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Baudolino - Eco, U: Baudolino

Titel: Baudolino - Eco, U: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Kichererbsenfladen, trockene Feigen und Johannisbrot, und ein in Fell gekleideter Hirte schwenkte ein Körbchen und rief: »He, Frauen, der gute Mascarpone!« Auf einem freien Platz zwischen zwei Häusern verhandelten zwei Männer über ein Schwein. Dahinter lehnten zwei Mädchen lasziv an einer Tür, klapperten mit den Zähnen unter Schals, die tiefe Ausschnitte durchblicken ließen, und eine von ihnen sagte zu Baudolino: »He, was für ein hübscher Junge du bist, willst du nicht die Weihnacht mit mir verbringen, dass ich dich lehre, das Tier mit acht Beinen zu machen?«
    Sie bogen um eine Ecke, und da stand ein Wollkämmer, der laut rief, es sei der letzte Moment für Woll- und Strohsäcke, um im Warmen zu schlafen und nicht zu frieren wie das Jesuskind; daneben pries ein Wasserträger seine Ware an. Beim Weitergehen durch die noch unfertigen Straßen sahen sie schon Hauseingänge, in denen hier noch ein Zimmermann hobelte, da ein Schmied auf seinen Amboss drosch, dass die Funken stoben, und dort jemand Brote aus einem Backofen zog, der rot schimmerte wie das Tor zur Hölle. Es gab auch Händler, die von weither kamen, um an dieser neuen Grenze Geschäfte zu machen, oder Leute, die gewöhnlich im Walde lebten, Köhler, Honigsammler, Aschenbrenner mit der Asche zum Seifemachen, Rindensammler mit der Rinde für Seile oder zum Ledergerben, Verkäufer von Kaninchenfellen, auch allerlei Galgengesichter, denen die neue Umgebung zusagte, da sie in jedem Fall von ihr zu profitieren gedachten, dazu Krüppel und Blinde und Lahme und Grindige, für die das Betteln in den Straßen einer Stadt, zumal während der Festtage, einträglicher zu sein versprach als auf den leeren Straßen des Landes.
    Die ersten Schneeflocken begannen zu fallen, dann wurden sie dichter, und schon färbten sie die neuen Dächer, von denen noch niemand wusste, ob sie das Gewicht aushalten würden, zum ersten Mal weiß. Auf einmal hatte Baudolino, wohl im Gedenken an den Fund, den er im eroberten Mailand gemacht hatte, etwas wie eine Vision: Drei Kaufleute, die auf drei Eseln durch einen Bogen in der Mauer geritten kamen, erschienen ihm als die drei Magierkönige, gefolgt von ihren Dienern, die kostbare Gefäße und Tücher trugen. Und hinter ihnen, auf der anderen Seite des Tanaro, schien ihm, als sähe er Herden die Hänge des schon silbern sich färbenden Hügels herunterkommen, begleitet von Hirten, die Schalmeien und Querpfeifen spielten, und orientalische Kamelkarawanen mit Mohren in buntgestreiften Gewändern und hohen Turbanen. Da und dort auf dem Hügel erloschen allmählich einzelne Feuer unter dem immer dichter werdenden Schneetreiben, aber eines von ihnen erschien ihm wie ein großer Schweifstern, der sich am Himmel auf die entstehende Stadt zubewegte.
    »Siehst du nun, was eine Stadt ist?« sagte der Ghini. »Und wenn sie jetzt schon so ist, wo sie noch nicht mal fertig ist, wie wird sie dann erst nachher sein? Ich sage dir, das wird ein ganz anderes Leben. Jeden Tag siehst du neue Leute – für die Händler und Kaufleute, stell dir vor, muss das wie ein Himmlisches Jerusalem sein, und was die Ritter betrifft, der Kaiser hat ihnen verboten, Land zu verkaufen, damit der Besitz nicht geteilt wird, und so sind sie elend verhungert auf ihrem Land. Hier dagegen befehligen sie Kompanien von Bogenschützen, kommen hoch zu Ross daher und erteilen Befehle nach rechts und nach links. Aber nicht nur den Rittern und den Kaufleuten geht es hier gut, es ist auch ein Segen für Leute wie deinen Vater, der nicht viel Land hat, aber ein bisschen Vieh, denn in die Stadt kommen Leute, die danach fragen und mit richtigem Geld dafür bezahlen. Man bezahlt immer öfter mit klingender Münze und nicht mit anderen Waren im Tausch, ich weiß nicht, ob du begreifst, was das heißt: Wenn du zwei Hühner für drei Kaninchen nimmst, musst du sie früheroder später essen, sonst werden sie schlecht, aber zwei Münzen, die kannst du unter deinem Bett verstecken, und die sind auch nach zehn Jahren noch gut, und wenn du Glück hast, bleiben sie sogar dort, wenn Feinde dein Haus überfallen. Und dann – so war es in Mailand und in Lodi und in Pavia, und so wird es auch hier kommen –, es ist nicht etwa so, dass hier die Ghinis oder Aularis den Mund halten müssen und nur die Guascos oder Trottis das Sagen haben, wir reden hier alle mit, wenn es was zu entscheiden gibt, hier kannst du was werden, auch wenn du kein Adliger bist, das ist das Schöne an einer Stadt, und es

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