BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Bedauern, dass sie nicht mehr von seinem Charme aufgeschnappt hatte.
Die weiße Führungslinie endete auf einem breiten Asphaltplatz, den man überall sonst als Parkplatz bezeichnet hätte. Hier allerdings fehlten alle auf solchen Plätzen üblichen Striche oder anderen Einteilungen. Über dem Vorhof ragte ein gigantisches Durallextor auf, auf dem groß die Ziffer Zwei prangte. Lori fragte sich unwillkürlich, ob sie mit ihren Offizieren bewusst gerade an dieses Tor geschickt worden war. Tor Zwo hatten die Legionäre zuletzt 3057 in einer blutigen Materialschlacht gesehen.
Eine kleine Gruppe von Personen in einer Mischung aus Zivilkleidung und DS-Uniformen erwartete sie. Lori hielt den Schweber an und stieg aus, als Kommandanthauptmann Goree und einer der Zivilisten herüberkamen.
»Willkommen bei Defiance, Hesperus, Oberst Carlyle«, begrüßte der Offizier sie mit sorgfältig neutraler Stimme. »Das ist Herr Samuel Quinn, einer unserer Produktionsmanager. Wenn Sie und Ihre Offiziere ihm folgen möchten, wird er Sie hinter die Bühne führen.«
* * *
Während der nächsten anderthalb Stunden wurden die Legionäre durch den subplanetaren Fabrikkomplex geführt. Die Anlage konnte in der Ausdehnung mit mancher Großstadt mithalten und verfügte über Schmelzhütten, Schmieden und Gießereien, elektronische und mechanische Werkstätten, Pulverfabriken und schwere Konstruktionsstätten aller denkbaren Art und Ausführung. Natürlich konnte kein Fabrikrundgang mehr, als die Oberfläche dieser gigantischen Operation zu streifen, aber auch so war Lori von der schieren Größe überwältigt.
Auch hier hatte sich im tagtäglichen Ablauf wenig verändert. Zunächst hatte Quinn gezögert, den Besuchern viel von den Verteidigungsanlagen des Komplexes zu zeigen, aber schließlich war es Lori gelungen, ihn zu erweichen.
»Das ist unglaublich«, stellte sie fest, als sie eine der Batterieführerstationen für das Arrow-IVRaketenartilleriesystem begutachtete. Die Lenkraketen konnten mit dem Zielerfassungssystem in einem der BattleMechs oder Panzerfahrzeuge der DS auf ein Ziel ausgerichtet werden. Laut Quinns Angaben verfügten alle Batterien dieses Typs über genügend Arealeffekt - und Ziel suchende Raketen, um eine schwere Feldschlacht durchzustehen.
»Sind die restlichen Gefechtsstationen ebenso ausgerüstet wie diese hier?«, fragte Rae Houk.
»Mehr oder weniger ja«, bestätigte Quinn nach kurzem Zögern. Lori spürte, wie unangenehm es ihm war, Einzelheiten über die Möglichkeiten der Abwehrsysteme preiszugeben. »Wir verfügen über Kurz- und Langstrecken-Artemisbatterien, Laser- und Partikelwerferstationen und Autokanonentürme, alles in ein zentrales Kommando- und Kontrollnetz integriert. Alle Stationen können vor Ort oder durch eine Hierarchie von Sektoroffizieren gesteuert werden, bis hinauf zur Kontrollzentrale, wenn es nötig wird. Die Systeme sind mit den neuesten Ortungs-, Zielsuch- und Feuerleitgeräten ausgerüstet. Alle Waffen- und Sensorenstationen sind in verstärkten Bunkern untergebracht und reichlich mit Munition und mehrfach redundanter Stromversorgung ausgestattet. Man bräuchte schon ein Kriegsschiff, um das Netz ernsthaft zu beschädigen.«
Quinn setzte seine Erläuterungen fort. »Außerdem haben wir unsere regulären Sicherheitsmaßnahmen um einiges verschärft. Wir haben die Anzahl und Frequenz der regulären Sicherheitsstreifen erhöht und eine Reihe von Sicherheitsüberprüfungen an allen Aus- und Eingangen installiert. Das war Kommandanthauptmann Gorees Idee. Er hat darauf hingewiesen, dass die Methoden der Kriegsführung im Umbruch sind und Infiltration und Kommandooperationen alltäglicher werden.
Wir müssen uns auch vor Sabotage schützen, nicht nur vor einer angreifenden Militärstreitmacht.«
Lori verzichtete darauf, Quinns etwas hochtrabend erscheinende Einschätzung des DefianceAbwehrnetzes zu kommentieren. Andererseits war sie, nach dem, was sie von den Installationen gesehen hatten, auch nicht wirklich scharf darauf, sie auf die Probe zu stellen.
Als die Gruppe die Gefechtsstation gerade verließ, unterbrach ein scharfes Fiepen Quinns Ansprache. Er zog einen kleinen schwarzen Kommunikator aus der Tasche und hob ihn ans Ohr. Mit der anderen Hand schloss er das freie Ohr, um den Lärm der Fabrik auszublenden.
»Oberst Carlyle, wir haben soeben eine Nachricht von Marias Elegie erhalten«, stellte er schließlich fest und schob den Kommunikator wieder in die Tasche. »Sie möchten sich
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