BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
auslöste. Schließlich stellten optische Sensoren noch Farbe und Stärke des Lichts in der unmittelbaren Umgebung fest. Ein weiterer eingebauter Computer analysierte die Daten und passte die Farbe des Anzugs an die Umgebung an.
Der Anzug war ein Wunder an Hochtechnologie, allerdings wertlos, wenn er nicht von der geübten Hand eines Chirurgen geführt wurde, der verstand, das ihm zur Verfügung stehende Werkzeug einzusetzen und den Krebs zu entfernen, der das Vereinigte Commonwealth befallen hatte.
Und jetzt, dachte er, war es an der Zeit, sein Können einzusetzen. Vorsichtig hob er den Arm aus dem Schmutzwasser, zog eine formbare Polymerverbindung aus einem kleinen Behälter und strich sie sorgfältig über die Öffnung, bis sie fünfzehn Minuten später den gesamten Ausstieg bedeckte. Dann schob er noch langsamer den Arm durch die Substanz, bis er bis zur Schulter damit bedeckt war - denn wenn er sich zu schnell bewegte, konnte er die Membran zerreißen. Jetzt würde sich zeigen, ob es die Schmerzen wert war.
Die Unterseite des Unterarms gegen den verriegelten Kanaldeckel gelegt, spannte er den Arm und versuchte, den Rest des Körpers so reglos wie möglich zu halten. Der ganze Arm zitterte, und die dumpfen Kopfschmerzen, die er seit vier Monaten nicht mehr loswurde, verwandelten sich plötzlich in ein weiß glühendes Feuer. Seine Hand zuckte krampfartig, die Knöchel krachten und er bekam Angst, der Deltamuskel würde sich aus dem Brustmuskel reißen. Eine endlos scheinende halbe Sekunde lang wurde die ganze Welt um ihn herum grellweiß, als blitzende weiße Flecken einer ausgewachsenen Migräne ihm die Sicht nahmen. Er kämpfte gegen die Übelkeit an und einen Augenblick später gab der Deckel nach. Die Bolzen an einer Seite der Metallplatte barsten mit einem kreischenden metallischen Geräusch, das sich durch die Membran geradewegs in seinen Schädel bohrte. Mehrere Minuten regte er sich nicht, aus Angst, das Geräusch könnte einen Warnsensor ausgelöst haben. Außerdem musste er der Injektionsautomatik an der Halsschlagader Zeit geben, die Kopfschmerzen zu bekämpfen.
Verdammte Ärzte!, dachte er. Sie hatten ihm versprochen, die Schmerzen würden sich nach etwa einem Monat legen. Jedoch - mit Schmerzen oder ohne - es ließ sich nicht bestreiten, dass er ein wandelndes Stück Science Fiction war, ein KybOrg, wie man ihn in diesen Tagen nur noch erträumte oder als vage Erinnerung aus den Hochzeiten des Ersten Sternenbunds kannte, bevor Jahrhunderte des Kriegs zum technologischen Rückschritt geführt hatten.
Selektive Myomerimplantate, ursprünglich Anfang der Sechziger in der Konföderation Capeila wiederentdeckt, waren Teil eines ultrageheimen Forschungsprogramms des VerCom-Ministeriums für Geheime Untersuchungen und Operationen. Zuerst hatte man in der Sternenbundzeit Myomere, seit Jahrhunderten als künstliche Muskulatur für BattleMechs benutzt, Mensehen eingepflanzt. Doch diese Kunst war erst kürzlich wiederentdeckt worden. Die synthetischen Myomerfasern ersetzten die komplette Muskulatur eines Körperteils - in Larrys Fall des rechten Arms -, mit dem Ergebnis einer beträchtlichen, beinahe an ein Wunder grenzenden Kraftverstärkung. Aber auch wenn er soeben den Wert der Implantate bewiesen hatte, blieben Nachteile. Zum einen diese verdammte Migräne. Die Anfälle schlugen ohne erkennbares Muster zu, ohne jemals wirklich zu verschwinden - und immer, wenn er die volle Leistung des Arms beanspruchte, steigerten sie sich zu extremen Schmerzen.
Zudem war er mehrfach drogenabhängig geworden, obwohl er vorher noch nie irgendwelche eingenommen hatte. Ohne Vorwarnung hatte er zudem eine unkontrollierbare Sucht nach Alkohol und Amphetaminen entwickelt. Die Ärzte hatten nur mit der Zunge geschnalzt und miteinander getuschelt, während sie irgendein Kauderwelsch auf ihre Klemmbretter schrieben. Das hatte in ihm einen beinahe ebenso großen Drang geweckt, die ganze Bande zu erdrosseln. Natürlich war er im Vergleich mit manchen anderen Testpersonen noch glimpflich davongekommen. Es schüttelte ihn noch immer, wenn er an sie dachte. Aber es war ja alles für Gott und Vaterland, nicht wahr? Jedenfalls wurde er nicht müde, sich das vorzubeten.
Trotz allem, was das Implantat ihm angetan hatte, wurde die Operation zum Erfolg erklärt, und er hatte diesen Auftrag erhalten. Einer der Gründe, warum er jetzt tief in Kot und Urin lag und auf ein Abklingen der Kopfschmerzen wartete, ohne einen Muskel zu regen,
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