BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
Wellblechwände befestigt wurden, nachdem der Ladevorgang abgeschlossen war. Normalerweise beförderte jeder Waggon zwei in Rückenlage auf die Ladefläche gekettete Mechs. Für diese Fahrt war es Lori allerdings gelungen, den Bahnarbeitern eine alternative Stauweise abzuringen. Jetzt beherbergte jeder Waggon vier kniende BattleMechs, die mit mehreren schweren Ketten gesichert waren. Sobald der Zug am Defiance-Werk eintraf, würden die Techs und Bahnangestellten die Halteklemmen an den Spannern der Ketten lösen, und die Mechs konnten aufstehen, sie abstreifen und ins Gefecht marschieren.
Die meisten Soldaten im nächsten Wagen waren Tom Leones Kröten-Infanteristen. Sie waren so dicht in den Waggon gepackt, dass Lori versucht war, die Leiter neben der Tür hochzuklettern und über die gepanzerten Schultern ans andere Ende des Wagens zu kommen.
Aber die Männer drängten sich weit genug beiseite, um einen Pfad für ihre Kommandeurin freizumachen. Als sie das hintere Ende des Wagens erreichte, informierte sie Kommandanthauptmann Leone vom bevorstehenden Ende der Fahrt.
»Sobald dieser Zug hält«, ermahnte sie ihn, »will ich Ihre Jungs draußen sehen. Schaffen Sie uns einen Sicherheitskordon. Falls der Gegner uns bemerkt, müssen Sie versuchen, ihn so gut es geht auf Distanz zu halten, bis der Rest des Bataillons einsatzbereit ist.«
»Wird gemacht, Frau Oberst«, grinste Leone.
Lori lächelte zurück und duckte sich in den nächsten Wagen, wo sie die Befehle für Meg Powers wiederholte. Im vierten Waggon wartete der Victor. Ihr Tech nahm den grauen Overall in Empfang, den Lori über dem dunkelgrauen Bodystocking des Kühlanzugs trug, und reichte ihr den leichten Neurohelm. Nachdem sie den sperrigen Helm aufgesetzt und befestigt hatte, machte sie sich auf den Weg die Kettenleiter hoch ins Cockpit des Mechs.
* * *
Oberleutnant Valdis Koll suchte die Sensoranzeige des Kampfhund nach Feindaktivität ab. Vor inzwischen fast zwanzig Minuten hatten die Mechs der Defiance-Schutztruppe sich ins Innere des subplanetaren Fabrikkomplexes zurückgezogen, und seine Vorgesetzten bei den Skye Rangers suchten noch immer nach einer Möglichkeit, die Verteidiger effektiv aus der Bergfestung zu vertreiben.
Kolls Kompanie war an der rechten Flanke der 4. Rangers eingesetzt, um die Hauptstreitmacht der Separatisten gegen einen Flankenangriff zu schützen. Er war sich sicher, dass ein derartiger Angriff bevorstand, sobald die regulären Allianztruppen und die Söldner des Grauen Tods einen Weg fanden, ohne den Einsatz ihrer Landungsschiffe die Fabrik zu erreichen. Generalleutnant Ciampa war nicht dumm, und diese Schlampe Carlyle war auch viel zu verschlagen für seinen Geschmack. Schlimmer noch, sie hatte das verteufelte Glück ihres Ehemanns weitgehend über seinen Tod hinaus gerettet. Zusammen war das eine gefährliche Kombination.
Dann bemerkte er den Zug. Die Magnetschwebebahn fuhr in gerader Linie auf die Defiance-Anlage zu, aber irgendetwas stimmte nicht mit diesem Zug. Der zu erstaunlichen Geschwindigkeiten fähige Zug schien langsamer zu werden. Koll erfasste die Hochgeschwindigkeitsbahn mit der Garret-O2JZielerfassung und betrachtete das Ergebnis der Analyse aller von Bewegungssensoren, Radar und Laserentfernungsmessern gelieferten Daten durch den Mechcomputer. Die Geschwindigkeit des Zuges erschien in Form von Hologrammziffern in der linken unteren Ecke der Sichtprojektion. Einhundertzwanzig Stundenkilometer, einhundertzehn, einhundert. Der Zug bremste eindeutig zu früh ab, denn er war noch gute zwölf Kilometer vom Mount Defiance entfernt. Das ergab keinen Sinn. Wer käme auf die Idee, einen verwundbaren Magnetzug in eine Schlacht zu schicken?
Koll fuhr die Vergrößerung des Sichtschirms hoch und erkannte augenblicklich den kantigen Kopf eines Grashüpfer BattleMechs. Die fleckig helldunkelgraue Tarnbemalung des GHR-5J erschwerte es etwas, ihn zu entdecken, aber Koll begriff sofort, was dieser Anblick bedeutete. Die Gray Death Legion versuchte, die Defiance-Schutztruppe per Bahn zu verstärken.
Ein böses Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Mit Carlyles Glück in der Schlacht war es vorbei.
Er beschleunigte den Kampfhund zu einem wogenden, affenartigen Galopp. Es hatte eine gewisse Anstrengung gekostet, sich an die Maschine zu gewöhnen, sowohl an ihre Eigenheiten wie auch an das Aussehen. Mit dem kleinen eiförmigen Rumpf, der zwischen den scheinbar bis an die Schultern reichenden Beinen hing, war er eine der
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