Baudolino - Eco, U: Baudolino
aus Cremona, die dort auf ihn warteten. Gemeinsam ritten sie knapp eine Meile, bis sie auf einen Vorposten der Liga trafen. Trotti stellte Baudolino zwei Befehlshabern der kommunalen Truppen vor, Ezzelino da Romano und Anselmo da Dovara. Es folgte eine kurze Besprechung, die mit einem Händedruck besiegelt wurde. Nach kurzer Umarmung mit Trotti (War 'ne schöne Geschichte, danke! Nein, ich habe dir zu danken!), ritt Baudolino rasch zu Friedrich zurück, der ihn am Rand einer Lichtung erwartete. »Alles geregelt, mein Vater. Sie werden nicht angreifen. Sie haben weder die Lust noch den Mut dazu. Wir werden durchziehen, und sie werden in dir ihren Herrn begrüßen.«
»Bis zum nächsten Zusammenstoß«, murmelte Friedrich. »Aber das Heer ist müde, je schneller wir in Pavia sind, desto besser. Also los, gehen wir.«
Es waren die ersten Stunden des Ostersonntags. In der Ferne hätte Friedrich, wenn er sich umgedreht hätte, die Mauern Alexandrias im Schein anderer Feuer sehen können. Baudolino drehte sich um und sah sie. Er wusste, dass viele Flammen aus den Belagerungsmaschinen und den kaiserlichen Unterständen schlugen, aber er stellte sich lieber vor, dass die Alexandriner tanzten und sangen, um ihren Sieg und den Frieden zu feiern.
Nach einer Meile trafen sie auf eine Vorhut der Liga. Die Reiterschar teilte sich und bildete ein Spalier, durch das die Kaiserlichen zogen. Es war nicht klar, ob die Reiter sie grüßten oder sicherheitshalber vor ihnen zur Seite wichen. Einer hob das Schwert, und das konnte als ein Gruß verstanden werden. Aber vielleicht war es auch eine Geste der Ohnmacht, oder eine Drohung. Der Kaiser blickte grimmig vor sich hin und tat, als ob er's nicht sähe.
»Ich weiß nicht«, sagte er, »ich komme mir vor wie einer, der geschlagen abzieht, und die hier entbieten mir die Ehre des Waffengrußes. Baudolino, handle ich richtig?«
»Du handelst richtig, mein Vater. Du bist nicht geschlagener als sie. Sie wollen dich nicht auf offenem Feld angreifen, weil sie dich respektieren. Und du musst ihnen dankbar sein für diesen Respekt.«
»Er gebührt mir«, knurrte Barbarossa trotzig.
»Wenn du glaubst, dass er dir gebührt, dann sei doch froh, dass sie ihn dir zollen. Worüber beklagst du dich?«
»Über nichts, über nichts, du hast wie immer recht.«
Gegen Morgen sahen sie in der Ebene und auf den ersten Hügeln das Gros des feindlichen Heeres. Es verschmolz mit einem leichten Dunst, und wieder war nicht klar, ob es sich aus Vorsicht vor der kaiserlichen Armee zurückzog, ob es sie grüßend umringte oder ob es sich drohend um sie zusammenzog. Die kommunalen Milizen ritten in kleinen Trupps, manchmal begleiteten sie den kaiserlichen Zug ein Stück weit, manchmal stellten sie sich auf eine Anhöhe und sahen zu, wie er vorbeizog, manchmal schienen sie auch vor ihm zu fliehen. Über allem lag eine tiefe Stille, nur unterbrochen vom Huftritt der Pferde und den Schritten der Fußsoldaten. Von einer Höhe zur anderen sah man im blassen Morgenlicht dünne Rauchsäulen aufsteigen, als gäben Gruppen einander Signale, von einer Turmspitze irgendwo unten im Grünen hinauf zu den Hügeln.
Diesmal beschloss Friedrich, den gefahrvollen Durchzug zu seinen Gunsten zu interpretieren: Er ließ die Standarten und Oriflammen hissen und zog durch die Ebene, als wäre er Caesar Augustus, der die Barbaren unterworfen hatte.Wie immer es auch gewesen sein mochte, er zog ungeschoren hindurch, als Vater all jener rebellischen Städte, die ihn in jener Nacht hätten vernichten können.
Auf der Straße nach Pavia rief er Baudolino zu sich. »Du warst wieder mal der übliche Schlingel«, sagte er zu ihm. »Aber es stimmt schon, ich brauchte einen Vorwand, um aus diesem Schlamassel herauszufinden. Ich verzeihe dir.«
»Was denn, mein Vater?«
»Du weißt schon, was. Aber glaub ja nicht, ich hätte dir diese Stadt ohne Namen verziehen.«
»Einen Namen hat sie schon.«
»Hat sie nicht, denn nicht ich habe sie getauft. Früher oder später werde ich sie zerstören müssen.«
»Nicht gleich.«
»Nein, nicht gleich. Und bevor ich es tue, wirst du bestimmt wieder eine von deinen Gaunereien aushecken. Ich hätte es merken müssen in jener Nacht, dass du mir einen Spitzbuben angeschleppt hattest. Übrigens ist mir eingefallen, wo ich den Mann mit der Kuh schon einmal gesehen habe!«
Aber Baudolinos Pferd hatte gerade vor irgend etwas gescheut, Baudolino hatte die Zügel angezogen und war ein Stückchen
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