BattleTech 56: In die Pflicht genommen
Gesicht hören.
Noch ein Sieg, dachte er müde. Bleiben nur noch neunhundertsoundsoviel.
2
Little Fork, Alcor
Freedom-Theater, Provinz Skye, Lyranische Allianz
11. Februar 3063
Archer stand mit verschränkten Armen da, während die Reporterin ihr Handmikro näher schob. Er hatte bewusst diese Stelle in der Nähe des Basislagers für das Interview ausgesucht statt einen Ort in der Stadt, der Zuschauer hätte anziehen können. Hinter ihm sah man die verkohlten Überreste der Heimatgardebunker. Auf den wenigen nicht ausgebrannten Holzfassaden funkelte der Reif. Die Holocrew links und rechts der Reporterin, Frau Holly Neuman, war damit beschäftigt, die Scheinwerfer und Kameras zu justieren, um sie beide gut ins Bild zu setzen. Als sie schließlich fertig waren, drehte Neuman sich mit einem aufgesetzten Lächeln zu ihm um.
»Stimmt es, Lieutenant General Christifori, dass Sie die Herrscherfamilie Alcors ausgewiesen haben?« Ihr Tonfall wirkte anklagend und leicht feindselig. Das war er von den lyranischen Medien inzwischen gewohnt. Er wusste, sie waren Teil der Lösung, zugleich aber auch ein Teil des Problems. Sie hatten Katrina Steiners Propaganda so lange verbreitet, dass es ihnen schwer fiel, sich jetzt auf ihre neue Rolle als echte Journalisten umzustellen.
»Wir haben den Herzog und seine Familie gebeten, Alcor zu verlassen, ja«, antwortete er, darauf bedacht, höflich und neutral zu klingen. »Ich war der Meinung, eine weitere Anwesenheit des Herzogs hier könnte zu unnötigen politischen Spannungen führen.«
Das war nicht einmal so weit von der Wahrheit entfernt. Herzog Remington hatte hart gegen jeden durchgegriffen, der sich gegen den Archon wandte. Bei einem Studentenprotest waren zwölf junge Demonstranten ums Leben gekommen und weitere dreißig verletzt worden. Seine brutalen Methoden waren ein wichtiger Grund dafür gewesen, warum Alcor auf der Liste von Archers Angriffszielen gestanden hatte. Hätte er Remington gestattet zu bleiben, hätte das nur Racheaktionen provoziert. »In mancher Hinsicht war dies die beste Art, seine Sicherheit zu garantieren.«
»Ist es nicht eher so, dass die Unterstützung des Herzogs für den rechtmäßigen Archon der Grund war, warum Sie ihn und seine Familie ins Exil trieben?«, fragte Neuman beißend.
Archer zuckte leicht die Achseln und achtete sorgfältig auf eine neutrale Miene. »Ich bestreite es nicht, Frau Neuman. Wir kämpfen schlicht und einfach um die Absetzung Katherines als Archon. Hätte Remington statt uns gewonnen, so bin ich mir sicher: Meine Leute und ich stünden jetzt mit Augenbinde an der Wand.«
Eine leichte Röte stieg ihr in das von hohen Wangenknochen geprägte Gesicht, ob aus Wut oder Enttäuschung, ließ sich schwer sagen. »Was Sie in Wahrheit sagen, Lieutenant General Christifori, ist dann doch, dass Sie Alcor als Teil einer Strategie angegriffen haben, die darauf abzielt, Prinz Victor an die Stelle seiner Schwester zu setzen? Dass Ihr Krieg gegen das lyranische Volk nur eine Taktik ist, um Victor Davion an die Macht zu bringen?«
Archer schenkte ihr ein dünnes Lächeln. Irgendwie bewunderte er ihre Hartnäckigkeit. Wie viele andere Reporter wären einem siegreichen Militärführer gegenüber so rotzfrech gewesen?
»Erstens, Frau Neuman: Ich bin Lyraner. Geboren und aufgewachsen auf Thorin. Das hier ist kein Krieg Lyraner gegen Crucier. Es geht darum, Katrina Steiner-Davion aus dem Amt zu entfernen, bevor sie noch mehr Schaden anrichten kann, als sie bereits angerichtet hat.«
»Sie streiten ihr also das Recht auf ihr Amt ab?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bestreite nicht, dass Ihre Abkunft ihr das Recht auf den Thron gibt. Aber ihr Handeln in jüngster Zeit hat bewiesen, dass sie den Thron nicht verdient. Es geht hier nicht um Rechte, sondern um Integrität.« Er antwortete langsam und betonte jedes Wort.
»Und was ist mit der Heimatgarde Alcor?« »Es gibt keine Heimatgarde Alcor mehr. Wir haben die Einheit gefangen genommen und aufgelöst. Ihre Ausrüstung ist jetzt Besitz meines Regiments. Die ehemaligen Offiziere und Mannschaften werden noch ein paar Tage festgehalten.«
»Und dann was? Gefangenenlager?«
Archer hatte schon vor dem Bürgerkrieg nicht viel von Reportern gehalten, inzwischen aber rangierten sie in seiner Einschätzung noch tiefer. »Ich bin selbst Soldat, Frau Neuman«, stellte er fest und nahm seine ganze Geduld zusammen. »Nein, sie werden nicht endlos festgehalten. Wir lassen sie frei, sobald sie eine
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