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BattleTech 49: Gezeiten der Macht

BattleTech 49: Gezeiten der Macht

Titel: BattleTech 49: Gezeiten der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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vorbereitet, dass der Raum dunkel war, und hätte seinen Weg auch mit verbundenen Augen gefunden. Drei Schritte vor, zwei seitwärts, um der schweren geschnitzten Truhe auszuweichen, dann wieder vor. Die Hand auf Taillenhöhe ausgestreckt, mit den Fingerspitzen die Türklinke ertasten, und hinaus auf den Flur der ersten Etage.
Abgesehen von den ständig anwesenden Posten am Haupteingang schlief um diese Zeit das ganze Haus. An diesem Nachmittag waren sie mit zwei Lastwagen gekommen - durchaus nicht ungewöhnlich -, und jeder Fahrer würde davon ausgehen, dass Dan Cheurre bei seinem Kollegen mitgefahren war. Er hatte das Entladen so lange hinausgezögert, dass die Posten während der Arbeit abgelöst worden waren, und wie erwartet war es niemandem aufgefallen, als er irgendwann im Haus verschwunden war.
Die Uhr, die er in einer früheren Lieferung eingeschmuggelt hatte, hing in einer kleinen Bibliothek auf derselben Etage, deren Tür immer offenstand. Der Attentäter schlich an der Flurkamera vorbei und ignorierte sie, so gut es ging. Die Uhr hing der Tür gegenüber an der Wand, ein ungünstiger Platz, aber er hatte ihn sich nicht aussuchen können. Hinter den schweren Ketten der reichverzierten Uhr schwang ein kleines Gewicht an einem dünnen, flexiblen Draht. Dessen anderes Ende war an einem Ring befestigt, der auf einem einfachen Haken lag. Er griff nach oben und löste ihn von der Uhr. Das Gewicht schlug mit einem leisen Klopfgeräusch gegen die Wand, das den Attentäter lautlos fluchen ließ. Hastig griff er zu. Der Metallzylinder lag tödlich kalt in seiner Hand. Er schob das Gewicht durch den Ring. Jetzt brauchte er die Drahtschlaufe nur noch um Omi Kuritas weißen Hals zu legen und fest zu ziehen. Es würde nur Sekunden dauern. Er wusste aus Erfahrung, dass der Boden den Flur hinab zu den Hauptschlafzimmern an mehreren Stellen knirschte oder quietschte. Tagsüber war es kaum hörbar, aber in der Stille der Nacht würde jedes dieser Geräusche wie ein Pistolenschuss durch das ganze Haus hallen. Er drückte sich in eine halb von einer Statue verdeckte Nische und zählte die Sekunden bis Mitternacht.
Beim ersten gedämpften Schlag der Standuhr am Fuß der Treppe machte der Attentäter sich mit schnellen, gleichmäßigen Schritten auf den Weg. Er hatte genau fünfundzwanzig Sekunden vom ersten bis zum letzten traurigen Glockenschlag. Nach drei Sekunden kam er an Isis' Suite vorbei, nach fünf hatte er die zwei leeren Zimmer dahinter passiert. Sieben, acht, neun, zehn. Er blieb vor der Tür des Schlafzimmers stehen, das Omi mit Victor teilte, und atmete langsam ein und aus, um zur Ruhe zu kommen. Victor befand sich auf einer längeren Manöverübung, oder vielleicht arbeitete er auch einfach nur bis spät in die Nacht. Jedenfalls war Omi allein.
Fünfzehn Sekunden. Der achte Glockenschlag.
Der Attentäter öffnete mit einer schnellen, fließenden Bewegung die Tür und trat ein, schloss sie ebenso schnell hinter sich. Omi Kurita lag in ruhigem Schlaf auf dem Doppelbett, einen Arm auf das Kissen gestreckt, auf dem sonst immer Victor lag. Der Attentäter fand das schneeweiße Bettzeug höchst passend -im Kombinat war Weiß die Farbe der Trauer. Nach drei Schritten hatte er das Bett erreicht und hob das Bein, um sein Knie fest auf Omis Leib zu drücken und die Luft aus ihren Lungen zu pressen.
Standardreaktion: Das Opfer schreckte hoch und schnappte nach Luft, um zu schreien. Der Attentäter ließ den Schrei niemals zu. Er warf den Draht um Omis Hals, packte den Zylinder und zog. Der Draht schnitt in die weiche Haut der Kehle und erstickte jedes Geräusch. Ein fester Zug, und die Garotte schnitt so tief, dass nur Omis Rückgrat den Kopf noch am Körper hielt. Schnell und simpel. Es war vorbei.
Der Attentäter wandte sich von dem Körper ab, der auf dem Bett lag und ging. Er hatte nur noch einen Gedanken.
Bewertung.
* * *
    Der Attentäter zog die Disketten aus seinen fünfzehn Kameras und nahm sie mit ans andere Ende der kleinen, leeren Lagerhalle, in der er sein improvisiertes Studio aufgebaut hatte. Er folgte allen Wänden und Hindernissen, die er mit Klebeband auf dem Hallenboden markiert hatte, um den ersten Stock des Drakehauses nachzubilden. Es gab nur eine echte Wand die, an der die Uhr hing - und drei Türen in freistehenden Rahmen. Die beiden Uhren. Eine Kopie des Kleiderschranks. Das Bett mit der lebensgroßen Puppe. Es genügte, ihm ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie er sich bewegen musste und das Timing

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