. Der Präzentor Martialum wusste allerdings, dass Morgans Bart weitere Narben verbarg, und dass er zudem die unsichtbare Last trug, die mit dem Verlust seiner Frau bei ebendiesem Anschlag verbunden war. Sie hatten an jenem Tag beide einen herben Verlust erlitten - und sie wussten beide, wer die Schuld daran trug.
»Gut, dich zu sehen, Morgan.« Victor stockte, unsicher, was er als Nächstes sagen sollte. Morgan war nicht nur ein entfernter Vetter, sondern auch ein Freund, und er wollte nicht sofort auf die dunkleren Hintergründe dafür zu sprechen kommen, warum er um dieses Treffen gebeten hatte. »Danke, dass du gekommen bist.«
Das Lächeln des älteren Mannes wirkte ein wenig schief. »Du wärst auch auf Arc-Royal jederzeit willkommen gewesen.«
»Dir schon.« Victor breitete die Arme aus und sah an seiner ComGuards-Uniform hinab: Hellblaue Hose und Jacke mit roten und goldenen Litzen, auch wenn er auf den Kapuzenumhang verzichtet hatte. Das am hohen Kragen der Uniform prangende ComStar-Abzeichen hatte eine goldene Fassung, die seinen Rang als Präzentor Martialum anzeigte. »Aber ich habe keine Truppen auf Arc-Royal, und meine ›Einladung‹ berechtigt mich nur, ComGuardsGarnisonen zu besuchen. Der Ort schien die beste Wahl.«
Morgan nickte. »Es ist besser, unnötige Konflikte mit deiner Schwester zu vermeiden. Aber Phelan wird es Leid tun, dass er dich verpasst hat.« Phelan Kell war Morgans Sohn und der Khan der Renegatenfraktion des Wolfsclans, die sich im Arc-RoyalDefensivkordon eine neue Heimat aufbaute.
»Du hast ihn nicht mitgebracht?«
»Das 1. Kell-Hounds-Regiment befindet sich zur Zeit auch nicht auf Arc-Royal, und ich wollte Katherine nicht zu sehr in Versuchung führen. Wie schon gesagt, es ist besser, unnötige Konflikte zu vermeiden.«
Bevor sie sich weiter unterhalten konnten, wurden sie von der Ankunft Tiaret Newersans unterbrochen, der Leibwächterin Victors. Ihre hellblauen Augen bildeten einen kaum glaublichen Kontrast zu ihrer dunklen Hautfarbe, die von afroterranischer Abstammung kündete, aber das war es nicht, was als Erstes an ihr auffiel.
Tiaret war eine Clan-Elementarin, eine der genmanipulierten Infanteristen, die in speziellen Gefechtspanzern in die Schlacht zogen. Sie überragte Morgan Kell um gute dreißig Zentimeter und Victor um zusätzliche fünfundzwanzig. Ihr Haar war bis auf einen kurzen, mit roter Kordel durchflochtenen Zopf im Nacken kurzgeschoren. Victor hatte sie bei seinem Feldzug gegen die Nebelparder gefangen genommen und den Clansitten entsprechend als Leibeigene beansprucht. Dadurch erkannte sie ihn trotz des unübersehbaren Unterschieds in Größe und Körperkraft als überlegen an.
»Das Gebiet ist sicher«, meldete sie. Während sie sprach, blieben ihre Augen in ständiger Bewegung auf der Suche nach möglichen Gefahren.
Victor gestattete sich ein dünnes Lächeln. Das Gebäude war vor seiner Ankunft von Morgans Leuten gesichert worden. »Würdest du Morgan Kell kennen«, stellte er fest, »hättest du nichts anderes erwartet.«
Er stellte sie einander vor und war überrascht, als
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