BattleTech 61: Finale
immer wieder hatte man ihr diese Erfüllung aus den Händen gerissen. Der Traum vom Titel der Ersten Lady. Ihre Lyranische Allianz. Und jetzt auch das Reich ihres Vaters. Alles verloren.
Vorerst.
Ihre hohen Absätze knallten laut auf dem Marmorboden des Thronsaals. Rote und blaue Schlieren zogen sich in Wirbeln durch den goldenen Stein, dessen perfekt quadratische Platten sich nahtlos ineinander fügten, so dass der gesamte Hallenboden den Eindruck eines riesigen fünfzig mal zweihundert Meter großen Marmorblocks erweckte. Sie hob den Blick zum Balkon, der den riesigen Saal an drei Seiten einrahmte. Bei offiziellen Empfängen hatte Hanse Davion den Balkon stets für die Bürger New Avalons geöffnet. Er bot Sitzplätze für zweitausend Besucher. Im Hauptraum der Halle konnten fünftausend weitere in respektvoll angeordneten Sitzreihen Platz nehmen. Die Davions hatten sich noch nie mit Kleinigkeiten zufrieden gegeben. Ebensowenig wie sie.
Der Weg zur Empore am gegenüberliegenden Ende des Saals gewährte ihr mehrere Minuten bittere Gedanken über all jene, die sie im Stich gelassen hatten. Ihre Tante Nondi, in der Schlacht um Tharkad City gefallen. Richard Dehaver, verschwunden. Der Verlust ihrer Markfürsten, James Sandoval und George Hasek. Dann Jackson Davion. Und Vlad, der sie verraten hatte, als sie seine Hilfe am dringendsten brauchte. Das Versagen Simon Gallaghers ... Nun, den würde ihre Leibgarde bald vorführen.
»Aber das sind nicht meine einzigen Anhänger«, stellte sie mit lauter Stimme fest. »Victor hat noch einiges zu lernen.«
Die Empore stellte eine kreisrunde Plattform dar, eine unbequem hohe Stufe über dem Saalboden. Vorsichtig, um das enge, mit Silberfäden durchwirkte Kleid nicht zu zerreißen, stieg Katrina hinauf und blieb vor den drei Thronen stehen. Hinter ihnen befand sich ein großes, kreisrundes Fenster. Es hatte einen Durchmesser von zehn Metern und schaute nach Norden, so dass die Sonne diesen Teil des Saals von morgens bis abends mit Licht erfüllte. Bei Nachmittagsempfängen fing das schwere Panzerglas das Licht ein und warf es mit leuchtender Fülle in den Raum, so dass die Herrscherfamilie in goldenem Glanz gebadet wurde, wie Götter in sterblichen Hüllen. Ein hoher Thron war für den ersten Prinzen der Vereinigten Sonnen reserviert, ein zweiter für seine Gemahlin, und der dritte, kleinere für den Thronfolger. Katrina zitterte und sah für einen Moment Hanse Davion und Melissa wieder auf ihren Plätzen, und ihren Bruder Victor auf dem Thron des Reichserben, von wo aus sie zu dritt über ihr Leben zu Gericht saßen.
Victor, auf dem Platz, der ihr zugestanden hätte. Dieser Gedanke genügte, die Illusion zerplatzen zu lassen, und Katrina trat mit schnellem, festem Schritt vor, um die Hand auf die Armlehne des prächtigen Herrscherthrons zu legen, auf dem ihr Vater einst gesessen hatte, und der seit sieben Jahren ihr gehörte. Nach ihrer Thronbesteigung hatte sie eine breite Decke aus gekämmtem Winterfuchspelz darüber legen lassen, allzeit warm, weich und anschmiegsam. Jetzt trat sie langsam zurück und zog die Fuchspelzdecke ab. Sie glitt lautlos beiseite und gab den darunter liegenden Sessel aus getriebenem Gold und Leder frei. Katrina legte sich den Pelz um die Schultern und versank in diesem Luxus.
»All das wird eines Tages wieder mir gehören. So oder so werde ich zurückkehren und mir holen, was mir zusteht.«
Sie trat am Thron vorbei, stieg an der Rückseite der Empore hinab und ging hinüber zum Fenster. Es gab den Blick hinter dem Palais frei, wo sich der Mont Davion zu einer Hochebene weitete, die dem Militär als Sammelpunkt und Behelfsraumhafen diente. Während abendlicher Empfänge füllte der Start eines Landungsschiffes von diesem Feld das Thronsaalfenster mit dem Gleißen einer aufgehenden Sonne. Wie ein Logenplatz in einer Mecharena auf Solaris VII bot dieser Standort Katrina den besten Ausblick auf die Schlacht, die unter ihr tobte ... nur belief sich ihr Einsatz auf weit mehr als nur Geld, und ihre Champions hatten bereits so gut wie verloren.
Die 22. Avalon-Husaren hielten den Raumhafen, aber nur, weil sie das Feld nach Simon Gallaghers Rückzugsbefehl als Erste erreicht hatten. Zu diesem Zeitpunkt hätte Katrina noch entkommen können, um mit dem einzigen wartenden Landungsschiff ins All zu starten und sich in den Schutz der angeblich neutralen Rechtsprechung Thomas Mariks abzusetzen. Doch sie hatte zu lange überlegt. Als die angeschlagenen Bataillone
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