BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
Larry verlangsamte mit einer schnellen Yogaübung die Atmung und zählte seine Herzschläge, während er sich vorstellte, ein Teil der Betondecke zu sein: solide, stabil, gefühllos, unsichtbar. Die beiden Wachen gingen vorbei und ahnten nicht, wie knapp sie dem Tod entgangen waren.
Nachdem er genau fünfhundert Pulsschläge gezählt hatte, was den Schmerzmitteln für die Migräne und seine Hand Zeit gab, zu wirken, ließ er sich langsam auf den Boden hinab. Er schaute hoch und sah seinen Handabdruck auf der Decke, stellenweise von Blut verfärbt. Nur gut, dass seine DNS in keiner Datenbank erfasst war. Wenn man nicht genau hinschaute, sah man nur ein paar ziemlich nachlässig in den Stein gebohrte Löcher. Die Handwerker sind heutzutage einfach nichts mehr wert, dachte er sarkastisch.
Seiner Hand schenkte er keinen weiteren Gedanken, abgesehen davon, dass er sie nach innen drehte, um die Tarnleistung des Anzugs nicht zu kompromittieren. Wegen des Blutverlustes brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Sein Kreislauf war mit extrem starken Gerinnungsmitteln versetzt. An einer so leichten Verletzung konnte er nicht verbluten.
Er setzte den Weg zum Büro des Dukes zielsicher fort und kam ohne Zwischenfälle durch mehrere weitere Flure, bevor er den Gang erreichte, an dem das Büro lag. Überrascht stellte er fest, dass die Tür offen stand im Innern brannte Licht. Er blieb stehen und ging seine Optionen durch. Litt der Duke unter Schlaflosigkeit oder hatte er bereits von der Invasion erfahren?
Er kalkulierte hastig. Ihm blieb keine Zeit. Entweder der Herzog wusste bereits von der Invasion, was angesichts der Zeit, die Larry gerade verschwendet hatte, durchaus möglich war, oder er war aus irgendeinem anderen Grund wach und würde bald davon erfahren. Sich seiner Geschwindigkeit und Fähigkeiten sicher, traf Larry eine schnelle Entscheidung. Er zog das Nachtsichtgerät ab und lief los. Die beiden Waffen in den ausgestreckten Händen ließ er sich auf den polierten Fliesenboden fallen und rutschte durch die Tür. Er spürte einen kurzen Zug an den Knien, dann gellten Alarmsirenen im ganzen Palast und der Flur explodierte in grellem Licht.
Sein ohnehin schon aufgeputschter Verstand sprang in einen hyperaktiven Zustand, der ihn den Raum fast in Zeitlupe sehen ließ. Noch während er die Waffen auf die beiden Personen richtete, die er sah, konnte er kaum fassen, was geschah. Nachdem er gerade gute vier Stunden damit zugebracht hatte, die modernsten Sicherheitstechnologien der Inneren Sphäre zu täuschen, war er in eine der ältesten Fallen getappt, die es in der Geschichte der Menschheit gab: einen Stolperdraht. Obwohl seine Fluchtchance sich damit soeben von fünfzig auf unter ein Prozent reduziert hatte, änderte das jedoch nichts an seiner Absicht, die Mission erfolgreich abzuschließen und zu entkommen.
Mit der rechten Hand feuerte er auf einen Posten, der an der Wand links neben dem Schreibtisch stand. Der nach der Waffe greifende Mann zuckte und schlug mit dem Kopf an die Wand, als ihn das leise Summen des Sonarschockers ins Traumland schickte.
Gleichzeitig zielte Larrys rechte Hand mit dem Nadler auf den Herzog, doch der Alarm hatte sein Opfer gewarnt. Der Duke warf sich bereits nach hinten, warf den Sessel um und ging dahinter in Deckung. Auf das Ploppen des Gasstoßes folgte ein Schwarm schwarzer Plastiknadeln, die sich in den linken Arm Haseks bohrten. Blut spritzte über die Wand, als die Nadeln die Hand bis auf die Knochen häuteten und weiter den Arm hinauf wanderten. Es war keine tödliche Verletzung, doch der Schrei, der aus der Kehle des Dukes stieg, war eine deutliche Bestätigung, dass er verletzt war.
Eine Bewegung in Larrys Augenwinkel. Er riss den Mauser & Gray nach rechts, sein Kopf folgte. Er drückte im selben Moment ab, in dem sich ihm ein stechender Schmerz in den Unterleib und rechten Oberschenkel bohrte. Er fluchte in Gedanken, als seine Waffe einem zweiten Wachsoldaten die Kehle zerfetzte. Der Mann war auf der Stelle tot, aber Larry wusste aus Erfahrung, dass er mit der gleichen Gewissheit sterben würde, nur nicht so schnell. Der Energiestrahl hatte die Wunde kauterisiert. Er würde nicht verbluten, bevor er den Duke erledigt hatte.
Er versuchte, sich in eine sitzende Stellung aufzurichten, doch Feuer schlug durch seinen ganzen Körper, als die schwer verletzte Bauchmuskulatur noch weiter riss. Er biss die Zähne zusammen, um den Aufschrei zu unterdrücken und wälzte sich auf den
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