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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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»Und es ist wichtig für Sie.«
    »Was wichtig für mich ist, weiß ich am besten. Meine Kunden selbst abfertigen, das ist wichtig.«
    »Und unterdes werden Sie öffentlich abgefertigt, Herr Manzow.«
    »Machen Sie keine Redensarten. Ich interessiere mich nicht für Geheimnisse.« Aber Manzow kommt doch näher und lehnt nun an der andern Seite des Zauns. »Was wollen Sie also wissen, Herr Stuff? Die Kollegien sind in den Ferien.«
    »Wissen? Nichts. Ich weiß alles. Sogar von einem bestimmten Brief des Regierungspräsidenten.« Stuff pausiert, und mit Befriedigung sieht er, daß der Schuß ins Schwarze traf.
    Manzow schnappt. Er schnappt tatsächlich nach Luft. »Ich sage es ja! Ich sage es ja! Nichts bleibt geheim. Woher in aller Welt …«
    »Ich weiß noch mehr, Herr Manzow. Da ist noch ein Brief, ein ›Eingesandt‹. Oder genauer ein ›Überbracht‹.«
    »Nein, sagen Sie mir, woher wissen Sie, daß der Regierungspräsident an Gareis …«
    »Ein Arbeiter hat es gebracht. Ein gewisser … Matz?«
    Manzow schmeckt umher. Es scheint unbefriedigend zu schmecken.
    »Ja, ein Matz. Ein sehr langes ›Eingesandt‹. Kein hübsches ›Eingesandt‹, Herr Manzow. Die Leute werden mit den Nasen schnuppern, wenn sie’s riechen.«
    »Man soll nicht glauben, was solche Kerle erzählen. Das sind wahre Erpresser.«
    »Hat er Sie erpressen wollen? Das hat er mir gar nicht gesagt.«
    »Seien Sie kein Idiot«, knurrt Manzow. »Das habe ich auch nicht gesagt.«
    »So? Nein? Ich hatte es so verstanden.«
    »Ich kenne gar keinen Arbeiter Matz.«
    »Aber die kleine Lisa Matz? Unter uns, ich habe auf dem |378| Standesamt das Register eingesehen. Im April dieses Jahres zwölf Jahre alt geworden, Herr Manzow. Zwölf Jahre!«
    »Manche Mädels sind eben verdammt entwickelt. Außerdem ist gar nichts passiert.«
    »Nein. Natürlich nicht. Ständen wir sonst hier? Ständen Sie sonst hier?«
    »Ich, Herr Stuff«, sagt Manzow plötzlich wütend, »liebe Ihre Methoden nicht. Ich lasse mich nicht am langsamen Feuer rösten. Sie wollen was. Was wollen Sie?«
    »Sie vielleicht am langsamen Feuer rösten, Manzow«, grunzt Stuff.
    »Ich bin nicht Ihr Affe, Sie!« brüllt Manzow los. »Gehen Sie zum Teufel! Tun Sie, was Sie wollen!«
    Er stürmt fort gegen das Haus.
    Stuff sieht ihm nach, greift in die Tasche, holt eine Zigarre heraus, besieht sie tiefsinnig, beißt sie ab und spuckt die Tabakblättchen aus.
    Drüben, unten im Garten, donnert die Tür zu.
    Stuff holt sein Feuerzeug aus der Weste, brennt langsam die Zigarre an. Bleibt am Zaun stehen.
    Ein Mädchen kommt hastig aus dem Haus gelaufen, ein Dienstmädchen mit dicken roten Armen. Stuff sieht mit stiller Freude beim eiligen Gang den gewölbten Busen in der lockeren Bluse auf und ab schaukeln.
    Das Mädchen ist rot und sehr verlegen. »Herr Manzow läßt sagen, Sie möchten nicht so auf seinem Zaun lehnen. Der Zaun ist frisch gesetzt und sackt weg, läßt Herr Manzow sagen.«
    »Danke schön«, sagt Stuff und blinkert mit den Augen. »Sag Herrn Manzow von mir, mein schönes Kind, daß ich hier stehenbleibe, bis der Zaun weggesackt ist.«
    Das Mädchen lächelt auch ein bißchen, nur ganz schnell, weil sie es ja eigentlich nicht darf, und geht wieder ins Haus. Nun sieht Stuff den Po hinter blauem Kattun schaukeln. Es ist ein umfangreicher Po, Stuff stützt den zweiten Arm auf den Zaun und schwärmt.
    |379| Fünf Minuten vergehen. Stuff raucht.
    Die Tür öffnet sich, und Manzow kommt wieder. Er geht lächelnd an Stuff heran. »Ich habe es mir überlegt, ich will dem Matz hundert Mark geben und ihm eine Stellung in der städtischen Gärtnerei verschaffen.«
    »Gut«, sagt Stuff und nimmt den einen Arm vom Zaun.
    »Und Sie.« Manzow greift in die Tasche. »Hier haben Sie eine Abschrift von dem Brief des Präsidenten. Das war doch, was Sie wollten?«
    »Wenn Sie«, sagt Stuff mit Nachdruck, »kein Demokrat wären, Herr Manzow, was wären Sie für ein Mann!«
    Er nimmt den andern Arm vom Zaun.
    »Gareis hat auch einen Brief bekommen. Er soll noch schärfer sein. Ich kenne ihn aber nicht.«
    »Gut. Der hier genügt mir schon.«
    »Ich will kein Ehrenwort von Ihnen, Herr Stuff. Aber sehen Sie, daß Sie das Maul halten. Ich schliddere sonst verdammt rein.«
    »Ich habe noch nie einen Gewährsmann verraten«, sagt stolz Stuff. »In einem Punkt muß man auf Sauberkeit sehen.«
    »Richtig«, sagt Manzow. »Ich für meine Person bade jeden Tag. Morgen.«
    »Morgen«, antwortet Stuff und starrt ihm

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