BattleTech 53: Der Weg des Ruhms
für die er noch mindestens zehn Sekunden in Reichweite war. Seine einzige Hoffnung bestand in der Flucht. Er schlug den MASC-Knopf in die Konsole. Im selben Augenblick feuerten die beiden feindlichen Mechs ihre PPKs ab, und die künstlichen Blitzschläge zuckten hinter Zane her.
Nur einer der beiden Schüsse traf, der andere verwandelte einen breiten Streifen Präriegras zu Asche. Aber ein Treffer war mehr als genug. Der PPKStrahl brach durch das vom vorangegangenen Schuss aufgerissene Loch im Rücken des Jenner, zerkochte die letzten Reste der internen Struktur und fraß sich weiter durch den Rumpf der Maschine. Überraschenderweise löste die Flutwelle elektrischer Energie keine Detonation der Raketenmunition aus. Aber noch während das MASC-Signal in die Beinmuskulatur des Jenner schoss, schnitt die Partikelsalve dessen rechte Rumpfhälfte mitsamt Arm glatt ab. Der Mech verlor fast ein Viertel seiner Masse im selben Augenblick, in dem er plötzlich beschleunigte. Zane versuchte verzweifelt, den hart nach links ausbrechenden Kampfkoloss unter Kontrolle zu behalten, aber die zerbrechlichen Beine des leichten ClanMechs rissen sich buchstäblich vom Rumpf los, und der Mech krachte der Länge nach in den Dreck.
Als der Jenner zu Boden ging, tobte Zane innerlich, weil er wieder von Kriegern der Inneren Sphäre besiegt worden war, wenn auch nur in einer Gefechtsübung. Er wurde nach vorne geschleudert, und sein Kopf schlug hart auf die Konsole. Sein letzter Gedanke, bevor ihn die Dunkelheit umfing, war, dass er ihnen nie wieder gestatten würde, ihn zu überwältigen. Nie wieder!
15
Cauntaa, Neu-Circe, Yamarovka Präfektur Irece, Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
15. September 3062
In der hinteren Ecke der Kneipe, deren Leuchtschrift an der Außenmauer sie nur in roten japanischen Kana als ›Baru‹ kenntlich machte, saß Chu-sa Palmer Yoshio und nippte gelassen an seinem Sake. Sein Tisch war der einzig belegte des Etablissements, und nur die blinkenden Lichter einer alten Jukebox beleuchteten den Schankraum. Die beiden anderen klapprigen Tische standen zwischen ihm und der Tür und blockierten fast den Weg. Die Theke zog sich an der ganzen rechten Wand entlang, zwei Billardtische nahmen die linke ein. An der beleuchteten Bar saßen zwei andere Männer, die sich vor der Nacht hierher geflüchtet hatten. Beide waren schon erheblich angetrunkener als er.
Yoshio fragte sich zum wiederholten Mal, warum sein Kontakt ausgerechnet dieses Rattenloch als Treffpunkt gewählt hatte. Es verstand sich von selbst, dass er kein Aufsehen erregen wollte, aber an einem Ort wie diesem war es schlichtweg unmöglich, als draconischer Offizier nicht aufzufallen. Selbst in ziviler Alltagskleidung fühlte er sich wie im Rampenlicht. Falls jemand ihn fragte, was er hier wollte, würde er sagen, er sei absichtlich aus seinem gewohnten Umfeld hierher gekommen, um sich hoffnungslos zu besaufen. Er wünschte sich nur, er hätte sich besaufen können! Nach allem, was heute bereits vorgefallen war, weckte das bevorstehende Treffen in ihm den entschiedenen Wunsch, den beiden anderen Kunden der Bar ins vom Alkohol beduselte Vergessen zu folgen.
An diesem Morgen hatte er Zane nur gefragt, wie es ihm nach der Vernichtung des Jenner IIC in der gestrigen Gefechtsübung ergangen war. Der Krieger hatte ihn mit einer Wut angefahren, die unter den draconischen Militärs inzwischen berüchtigt war. Konnte Zane nicht sehen, dass er sich unter Yoshios Männern mit derartigen Aktionen nur Feinde schuf? Andererseits legte er es möglicherweise genau darauf an. In den Wochen, seit sie sich kennen gelernt hatten, hatte Yoshio einiges über den jungen Krieger in Erfahrung gebracht. Darunter auch, dass er einen tiefen Hass auf die Innere Sphäre und all das hegte, was er als Fäulnis im Herzen seines Clans betrachtete, seit der zu einem Teil der Inneren Sphäre geworden war.
Yoshio trank noch einen Schluck und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Er und Zane waren einander sehr ähnlich, trotz der unterschiedlichen Umstände ihres Lebens. Zane war sich dessen ebenfalls bewusst, und es irritierte ihn. Ironischerweise waren sie beide vom selben Gefühl der Schande motiviert. Yoshio für seinen Teil empfand das Kombinat als besudelt. Der Koordinator hatte seinen eigenen Sohn in die Sklaverei verkauft, um sich politischen Spielraum zu verschaffen. Für einen so kleinen Gewinn so viel aufzugeben, war monströs.
Als er die kleine
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