BattleTech 54: Flammen der Revolte
hatte etwas in ihrer Stimme gehört, ein Zögern, eine Intimität. Es war nicht nur, dass sie ihn mit Vornamen angesprochen hatte. Als Mitglied seines Planungsstabes hatte sie sich dazu das Recht erworben. Aber als er jetzt in ihre schokoladenbraunen Augen schaute, bemerkte er dieselbe zögerliche Frage, die in ihrer Stimme gelegen hatte... ein Hauch möglichen Interesses.
»Danach?«, fragte er.
»Nach einer Pause«, erwiderte sie. »Erfrischt zurück ans Werk?«
Diesmal war der Sinn deutlich, aber zugleich gab es da auch immer noch dieses Zögern, so, als wäre sich Tara selbst nicht sicher, auf welche Antwort sie hoffen sollte.
Sie war wirklich gut aussehend, und David erinnerte sich noch gut daran, wie ihre tiefe, rauchige Stimme ihm bei der ersten Begegnung unter die Haut gegangen war. Und er hatte auch den Eindruck gehabt, dass sie an ihm interessiert war. Aber es war nie ein Funken zwischen ihnen übergesprungen. Im Gegenteil. Nach jener ersten Begegnung hatte David gespürt, wie sie abgedriftet war, als er sich mit anderen Sorgen und anderen Menschen beschäftigte. Mit Amanda Black zum Beispiel.
Währenddessen hatte Tara an Statur gewonnen. Sie entwickelte sich zu einem seiner besten Lanzenführer und konnte mit einem Kompaniebefehl rechnen, sobald eine Position frei wurde. Sie arbeiteten gut zusammen und genossen die Gesellschaft des anderen. David betrachtete sie einen Augenblick lang und ließ sich die Möglichkeiten durch den Kopf gehen.
Dann sagte er: »Nein.« Erst zögernd, darauf entschiedener. »Nein, lieber nicht.« Er antwortete auf die unausgesprochenen Fragen ebenso wie auf die ausgesprochenen. »Ich habe in dreißig Minuten einen Termin bei Major General Sampreis. Aber gehen Sie ruhig.«
Tara nickte und ging zur Tür. Am Ausgang hielt sie einen Moment inne. »Es ist doch in Ordnung?«
David verstand, was sie in Wahrheit fragte. Mit uns ist doch alles in Ordnung? Allmählich konnte er die Gedanken der meisten seiner Leute lesen, besonders die seiner ursprünglichen Kompanie. Ein Zeichen wachsender Vertrautheit. »Alles bestens«, lächelte er.
Das wachsende Verständnis zu seinen Soldaten hob das Gewicht der Verantwortung nicht von seinen Schultern, machte es aber tragbarer. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, dass diese Soldaten überlebten.
Plötzlich stockte er und starrte auf die oberste Karte des Stapels, den Tara Michaels auf den Tisch geworfen hatte. Sie zeigte District City, umgeben von den schweren Befestigungen der 8. RKG, die stellenweise bis in die Vororte reichten. Möglicherweise. Nur möglicherweise. In seinem Geist nahmen die Umrisse eines Plans Gestalt an...
* * *
David konnte die Verzweiflung spüren, die in Major General Sampreis' Büro hing - wie die Wolke Zigarrenqualm, die unter den langsamen Drehungen des Dezkenventilators wogte. Hier täuschte niemand ungebrochene Zuversicht vor, nicht unter den TopOffizieren. Sampreis versuchte, seine Besorgnis nicht allzu deutlich zu zeigen, aber er war immerhin der General. Er musste selbst vor seinem inneren Stab eine gewisse Nonchalance bewahren.
»Sie wollen District City angreifen?«, fragte Sampreis ungläubig und winkte David trotzdem zu einem freien Platz zwischen den Kommandeuren des 1. und 3. Mechbataillons. »Haben Sie nicht selbst gegen einen Versuch argumentiert, Weintraub D. C. abzujagen, weil es keinerlei strategischen Wert besitzt?« Der Major General warf einen Blick auf das Holobild auf dem Schreibtisch, das ihn mit Morgan Hasek-Davion zeigte. »Ich persönlich finde ja, wir hätten die Stadt stürmen und Duke VanLees mit seiner Familie befreien sollen. Kathils Herrscher in den Händen dieses arroganten Amarissohns zu lassen, gefällt mir gar nicht.«
Das war klar für jemanden, der ebenso viele politische wie militärische Ambitionen hatte. Die 8. hatte District City zwar schon früh besetzt, doch der General hatte weiter auf Zeit gespielt und nach einem diplomatischen Sieg gesucht. Erst als VanLees in Gefangenschaft geraten war, hatte Sampreis nur noch den Verlust seines Patrons gesehen. Dass George Hasek selbst Duke Petyrs Aktionen der Bevölkerung gegenüber entschuldigt und die Autorität der Miliz auf Kathil bestätigt hatte, blieb zweitrangig. Der General konnte nicht anders, als der Befreiung des Dukes Priorität einzuräumen.
Abgesehen von einer gewissen Öffentlichtkeitswir-kung wäre ein solches Unternehmen jedoch eine nutzlose Geste geblieben. Adlige führten keine Kriege. Sie begannen sie, und
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