BattleTech 59: Stuerme des Schicksals
groß genug war, um den Planeten einzunehmen und zu halten. Das bewies die wachsende Zahl der Angriffe und Hinterhalte.
Der von der Sonne ausgedörrte Boden des Burgensands barst unter den metallenen Füßen des Daishi, als er ihn mit maximalen fünfundfünfzig Stundenkilometern über das Gelände trieb, um mit seiner überschweren Lanze zwei ScoutMechs der Auslandslegion zu retten. Den Berichten zufolge hatte die BefehlsLanze der Miliz sie an der Meeresküste in die Enge getrieben. Bei zweifacher zahlenmäßiger Überlegenheit hätten die Milizionäre sie einfach überrollen müssen.
Als die spärlichen Krüppelbüsche und der hellbraune Boden grauem Sand und Schneidegras wichen, konnte Victor das Salz in der von der Klimaanlage angesaugten Luft schmecken. Aber noch war der Ozean hinter einem letzten Bergmassiv aus dunklem, verwittertem Fels verborgen.
»Wie sieht's aus?«, fragte er Jerry Cranston im Cockpit des Destruktor, der hinter dem Daishi folgte. Auf der Sichtprojektion flackerten mögliche Feindkontakte, aber die Kommfrequenzen waren von Rauschen überlagert. Die Techs hatten kaum Zeit gehabt, eine weitere Frequenz zu installieren, die es den Piloten der Lanze gestattete, sich zu unterhalten.
»Wer auch immer uns hier stört, er versteht sein Geschäft«, gab Jerry zurück. »Das gefällt mir nicht, Victor. Hier ist Vorsicht geboten.«
In Anbetracht der Tatsache, dass sie beide an den Kontrollen hundert Tonnen schwerer Kampfkolosse saßen, hätte diese Bemerkung unter anderen Umständen komisch wirken können. Aber bei einem Rennen um das Leben zweier Piloten nahm Victor die Warnung ernst. Er wusste, was Jerry Sorgen machte. Statt Victors Leute einfach plattzuwalzen, hatte der feindliche Kommandeur nur mit ihnen gespielt. Er ließ sie bewusst am Leben und benutzte sie sichtlich als Köder.
Und zu jedem Köder gehörte eine Falle.
Die Falle schnappte zu, als Victors vier überschwere Mechs um den letzten Felsvorsprung wuchteten, hinter dem sich der lange Strand öffnete, an dem der Burgensand auf Dar-es-Salaams Großen Ozean traf. Drei überschwere Mechs, ältere Modelle, jedoch trotzdem gefährlich, warteten auf sie, die Brandung im Rücken. Weiter auswärts standen drei weitere BattleMechs halb im Wasser und formten künstliche Klippen, an denen sich mit weißer Gischt und Dunst die Wellen brachen. Die Anzahl der Wracks zeigte Victor, dass seine Kundschafter ihr Leben teuer verkauft und eine überschwere MilizMaschine mit ins Jenseits genommen hatten.
Nicht gerade ein abendfüllender Nachruf, aber zu mehr blieb ihm keine Zeit, denn schon eröffnete eine Banshee das Feuer. Eine der beiden PPKs der Maschine schleuderte die peitschende, bläulich weiße Blitzentladung keinen Meter am Kanzeldach des Daishi vorbei, und die gleißende Helligkeit ließ Victor unwillkürlich hochschauen, mit dem Ergebnis, dass eine blaue Narbe sich quer durch sein Gesichtsfeld zog. Die Salven schlugen über die Brustpartie des Omnis, und er wurde nach hinten auf die Fersen gedrückt, während verflüssigte Panzerung wie Schweiß herabtropfte. Ein ZEU-9S Zeus unterstützte den Angriff mit Energiekanone und Lasern, während ein feindlicher Victor eine Gausskugel in die Panzerung über dem Knie des Daishi rammte. Die Miliz kannte ihr Ziel, und sie legte es darauf an, Victor ohne Umschweife aus dem Weg zu räumen.
Der Daishi schüttelte sich heftig und war dicht an einem Komplettausfall des Kreiselstabilisators, als Victor sich vorbeugte und sein Gleichgewichtsempfinden dazu benutzte, den massiven Angriff abzufangen. Cranston und die beiden Legionäre schoben sich nach vorne, um ihn gegen den konzentrierten Beschuss abzuschirmen, und ihre Geschütze antworteten auf das Feindfeuer.
Als die Miliz sich in die Brandung zurückzog, um Zeit und Distanz zu gewinnen, benutzte Victor die Gelegenheit, seine Balance wiederzufinden. Dann zog er das Fadenkreuz über die Banshee und löste einen langen Feuerstoß aus der Kaliber-12-cmAutokanone aus. Die für erhöhte Durchschlagskraft mit abgereichertem Uran verstärkten Granaten rissen tiefe Löcher in die Panzerung der Banshee. Dann zogen die drei Impulslaser ihre Spuren quer über den Torso des gegnerischen Mechs, und einer von ihnen vergrößerte ein bestehendes Loch in der linken Flanke. Drei melonengroße Kanonenkugeln fielen aus dem aufgeplatzten Munitionslager des Gaussgeschützes.
Erst jetzt fiel Victor auf, dass die Banshee bei ihrem Angriff das Gaussgeschütz nicht eingesetzt
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