BattleTech 51: Die erste Buergerpflicht
Daten auf der Taktikanzeige ab. Seine schweren Laser bohrten sich in den Torso des hoch aufragenden Atlas, aber außer Panzerungsschäden erreichten sie nichts. Archer griff helfend mit seinen Extremreichweitenwaffen ein und traf erneut den Arm und d» Torsomitte der gegnerischen Maschine, doch es nachte nicht aus, um Kemp wirklich eine Hilfe zu sein. Statt einfach umzukippen, rollte dessen schwer beschädigte Krabbe den Berghang hinab und krachte in eine Cicada. Beide Mechs stürzten den steilen Hang abwärts und rissen auf ihrer Rutschpartie mehrere Bäume mit.
Die Energiebahn eines schweren Lasertreffers kletterte am rechten Bein des Lichtbringer empor, und Archers Computer klingelte warnend, als er den simulierten Schaden berechnete und mit flackernden gelben und roten Lichtern auf der Taktikanzeige darstellte.
Archer zuckte mit keinem Muskel. Er kannte seinen Mech. Die Panzerung hatte gehalten. Er erreichte die letzte Steigung des Berghangs und drehte sich wieder zu dem an einen grinsenden Totenschädel erinnernden Kopf des Atlas um, der langsam hinter ihm und seiner zurückweichenden Miliz herwuchtete. Der Garde-Mech schien in gerader Linie auf ihn zuzukommen. Er feuerte das Gaussgeschütz. Die Manöverkugel detonierte auf dem rechten Torso des Lichtbringer, der leicht erbebte, als die weiße Staubwolke aufwirbelte. Wieder zeichnete der Computer das Schadensdiagramm satt gelb. Schweißperlen traten auf Archers Stirn, und als er sich mit der Zunge über die spröden Lippen fuhr, schmeckte er das Salz. Er hielt das Fadenkreuz über dem Atlas und eröffnete erneut das Feuer, schälte weitere kostbare Panzerung ab.
Plötzlich drang eine Stimme an seine Ohren. »Gespenst Eins von Hammer Eins, ich zeichne zahlreiche Banditen an der Hintertür. Ich wiederhole: Sie sind in unserem Rücken und werden in etwa fünf Minuten da sein.«
Verdammt! Fast hatte Archer genau so einen Schachzug von Blücher erwartet. Noch blieb Zeit, die Falle zuschnappen zu lassen, aber sie wurde knapp. »Verstanden. Gespenst Eins an alle Hämmer, nach Süden vorstoßen und angreifen. Gespenster, wartet, bis die Hämmer da sind. Dann Sturmangriff den Hang hinunter, so wie geplant.«
Rechts und links von seiner Position zitterte der Boden, als die Panzer an seinem Lichtbringer und den übrigen BefehlsLanzenmechs der Thorin-Miliz vorbeidonnerten, geradewegs auf die anrückenden Kampfkolosse der Arkturusgarde zu. Die GardeMechs blieben stehen und schienen für einen Augenblick wie erstarrt, als ihre Piloten sich plötzlich einer an Zahl und Bestückung überlegenen Streitmacht gegenübersahen, die wie eine Lawine auf sie zurollte.
Über eine offene Befehlsfrequenz bellte Archer seinen Leuten einen einzigen Befehl zu: »Angriff!« Sein Lichtbringer stürzte sich in den wilden Sturmlauf den Berg hinab.
Eine knappe Stunde später war die Gefechtsübung zu Ende. Es war knapp gewesen, und als die Kampfrichter die Punkte ausgezählt hatten, erklärten sie das Manöver für unentschieden. Der Sturmangriff hatte die Formation der Arkturusgarde zerschlagen, aber dieser Erfolg hatte nur wenige Minuten Bestand gehabt. Der Gegenschlag aus dem Rücken der Panzertruppen hatte mehr Schaden angerichtet, als Archer lieb war, aber sie hatten ihm die Zeit erkauft, die er gebraucht hatte.
In seinen Augen war es ein Sieg. Für eine aus Freizeitkriegern bestehende Planetare Miliz war es eine beachtliche Leistung, einer regulären Heereseinheit ein Unentschieden abzuringen. Er stand mit seinem Befehlsstab an den schlämm- und lianenverkrusteten Füßen des Lichtbringer. Sie unterhielten sich lachend über den Kampf. Katya Chaffee saß auf dem Metallfuß und kühlte sich das Gesicht mit Wasser aus ihrer Feldflasche. Hauptmann Gett, die Kommandeurin der Kompanie Beta, ging unentwegt auf ihrem Compblock die Datenanalyse des Gefechts durch und versuchte Archer zu erklären, wie sie es hätten besser machen können. Seine Leute betrachteten den Ausgang dieser Übung nicht als einen Sieg. Im Gegensatz zu Archer hatten sie sich mehr versprochen.
Ein paar Minuten lang gestattete Archer sich, wieder ein normaler Soldat zu sein. Nach Jahren im Feld, in denen er sich häufig genug nach dem Zivilleben gesehnt hatte, genoss er das Gefühl, wieder ein Krieger zu sein. Die Kameraderie hatte etwas Magisches, die unsichtbare Bindung zwischen Mitgliedern einer Einheit, die einander verstanden und als ein Team zusammenarbeiteten. Fast hätte er die beiden Offiziere gar nicht bemerkt,
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