BattleTech 57: Ein guter Tag zum Sterben
einfach, Frau Oberst. Ich versuche Ihnen schon die ganze Zeit klar zu machen, dass dieser Zug nicht alle Ihre Mechs und Ihre Panzer und Ihre Infanterie befördern kann.« Cooper nahm die mattgrüne Schirmmütze mit dem Firmenlogo von Defiance Industries ab und wischte sich mit einem Taschentuch über die Glatze. »Bestenfalls können Sie zwei Mechbataillone und ein paar Kompanien Infanterie an Bord zwängen. Mehr Gewicht können wir nicht befördern.«
»Und wenn wir noch einen Triebwagen ankoppeln?«, fragte Lori.
»Wir können keinen zusätzlichen Triebwagen ankoppeln. Diese Magnetbahnlinie ist auf eine bestimmte Maximalbelastung ausgelegt. Das System enthält zwar eine Sicherheitsmarge, aber die nutzen wir schon jetzt voll aus.« Cooper steckte das Taschentuch ein und setzte die Mütze wieder auf. »Ich bin nun seit zwanzig Jahren Zugführer auf dieser Linie. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, mehr ist nicht drin.«
Lori nickte. »In Ordnung, Herr Cooper, wenn Sie das sagen. Machen Sie den Zug startklar. Wir sind so gut wie fertig mit dem Einladen.«
»Ich bin fertig, sobald Sie es sind, Frau Oberst«, erklärte Cooper und lief über die Waggondächer an die Spitze des Zuges.
»Davis, bring die letzten Mechs an Bord«, rief sie zu McCall hinunter. »Und quetsch an Infanteristen in die Wagen, was geht. Die Lyranische Garde muss auf die nächste Fahrt warten.«
»Aye, Frrau Oberrst«, brüllte McCall zurück. »Und wann wärrre das genau?«
»So bald wie möglich. Mehr habe ich aus Cooper nicht herausbekommen«, erwiderte Lori ärgerlich. »Er behauptet, das Magnetbahnsystem habe eingebaute Sicherheitsmargen, an denen sich nicht rütteln lässt, egal wie dringend es ist. Soweit ich das feststellen kann, wird das zweite Bataillon dreißig Minuten nach dem ersten abfahren.«
»Da'st tae lang, Frrau Oberrst«, stellte McCall fest.
»Ich weiß, Davis, aber welche Alternative bleibt uns denn? Die Landungsschiffe einsetzen, damit der verdammte Schlachtkreuzer sie da oben vom Himmel pusten kann?« Ihre Verärgerung brach sich Bahn. »Uns bleibt keine andere Wahl.«
»Aye, ich kann nurr hoffen, Kommandanthauptmann Gorrree hae noch eine.«
Lori packte die Rückenlehne des Fahrersitzes und hielt sich fest, als die Magnetbahn um eine Kurve jagte. An Bord eines normalen Zuges hätten die Legionäre die Biegung bemerkt, aber nicht weiter zur Kenntnis genommen. An Bord der Magnetbahn, die weit höhere Geschwindigkeiten erreichte, waren die entstehenden Fliehkräfte groß genug, freistehende Passagiere umzuwerfen, falls sie sich nicht irgendwo festhielten.
Lori fluchte, als sie mit der rechten Hüfte hart gegen die Instrumentenkonsole prallte, die sich durch die Mitte des Steuerdecks zog. Cooper lachte leise über ihre Verärgerung und den Grund dafür. Er hatte sie vor den Gefahren gewarnt, die damit verbunden waren, die Magnetbahn bis an die Leistungsgrenzen zu treiben. Aber sie hatte sich nicht beeindrucken lassen und ihn gezwungen, den Zug über die normale Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen.
Als sie das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, schaute Lori auf die Uhr. Cooper hatte für die NonStop-Fahrt von Marias Elegie zum DefianceKomplex fünfundvierzig Minuten veranschlagt. Sofern die Schätzung des Lokführers stimmte, würden sie in weniger als fünfzehn Minuten in die riesige Fabrikanlage gleiten.
Cooper bemerkte den Blick auf die Uhr. »Ein Tunnel noch. Dann kommen wir aus den Bergen auf die Hochebene und haben noch etwa zehn Minuten bis zur Fabrik.«
»In Ordnung.« Lori zog den Kommunikator aus der Tasche. »Achtung, alle Legionäre. Wir sind noch etwa fünfzehn Minuten vom Ziel entfernt. Ihr kennt das Verfahren. Wir halten den Zug vor dem Berg an und greifen den Feind aus der Flanke an. Mehr kann ich nicht sagen, bis das Schlachtfeld in Sicht kommt. Aufsitzen, und viel Glück.«
»Keine Bange, Frau Oberst. Ich halte den Zug sanft und gleichmäßig an«, versprach Cooper lächelnd.
»Danke.« Sie klopfte dem Mann auf die Schulter und machte sich auf den Weg zur schmalen Luke, die vom Kontrolldeck des Triebwagens zu den Waggons führte.
»Fünfzehn Minuten«, rief sie den Legionären im ersten Wagen zu. Die MechKrieger reagierten, indem sie die Kettenleitern zu den Cockpits hinaufkletterten.
Ein paar Infanteristen und Techs, die sich zusammen mit zwei Bahnangestellten noch im Innern des Waggons aufhielten, blieben wo sie waren.
Der Frachtwaggon war im Grunde ein Flachbettwagen, an dessen Seiten schwere
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