Baudolino
Wein, Öl, Knoblauch, Zinnamom,
Oregano und Senf. Nicht eben viel, nach Niketas' Maßstäben, aber er ließ es sich schmecken. Während die Frauen, die gesondert gegessen hatten, sich zum Schlafen rüsteten, begann er Baudolino wieder zu befragen und wollte wissen, ob sie nun endlich ins Reich des Priesters gelangt waren.
»Du hättest gern, daß ich schnell mache, Kyrios Niketas, aber wir sind zwei lange Jahre in Pndapetzim geblieben, und zuerst ist die Zeit immer gleich verlaufen. Von Zosimos hörten wir nichts, und Praxeas machte uns darauf aufmerksam, daß es, falls der zwölfte unserer Gruppe nicht käme, sinnlos wäre, uns ohne das angekündigte Geschenk für den Priester auf die Reise zu machen. Im übrigen brachte er uns jede Woche neue
entmutigende Nachrichten: Die Regenzeit habe länger als üblich gedauert und der Sumpf sei noch unpassierbarer geworden, von den zum Priester gesandten Boten sei bisher keine Nachricht gekommen, vielleicht könnten sie den einzigen gangbaren Weg nicht mehr finden... Dann kam die gute Jahreszeit, und es wurde
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gemunkelt, die Weißen Hunnen seien im Anmarsch, ein Nubier habe sie im Norden gesichtet, und man könne jetzt keine Männer opfern, um uns auf einer so schwierigen Reise zu begleiten, und so weiter. Da wir nicht wußten, was wir sonst tun sollten, lernten wir allmählich, uns in den verschiedenen Sprachen auszudrücken, die in Pndapetzim gesprochen wurden.
So wußten wir zum Beispiel inzwischen: Wenn ein Pygmäe
Hekinah degul ausrief, wollte er damit sagen, daß er zufrieden sei, und die Grußformel, die man mit ihm tauschte, hieß Lumus keimin pesso desmar Ion emposo, was soviel bedeutete wie, daß man sich verpflichtete, keinen Krieg gegen ihn und sein Volk zu führen. Wenn ein Gigant eine Frage mit Bodh-koom
beantwortete, hieß das soviel wie »Ich weiß nicht«. Die Nubier nannten das Pferd nek, vielleicht in Analogie zu nekbrajpfar, ihrem Wort für Kamel, während die Blemmyer das Pferd
houyhmhnm nannten, und dies war das einzige Mal, daß wir sie Laute aussprechen hörten, die nicht Vokale waren, was uns vermuten ließ, daß sie für ein nie zuvor gesehenes Tier einen nie zuvor gehörten Ausdruck erfanden.
Die Skiapoden beteten mit den Worten Hai coba, was für sie
›Vater unser‹ bedeutete, und sie nannten das Feuer deba, den Regenbogen deta und den Hund zita. Die Eunuchen priesen Gott während ihrer Messe, indem sie sangen: Khondinbas
Ospamerostas, kamedumas karpammphas, kapsimunas
Kamerostas perisimbas prostamprostamas. Wir wurden mehr und mehr zu Einwohnern von Pndapetzim, so daß uns
schließlich die Blemmyer oder Panothier gar nicht mehr so verschieden von uns selbst vorkamen. Wir verwandelten uns in träge dahinlebende Gewohnheitstiere, Boron und Ardzrouni verbrachten die Tage mit Diskussionen über die Leere, und Ardzrouni hatte Gavagai überredet, ihn mit einem Zimmermann der Ponkier in Kontakt zu bringen, mit dem zusammen er
ausprobierte, ob es möglich war, allein aus Holz, ohne alles Metall, eine seiner mirakulösen Luftpumpen nachzubauen.
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Wenn Ardzrouni sich seinem verrückten Unternehmen
widmete, zog Boron sich mit Kyot zurück, um Ausritte in die Ebene zu machen und dabei über den Gradal zu fabulieren, wobei sie angespannt Ausschau hielten, ob nicht am Horizont das Phantom von Zosimos auftauchte. Vielleicht, meinte der Boidi, habe Zosimos einen anderen Weg genommen, sei den Weißen Hunnen begegnet und habe ihnen, die ja Götzendiener sein mußten, wer weiß was erzählt und sei gerade dabei sie zum Angriff gegen das Reich aufzuhetzen... Die Alexandriner Porcelli, Cuttica und Aleramo Scaccabarozzi genannt il Ciula, die sich bei der Gründung ihrer Heimatstadt einige Kenntnisse im Bauwesen erworben hatten, hatten sich in den Kopf gesetzt, die Bewohner von Pndapetzim zu überzeugen, daß vier
gutgemauerte Wände besser waren als ihre Taubenlöcher im Felsen, und hatten ein paar Giganten gefunden, die ja von Berufs wegen jene Löcher in die Felsen schlugen, denen sie beibrachten, wie man Mörtel anrührt und wie man Ziegel aus Lehm formt, um sie dann in der Sonne trocknen zu lassen. So waren am Stadtrand fünf oder sechs Häuser errichtet worden, aber eines schönen Morgens wurden sie von den Zungenlosen besetzt, die aus Berufung Landstreicher waren und aus Prinzip auf anderer Leute Kosten lebten. Man versuchte, sie mit Steinwürfen zu vertreiben, aber vergeblich. Der Boidi spähte jeden Abend in Richtung der Schlucht,
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