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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Schlag einen Ochsen niedergestreckt hätten. Da die Einwohner von Pndapetzim, als sie die Fremden durch die Stadt reiten sahen, sich an jeder Ecke zusammenscharten, um einander vor allem die Pferde zu zeigen, die sie offenkundig noch nie gesehen hatten, griffen die schwarzen Männer alle naselang ein, um für Ordnung zu sorgen, wobei es genügte, dass sie ihre Keulen schwangen, um sofort eine Leere ringsumher zu erzeugen.
    Baudolino war nicht entgangen, das es Gavagai gewesen war, der, als die Ansammlung dichter wurde, den schwarzen Männern ein Alarmzeichen gegeben hatte. Aus den Gebärden vieler Umstehender war zu ersehen, dass sie sich den illustren Gästen gern als Führer angedient hätten, aber Gavagai war entschlossen, dieses Amt für sich zu behalten, und stolzierte vor den Gästen einher, als wollte er sagen: »Finger weg, diese Leute sind mein persönliches Eigentum!«
    Was die schwarzen Männer betraf, so erklärte er Baudolino, sie seien die nubischen Wachen des Diakons, deren Vorfahren aus den Tiefen Afrikas stammten, aber sie seien längst keine Fremden mehr, denn seit ungezählten Generationen lebten sie in der Nähe von Pndapetzim und seien dem Diakon ergeben bis in den Tod.
    Schließlich sahen unsere Freunde, um einiges größer noch als sogar die Nubier und viele Spannen hoch über die Köpfe der anderen ragend, die Giganten, die außer gigantisch auch einäugig waren. Sie waren struppig und schlecht gekleidet, und – so Gavagai – sie beschäftigten sich entweder mit dem Bau von Wohnungen in den Felsen oder mit dem Hüten von Schafen und Rindern, und darin waren sie ausgezeichnet, denn sie konnten einen Stier an den Hörnern packen und zu Boden werfen, und wenn ein Hammel sich von der Herde entfernte, schnappten sie ihn am Fell und holten ihn an die Stelle zurück, von wo er ausgebüxt war.
    »Seid ihr auch mit denen verfeindet?« fragte Baudolino.
    »Hier niemand Feind von niemand«, antwortete Gavagai. »Sieh doch, sie alle zusammen kaufe und verkaufe wie gute Christen. Dann alle zurück nach Hause, jeder in seins. Bleibe nicht zusammen zum Essen oder zum Schlafen. Jeder denke, wie will, auch wenn schlecht denke.«
    »Und die Giganten denken schlecht?«
    »Uh! Schlechter als schlimmste! Sie artotyritoi , Leute, die glaube, dass Jesus im Letzten Abendmahl Brot und Käse gewandelt, weil sage, so war normales Essen bei alten Patriarchen. Darum mache Kommunion mit Brot und Käse, und für sie Häretiker alle, die mache mit burq . Aber hier sowieso fast alle falsch denke außer Skiapoden.«
    »Du hast gesagt, dass es hier auch Eunuchen gibt. Denken die auch falsch?«
    »Ich lieber nix sage über Eunuchen, zu mächtig. Eunuchen nicht mit gewöhnlichen Leuten verkehre. Aber denke anders als ich.«
    »Aber abgesehen von ihrem Denken sind sie genauso wie du, vermute ich ...«
    »Wieso nicht, was denn bei mir anders als bei ihnen?«
    »Zum Teufel, du verflixter Großfuß!« platzte der Poet los. »Du gehst doch zu Frauen, oder?«
    »Zu Frauen Skiapode ja, die nicht schlecht denke.«
    »Und deinen Frauen steckst du dieses Dingens da rein, verdammt, wo hast du das überhaupt?«
    »Hier, hinterm Bein, wie alle.«
    »Also mal abgesehen davon, dass ich es nicht hintermBein habe – und grad eben haben wir ja Kerle gesehen, die es über dem Nabel haben –, wirst du doch wohl wenigstens wissen, dass die Eunuchen dieses Dingens da überhaupt nicht haben und nicht zu Frauen gehen?«
    »Vielleicht weil Eunuchen keine Lust auf Frauen. Vielleicht weil ich in Pndapetzim noch nie weibliche Eunuchen gesehen. Die Ärmsten, denk nur: vielleicht habe Lust, aber finde keine Eunuchin, schließlich kann ja nicht gehen zu Frauen von Blemmys oder Panothier, die schlecht denke ...«
    »Aber du hast doch bemerkt, dass die Giganten nur ein Auge haben?«
    »Ich auch nur eins. Schau, ich zumach dies Auge, bleib nur anderes.«
    »Haltet mich fest, ich könnt' ihn erwürgen!« schnaubte der Poet mit Schaum vor dem Mund.
    »Kurz und gut«, sagte Baudolino, »Blemmyer denken schlecht, Giganten denken schlecht, alle denken schlecht, nur Skiapoden nicht. Und was denkt dieser euer Diakon?«
    »Diakon nix denke. Diakon befehle.«
    Während sie sprachen, trat einer der Nubier plötzlich vor Colandrinos Pferd, kniete nieder, streckte die Arme vor, senkte den Kopf und sprach einige Worte in einer unbekannten Sprache, aber am Ton war zu hören, dass es sich um eine flehentliche Bitte handelte.
    »Was will er?« fragte Colandrino. Gavagai

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