BattleTech 50: MechWarrior Trilogie
seiner Mutter, das an einem Lederband um den Hals hing. Er dachte an sie und wünschte sich mehr denn je, sie wäre noch am Leben. Sie hätte gewußt, wie sie die Lanciers führen mußte, wie sie schwere Entscheidungen zu fällen hatte.
»Was soll ich tun, Mama?« fragte er das leere Zimmer. »Wenn ich sterbe, ist das eine Sache. Ich wußte, daß es dazu kommen konnte, als ich mich auf diese Karriere eingelassen habe. Ich konnte mit dem Gedanken leben, für den Schutz anderer mein Leben zu opfern, so wie du es getan hast, aber ich kann nicht damit leben, daß Papa für mich sterben soll. Wenn Ryan ihn umbrächte, um mich zu treffen, glaube ich nicht, daß ich mir das jemals verzeihen könnte.«
Er lag auf seiner Koje, hielt den Talisman fest umklammert und dachte lange nach, bevor er seine Entscheidung fällte.
Später bei der Besprechung hatte Sturm sich völlig in der Gewalt. Gerüchte über Susie Ryans Ultimatum hatten bereits die Runde in der Einheit gemacht, aber Sturm fühlte eine bemerkenswerte Ruhe und Ausgeglichenheit. Er und Krenner bewertete die Leistungen der MechKriegeranwärter, und Sturm schlug Bereiche vor, an denen sie noch arbeiten mußten, und bestimmte Einheitstaktiken, mit denen sie den größtmöglichen Vorteil aus der zahlenmäßigen Überlegenheit des Lancier-Mechsterns der Piratenlanze gegenüber ziehen konnten. Ryans Drohung wurde mit keinem Wort erwähnt. Als Krenner Sturm fragte, ob er darüber reden wollte, lehnte der höflich ab und erklärte, daß es dazu eigentlich nichts mehr zu sagen gab.
In dieser Nacht blieb nur eine Minimalcrew wach, nachdem die meisten Lanciers zu Bett gegangen waren, in der Hauptsache Techs, die rund um die Uhr daran arbeiteten, die Clan-BattleMechs jederzeit einsatzbereit zu halten, und Laura Metz, die ein paar zusätzliche Trainingsstunden im Simulator absolvierte. Sturm konnte nicht anders, als ihre Hingabe für eine wahrscheinlich hoffnungslose Sache zu bewundern. Er hatte es ernst gemeint, als er ihr gesagt hatte, wie vielversprechend sie sich machte. Sie schien die grundlegenden Prinzipien der Mechbedienung beinahe instinktiv zu begreifen und hatte es innerhalb von Tagen weiter gebracht als eine Menge Anwärter nach Monaten. Sturm ging mit einer Plastikkiste in den Mechhangar, die er aus einem der Lagerräume des Depots geholt hatte. Eine der Techs sah von ihrer Arbeit auf und begrüßte ihn.
»'n Abend, Chef. Was machen Sie um diese Zeit noch hier draußen?« fragte Kayla Roßburg. Sie erhob sich von ihrer Arbeit an einer Datenkonsole, mit der sie die Betriebsdaten der Myomermuskulatur des Peregrine überprüft hatte. Sturm kannte Kayla flüchtig. Sie war erst eine JuniorTech, aber sie wußte, was sie tat. Er zuckte leicht die Schultern, ohne die schwere Kiste abzustellen.
»Ich kann nicht schlafen«, antwortete er. »Zu aufgedreht. Ich dachte mir, ich überprüfe mal die Cockpitsensoren von Goldjunge.« So hatte Sturm seinen Goshawk getauft. Er hob die Kiste an. »Hab' noch was an Notfallausrüstung für die Staufächer. Nach dem letzten Mal will ich sichergehen, daß ich genug dabei habe.« Er grinste, und Kayla lachte.
»Schon kapiert«, sagte sie.
»Ich werde dich nicht behindern«, meinte Sturm. »Du wirst kaum merken, daß ich da bin.«
»Kein Problem«, erwiderte sie. »Lassen Sie sich nicht stören. Sie kennen sich hier mindestens so gut aus wie wir.«
»Danke.« Sturm ging an den Techs vorbei und wanderte zu dem Goshawk hinüber, der stumm in seinem Metallkokon wartete. Die leichten Schäden, die er bei dem Überfall auf die Lancier-Basis erlitten hatte, waren bereits repariert, ebenso wie die Dellen, die der Mech hatte einstecken müssen, während Sturm für die Piratenmechs »Väterchen Frost« gespielt hatte. Allein hatte er den Kampfkoloß nicht reparieren können, aber die Lancier-Techs hatten es im Handumdrehen geschafft Der Mech war wieder in optimaler Verfassung, und nur ein paar graue Farbflecken auf der ansonsten knochenweißen Lackierung ließen erkennen, daß er jemals beschädigt gewesen war.
Sturm hängte die Plastikkiste an einen Haken und kletterte die Kettenleiter zum Cockpit hinauf, wobei er das an dem Haken hängende Seil mitnahm. Im Innern des Cockpits angekommen, drehte er sich um und zog die Kiste zu sich hoch. Er stellte sie auf der Pilotenliege ab und öffnete sie vorsichtig, um den Inhalt noch einmal zu überprüfen. Das war nicht der optimale Zeitpunkt, um festzustellen, daß er etwas vergessen hatte, aber er wollte ganz
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