BattleTech 52: Phoenix
Fernsender, dessen Sensorensätze sie vor drei Tagen an der Westflanke der Sheridans abgeworfen hatte. Ehrfürchtige
Stille.
Lhiannons Augen glänzten aggressiv auf und sie
sagte: »Okay, wir verschieben diese Debatte besser
auf später, jetzt gibt es viel zu tun.«
Jason Boise steuerte seinen Derwisch durch die
Schluchten der westlichen Sheridans. Hinter ihm
kamen die Kopfgeldjäger. Sie boten ein hervorragendes Ziel, die überschweren Mechs in der engen
Schlucht... ein richtiges Tontaubenschießen würde es
werden.
Es war alles so gekommen, wie Gilbert gesagt hatte. Und wie Lhiannon es vorausberechnet hatte - nur Gilberts Höhensprung hatte sie nicht gesehen. Aber
irgendwie hatte das niemand.
Jason hatte die Fernsensoren gefunden und die Daten übertragen. Die Jacks würden in drei Stunden
über ihre Jäger in den unwegsamen Sheridans herfallen und sie auslöschen. Jason freute sich schon darauf, den Wolfshund von Berner zusammenzuschießen. Brigg marschierte mit Wallace hinter Jason.
Was diese beiden betraf, so bedauerte Jason seinen
Plan. Brigg war ein fähiger Offizier und Wallace sowohl ein guter Scout als auch ein guter Adjutant -
vor allem war er loyal, was man von wenigen
MechKriegern behaupten konnte. Es war keine fanatische Loyalität, aber im Ernstfall, wenn auch nur ein
Fünkchen Hoffnung bestand, seinen Kommandanten
zu retten, dann würde Wallace' Rabe wie eine Wand
stehen. Solche MechKrieger fand man selten. Brigg funkte Jason über Kom an. »Schütze Boise,
Einheit noch mal! Wie lange dauert das noch?« • Jason schüttelte verärgert den Kopf. Brigg konnte einfach nicht warten. Sein einziger Fehler. »Wir haben
ihre letzte Rückzugslinie in ungefähr zwei Stunden
erreicht.«
Brigg knurrte zur Bestätigung in sein Kom. Jason
konnte spüren, dass sie misstrauisch wurden. Der
Widerstand der Kopfgeldjäger gegenüber Jason war
recht groß gewesen. Sie hatten ihm noch nicht voll
vertraut und um klare Koordinaten gebeten. Jason hatte sich besonders dumm angestellt, und nach einer halben Stunde hatten sie sich entnervt dazu durchge
rungen, ihn ganz einfach als Führer mitzunehmen. Jason kannte das Risiko. Die Waffensysteme des
Kampftitan und des Raben ruhten jede freie Sekunde
auf dem Derwisch. Jason fand diese Vorsichtsmaßnahme vollkommen nutzlos. Ein kurzer Druck auf
seine Kontrollkonsole, und der Derwisch war hinter
die nächste Wand gesprungen. Andererseits - nur ein
falscher Schritt, und sie würden ihn ohne irgendeine
Vorwarnung abknallen.
Die Datenübertragung auf die Fernsensoren war
bisher am heikelsten gewesen. Jason wäre von Wallace fast entdeckt worden. Jason führte sie weiter in
die Sheridans. Er hoffte, dass niemand von den
Kopfgeldjägern sich den Irrgarten der Schluchten in
diesen Bergen einprägte.
Lhiannon Potter hatte ihre dezimierte Kompanie in
Zweiergruppen aufgeteilt. Sie lag zusammen mit
Tom Anderson in einer geräumigen Gletscherspalte
auf der Lauer. Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen war nicht möglich. Sie waren zu weit
verstreut und deckten ein Gebiet von 50 Quadratkilometern ab.
Die Idee, die Tom vorgebracht hatte - einen konzentrierten Schlag gegen die angreifenden Kopfgeldjäger zu führen -, hatte Lhiannon schnell verworfen.
Dadurch verloren sie auf den engen Bergpässen und
Schluchten ihre Flexibilität. Zwei Mechs waren da
geradezu perfekt - acht Mechs konzentriert auf einer Stelle waren eine Katastrophe. Lhiannon entschied sich für die Hit-and-Run-Taktik, die ein langsames Zermürben des Gegners während der Nacht nach sich zog. Lhiannon hoffte, dass sich ihre Taktik bewährte
- falls nicht, würde das die letzte Schlacht der Jacks sein. Aber sie war zuversichtlich. Jason würde ihren Plan erkennen und ihr diese Kopfgeldjäger auf seinem besten Tablett servieren.
Zweieinhalb Stunden. Die Dämmerung setzte ein. Die schwache Sonne des Systems verschwand langsam hinter den Bergen am Horizont. Die Kommunikation war zum Stillstand gekommen. Brigg hatte Funkverkehr verboten. Jason hatte erklärt, dass die Jacks Sensorfallen aufstellen würden. Kommunikation war nur noch vor und in Kampfsituationen erlaubt.
Jason nahm an, dass es einen zweiten Grund für die Funksperre gab: Brigg wollte Jasons Stimme nicht mehr hören. Jason hatte am Anfang nicht gesagt, dass es bis in die Abendstunden dauern würde, und Brigg war wirklich wütend. Und von den Jacks gab es immer noch keine Spur.
Dann geschah alles innerhalb weniger Sekunden. Wallace stoppte. Sein Rabe besaß die
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