BattleTech 51: Die erste Buergerpflicht
fordern oder so was? Das hier ist kein Kampf wie gegen die Clans oder das Draconis-Kombinat. Hier geht es darum, Recht und Ordnung zu sichern.«
Fisk reagierte nicht sofort, sondern tat so, als müsse er all das erst noch überdenken. Als er schließlich antwortete, klang seine Stimme betont beschwichtigend. »Unser Oberst ist ein erfahrener Veteran. Ich denke, er wartet einfach auf sichere Beweise, bevor er handelt.«
»Aber alles was er macht, ist mit Leuten quatschen. Wenn er eine Liste mit Verdächtigen hat, dann sollten wir die Schweine arrestieren, bevor noch jemand stirbt.«
Fisk hatte Carmichael wie schon andere vor ihm erfolgreich den Pfad seiner Logik herabgelockt, und zwar so, dass der Feldwebel glauben musste, er wäre von selbst an diesem Punkt angekommen. Manchmal war es beinahe zu eicht. »Vielleicht, wenn es einen Zwischenfall gäbe, bei dem man beweisen könnte, dass es mehr als ein Unfall war... Vielleicht würde der Oberst dann aktiv werden.«
»Könnte sein«, stimmte Carmichael nachdenklich zu und ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen.
»Es wäre auch gar nicht nötig, dass jemand dabei umkommt. Wenn dem Oberst die Größenordnung der wahren Gefahr für unsere Herrschaftsstruktur bewusst würde, bin ich sicher, dass er so reagieren würde, wie wir es uns wünschen.«
»Was ist mit Oberstleutnant Christifori? Es heißt, seit der Sache mit seiner Schwester hat er es auf Sie abgesehen.«
Fisk zuckte die Achseln. »Ein Milizkommandeur ist ja wohl kaum eine echte Gefahr. Er ist ein alter Hut. Ich mache mir um ihn überhaupt keine Sorgen. Und seine Einheit... Alles, was sie an Material vorzuweisen hat, ist veraltet und verbeult. Nichts, was eine nennenswerte Bedrohung darstellen könnte. Sicher, er ist ein guter Ausbilder, aber längst pensioniert. Außerdem glaube ich, dass er mit einem Teil der Probleme in Verbindung steht. Seine Schwester hat eindeutig gegen die Interessen des Archon gearbeitet. Und was ist mit dieser Hauptmann Chaffee, seiner Nachrichtendienstlerin? Ihr Name ist in Verbindung mit ein paar der Dissidentengruppen aufgetaucht. Wenn der Oberst erst gegen die Rebellenfraktionen vorgeht, wird sie mit in den Kerker wandern, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird Christifori ihr da Gesellschaft leisten.«
Ein Hauch von Wahrheit lag in dem, was er sagte. Katya Chaffee hatte auf seiner ursprünglichen Verdächtigenliste gestanden. Und Fisk wusste sehr wohl, dass Christifori eine ernste Gefahr darstellte, solange er in Freiheit war. Wenn es eine Möglichkeit gab, ihn irgendwie mit Rebellenaktivitäten in Verbindung zu bringen, konnten sie ihn einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Und für jemanden, der Archer Christiforis einzige überlebende Verwandte auf dem Gewissen hatte, erschien der Kerker als ein äußerst befriedigendes Ende für dessen Heldenlaufbahn.
Archer saß an seinem Schreibtisch und studierte die Datenanzeige. Dann rieb er sich die müden Augen. Es war schon spät und die Luft im Büro verbraucht. Die letzten paar Tage waren reichlich hektisch gewesen. Er hatte weiter den Papierkrieg bewältigt und den Eindruck eines völlig normalen örtlichen Geschäftsmannes aufrechterhalten, aber nachts hatte er sich mit den anderen getroffen und sorgfältige Pläne ausgearbeitet, damit alles vorbereitet war, wenn der Zeitpunkt zum Handeln kam.
Katya Chaffee ging schweigend im Zimmer auf und ab und las die Berichte ihres vierköpfigen Teams. Auf seltsame Weise wirkte es beruhigend auf Archer, sie so durch sein Büro tigern zu hören. Es erinnerte ihn an seine Schwester, wenn sie bis spät in die Nacht gearbeitet hatten, was gar nicht so selten vorgekommen war. Katya hatte Haus und Büro vorsichtshalber nach Wanzen abgesucht, aber bis jetzt schienen die lyranischen Truppen auf Abhörversuche zu verzichten.
»Ich habe eine Stufe-2-Überprüfung unseres ganzen Personals durchgeführt«, stellte Katya fest. »Es gibt vier mögliche Archon-Loyalisten in unseren Reihen. Ein Tech, ein MechKrieger, zwei Infanteristen.« Sie drehte ihren Compblock um und zeigte ihm die Namen. »Sie stellen kein besonderes Risiko dar, aber wie schlägst du vor, sollen wir mit ihnen umgehen?«
»Wir tun gar nichts. Wenn die Zeit kommt, eskortieren wir sie in aller Freundschaft zur Tür, oder besser noch, schicken sie auf eine Sondermission. Ich möchte nicht dass ihnen etwas zustößt. Wir bleiben Kameraden, auch wenn unsere Wege sich trennen.«
Archer wusste, dass dies kein Krieg werden würde, wie er
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