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Baudolino

Baudolino

Titel: Baudolino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Anschließend hätten sie das Lager
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    überfallen und allen Überlebenden die Kehlen durchgeschnitten, Frauen, Sklaven, wirklich allen, auch den kleinen Kindern, nur einen einzigen Zeugen des Gemetzels hätten sie am Leben gelassen. Dann hätten sie die Zelte angesteckt und seien weitergeritten, ohne sich mit Plündern aufzuhalten, woran man sehen könne, daß sie nicht aus Habgier zerstörten, sondern um ihren Ruf zu verbreiten, daß wo sie durchgezogen seien, kein Gras mehr wachse, damit ihre Opfer beim nächsten Mal schon vor Angst wie gelähmt waren.
    Vielleicht sprach der Skiapode ein bißchen unter dem Einfluß des burq, an dem er sich erquickt hatte, aber wer konnte überprüfen, ob er erzählte, was er wirklich gesehen hatte, oder ob er das Blaue vom Himmel herunter log? Die Angst ging um in Pndapetzim, man spürte sie in der Luft, man hörte sie an dem Raunen und Wispern, mit dem die Leute einander das Neueste von Mund zu Mund weitergaben, als könnten die Invasoren sie bereits hören. An diesem Punkt beschloß der Poet, auf Praxeas'
    Angebot einzugehen, auch wenn er es als das Gefasel eines Betrunkenen ausgegeben hatte. Er hielt ihm vor Augen, daß die Weißen Hunnen jeden Augenblick über sie hereinbrechen
    könnten, und bitte, was würde man ihnen entgegensetzen? Die Nubier, sicher, stets opferbereite Kämpfer, aber dann?
    Abgesehen von den Pygmäen, die in ihrem Dauerkampf gegen die Kraniche mit dem Bogen umzugehen gelernt hatten - sollten die Skiapoden etwa mit bloßen Händen kämpfen, die Ponkier mit eingelegtem Glied zum Sturm ansetzen, die Zungenlosen als Kundschafter vorgeschickt werden, damit sie dann berichteten, was sie gesehen hatten? Dabei könne man doch sehr wohl aus dieser Versammlung von Monstern, wenn man ihre Fähigkeiten nur richtig zu nutzen verstehe, ein furchterregendes Heer machen. Und wenn einer sich darauf verstehe, dann er, der Poet.«
    »Man kann Anspruch auf die Kaiserkrone erheben, wenn man
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    ein siegreicher Feldherr gewesen ist. Bei uns in Byzanz ist das jedenfalls mehr als einmal passiert.«
    »Und sicher war das auch der Hintergedanke meines Freundes.
    Die Eunuchen haben sofort zugestimmt. Ich vermute, sie
    dachten sich, solange Frieden war, stellte der Poet mit seiner Armee keine Gefahr für sie dar, und sollte es Krieg geben, konnte er das Eindringen der Feinde zumindest so lange
    hinauszögern, daß ihnen Zeit blieb, sich durch die Berge in Sicherheit zu bringen. Außerdem hielt die Aufstellung einer Armee ihre Untertanen im Zustand gehorsamer Wachsamkeit, und genau das hatten die Eunuchen ja immer gewollt«
    Baudolino, der Krieg nicht mochte, bat um Befreiung vom Wehrdienst. Die anderen nicht. Der Poet war der Meinung, daß die fünf Alexandriner gute Hauptleute abgeben würden, da er die Belagerung ihrer Stadt miterlebt hatte, und zwar auf der anderen Seite, bei den Verlierern. Ähnlich große Stücke hielt er auf Ardzrouni, der den Monstern vielleicht beibringen könnte, die eine oder andere Kriegsmaschine zu bauen. Auch Solomon verschmähte er nicht: Ein Heer müsse immer einen erfahrenen Mediziner dabeihaben, sagte er, denn schließlich könne man kein Omelett zubereiten, ohne Eier zu zerschlagen. Am Ende beschloß er, daß auch Boron und Kyot, die er als Träumer ansah, in seinem Plan eine Funktion haben könnten: In ihrer Eigenschaft als Schriftkundige und Literaten könnten sie die Bücher der Armee führen, sich um den Nachschub kümmern
    und für die Labung der Krieger sorgen.
    Er hatte die Eigenarten und Fähigkeiten der verschiedenen Rassen genau bedacht. Über die Nubier und die Pygmäen gab es nichts weiter zu sagen, es ging nur darum, in welcher Position sie bei einer eventuellen Schlacht am besten eingesetzt werden sollten. Die Skiapoden könnten, schnell, wie sie waren, als Sturmtruppen dienen, waren sie doch befähigt, sich dem Feind möglichst rasch zwischen Farnen und Gräsern zu nähern und
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    plötzlich aufzutauchen, ehe die Gelbgesichter mit den langen Schnauzbärten Zeit hatten, sich darauf einzustellen. Es genüge, sie im Gebrauch des Blasrohrs zu unterweisen, meinte
    Ardzrouni, das leicht herzustellen sei, da es in jener Gegend Röhricht im Überfluß gab. Vielleicht könnte Solomon unter all den Kräutern auf dem Markt ein Gift finden, mit dem sich die Pfeile tränken ließen, und er solle sich bitte nicht zieren, Krieg sei nun mal Krieg. Solomon erwiderte, während der Schlacht um Masada habe sein Volk den Römern harte Nüsse

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