BattleTech 58: Drohendes Verhängnis
herauszufinden, und sein Spähflugzeug war abgeschossen worden, bevor es auf Sichtweite an die Stadt herankommen konnte. Er wandte sich wieder zum Holotisch um, pflanzte beide Hände fest auf die Seitenränder und beugte sich über die Karte. Er starrte hinab auf die Stadt. Habe ich dich endlich in die Enge gedrängt, George?, fragte er sich.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er den Duke schon seit einer Weile nicht mehr als, nun, den Duke bezeichnete. Er war sich nicht sicher, wann es dazu gekommen war, und es beunruhigte ihn ein wenig. Ganz abgesehen von seinen Befehlen und davon, wie deutlich der Herzog sich gegen die Archon-Prinzessin aufgelehnt hatte, George Hasek blieb ein Herzog. In einer Feudalgesellschaft, in der ein Mann wie Amelio Adligen wie ihm normalerweise absolute Loyalität schuldete, hatte er eine Möglichkeit finden müssen, Distanz aufzubauen, sein Handeln zu rationalisieren. Er musste lachen. War das zu fassen? Er war der Befehlshaber einer planetaren Invasionsstreitmacht und dachte immer noch in den Kategorien eines Bauernjungen aus dem Waldwinkel.
»Generalhauptmarvn«, unterbrach Jones seine Gedanken. Als er sich umschaute, sah er, dass sie ihm einen Stapel Papiere hinhielt. Er nahm sie und setzte sich auf die Tischkante, ohne sie zu lesen.
»Wie lange noch, bis wir New Saso erreichen?«, fragte er. Jones wirkte verwirrt, versuchte es aber hastig zu überspielen. Er verstand ihre Überraschung darüber, nach ihrer Meinung gefragt zu werden. Das bedeutete nicht, dass er ihr irgendeinen Wert beimaß, doch das konnte sie nicht wissen.
»Es spielen eine Menge Faktoren mit, Generalhauptmann. Letzte Nacht hat deutlich gezeigt, welche Auswirkungen das Wetter hier haben kann. Nicht zu vergessen, dass die Verteidiger manchmal wie ein Kartenhaus zusammenklappen und bei anderen Gelegenheiten eine erstaunliche Zähigkeit unter Beweis stellen. Selbst ...«
»Das weiß ich alles«, unterbrach er sie. »All das berücksichtigt, wie lange?«
Jones studierte die Karte, während Amelio unauffällig ihr Gesicht beobachtete. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass sie keineswegs unattraktiv war. Hätte sie nicht so bedrückt gewirkt, sie wäre sogar hübsch gewesen. Er konnte fast sehen, wie der Kampf sich vor ihrem inneren Auge abspielte. Sie zog die Schultern leicht hoch, wie, um einen Schlag abzuwehren. Es war also schlimmer, als er angenommen hatte, dachte er und seufzte innerlich. Sie schien fast völlig gebrochen. Vielleicht war es besser, sie vor dem letzten Schub abzulösen.
»Drei Wochen«, erklärte sie schließlich, und ihre Stimme klang, als würde ihr die Antwort unter Folter abgezwungen. Er hob überrascht eine Augenbraue. »Drei Wochen? Halten Sie das nicht für ziemlich ehrgeizig?«
Sie zuckte bei der Zurechtweisung sichtlich zusammen, was seine Einschätzung bestätigte. »Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt, und wenn man alles in Betracht zieht, halte ich es für möglich, die Außenbezirke der Stadt in drei Wochen zu erreichen. Wir haben Nachschubprobleme, Generalhauptmann, aber ich denke, da wird es den Verteidigern nicht anders gehen. Wir haben eine Menge ihrer Vorräte erbeutet, und es ist nicht anzunehmen, dass sie allzu große Vorräte anhäufen konnten, nachdem so viele Regimenter des Dukes in anderen Systemen den Nachschub dringender benötigten.«
Während sie sprach, wurde die Stimme kräftiger und ihre Schultern hoben sich ein wenig. Vielleicht hatte er sich ja doch geirrt, dachte Amelio. Es schien immer noch ein Funken Antrieb in ihr zu stecken. »Ich vermute, sie haben extreme Munitionsprobleme. Das beste Beispiel ist der letzte Vorstoß Ihres 2. Bataillons gegen die Vanguard Legion. Es war nur ein Tasten, und trotzdem sind die Söldner zurückgewichen, obwohl sie wenn schon keine zahlenmäßige Überlegenheit, dann doch immerhin die bessere Position hatten. Ich bin sicher, sie sparen für unseren kommenden Angriff auf die Stadt Munition. Natürlich bedeutet das nicht, dass wir New Saso gleich werden einnehmen können, wenn wir es in drei Wochen erreicht haben sollten. Wenn meine Einschätzung stimmt, werden sie zurückweichen, um unsere Kräfte heranzulocken und zu konzentrieren. Dann, wenn wir glauben, sie säßen in der Falle, werden sie zuschlagen, in der Hoffnung, durch unsere Linien zu brechen und uns zurückzutreiben. Vielleicht sogar, uns mit einer Gegenoffensive das Genick zu brechen. Jedenfalls würde ich das in ihrer Situation so machen.« Sie drehte sich um und schaute
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