BattleTech 56: In die Pflicht genommen
meine Stellvertreterin, angewiesen, die Avengers zurückzuziehen. Wir drehen uns um, um Wolverton's Highlanders abzuwehren. Einige unserer zivilen Kontaktleute haben uns ein recht gutes Bild ihrer Truppenbewegungen verschafft. Ich habe Befehl hinterlassen, sich auf keinen Schusswechsel mit dem Wilden Haufen mehr einzulassen.«
»Wir können also einfach hier abmarschieren?«, fragte Natascha skeptisch. »Das sollen wir Ihnen glauben, Lieutenant General?«
»Kommandanthauptmann Snord«, antwortete er geduldig, »Sie können tun, was immer Ihnen beliebt. Ich hoffe, dass wir zusammen gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen werden, der uns bereits gute Leute und kostbare Ausrüstung gekostet hat. Falls Sie von meinen Leuten einen Blutzoll einfordern wollen, können Sie das, aber es wird Ihnen keine Ehre bringen, einen Gegner anzugreifen, der Ihnen den Rücken zukehrt und das Feuer nicht erwidert. Die Wahl liegt bei Ihnen.«
Rhonda Snord bedeutete Norris mit einer Handbewegung, Archer zu einem Stuhl zu bringen, während ihre Tochter den Koffer vom Tisch nahm und ihn sich unter den Arm klemmte. Norris rief einen anderen Soldaten herein, um Wache zu halten, danach verließ er mit den beiden Snords das Zelt.
Archer schaute ihnen nach, dann lehnte er sich zurück, so gut das mit auf dem Rücken gefesselten Händen möglich war, und schloss die Augen. Er war erschöpft, aber auch heilfroh, es wenigstens so weit geschafft zu haben.
* * *
»Sie halten diese Gefechts-ROMs also entweder für authentisch oder für die verdammt besten Fälschungen aller Zeiten?«, fragte Tascha den Tech neben dem Lesegerät.
»Frau Kommandanthauptmann, ich kann nur sagen, was ich sehe«, antwortete der Mann. »Wenn das Fälschungen sein sollten, dann sind es die besten, die ich je gesehen habe.«
Tascha nickte. »Das wäre dann alles«, entließ sie ihn.
Sie schaute zu ihrer Mutter hinüber, die neben dem Tisch mit dem Lesegerät saß. Sie wirkte blass, vermutlich vor Schmerzen. »Dann ist die Frage jetzt wohl die, ob wir Christifori glauben oder nicht.«
Norris trat vor und kam Rhonda zuvor. »Jeder, der gegen uns und die Avengers zu Verrat und Heimtükke von derartiger Niederträchtigkeit greift, soll zur Rechenschaft gezogen werden. Diese Ehrlosigkeit muss gesühnt werden.«
In Taschas Ohren klang er wie ein Richter, der sein Urteil verkündete. Das überraschte sie. Sie hatte erwartet, er würde sich gegen Christifori aussprechen und einen Angriff auf die Avengers verlangen.
Hauptmann Deb H'Chu vom 1. Bataillon, die sich auf Taschas Bitte zu ihnen gesellt hatte, rutschte auf dem Stuhl nach vorne. »Für mich klingt Christiforis Geschichte reichlich unwahrscheinlich. Wir stehen seit Jahrzehnten in den Diensten der Lyranischen Allianz. Mir fällt es schwer zu glauben, sie könnte uns plötzlich derart in den Rücken fallen.«
Einen Moment lang herrschte Stille in der Zeltkuppel und Tascha schaute wieder zu ihrer Mutter hinüber. »Du hast noch gar nichts dazu gesagt, Oberst. Was meinst du?«
Rhonda hob den Kopf, und die dunklen Ringe um ihre Augen verrieten, wie schwach sie war. Die Verletzungen, besonders durch die Neurorückkopplung, hatten ihr schwer zugesetzt.
»Es läuft alles darauf hinaus, wer das meiste zu gewinnen hat«, stellte sie fest. »Christifori und seine Leute sind nach Odessa gekommen, um uns für ihre Seite anzuwerben. Wir hatten die Gespräche noch nicht einmal begonnen, als ich überfallen wurde. Im Nachhinein hätte schon das allein uns veranlassen müssen, Fragen zu stellen.«
»Sie glauben also, dass man uns hinters Licht geführt hat?«, fragte H'Chu nach.
Rhonda nickte. »Wäre Christifori nicht persönlich hier aufgetaucht, um sich zu ergeben, würde ich es vermutlich nicht glauben. Doch er ist ein enormes Risiko eingegangen, indem er unbewaffnet hier aufgetaucht ist. Und nach allem, was unsere Kundschafter sagen, haben die Avengers sich wie versprochen zurückgezogen.«
»Er hat Proviant und Wasser mitgebracht«, stellte H'Chu fest. »Um uns zu besiegen, hätte er uns nur noch ein paar Tage zu belagern brauchen, dann hätten wir ihm Verhandlungen anbieten müssen. Das zählt natürlich auch für etwas.«
Tascha ließ sich auf ihren Stuhl fallen. »Nach all diesen Jahren hat die Lyranische Allianz uns verraten«, erklärte sie mit ungläubigem Kopfschütteln. »Ich frage mich, ob die Archon-Prinzessin davon wusste.«
»Es spielt keine Rolle«, warf Norris ein. »Der Graf ist ihr Untergebener. Katrina Steiner-Davion
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