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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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dich vor mich und sieh mich an. Sage die Wahrheit, Junge. Was hast du mit deinem Direktor gesprochen?«
    »Die andern Jungen …«
    »Das interessiert mich nicht. Keine Ausflüchte. Was war mit Direktor Negendank?«
    »Der Direktor hat mich gefragt, ob ich das gesagt habe, daß die Bauern Verbrecher sind, die totgeschossen verdienen.«
    »Und …?«
    »Da habe ich ›ja‹ gesagt. Dann hat er mich gefragt, ob auch der Dentist ein Verbrecher ist.«
    »Ja und …?«
    »Da habe ich gesagt, das ist auch einer. Wenn einer in einen Auflauf geht, dann ist er selber schuld, wenn er was abbekommt.«
    »Und? Weiter!«
    »Da hat Direktor Negendank gesagt, das sind keine Verbrecher. Da hat er mir verboten, daß ich es wieder sage.«
    »Und …?«
    »Das ist alles. Dann hat er mich fortgeschickt.«
    »Ist das alles …?« fragt der Vater. »Hast du nicht zum Direktor gesagt, ich hätte das gesagt von den Verbrechern und dem Totschießen?«
    Der Junge sieht den Vater abwartend an.
    »Hast du das gesagt? Antworte! Ich will das wissen.«
    »Ja«, sagt der Junge leise.
    »Darf ich dich vielleicht auch fragen, wieso du dazu kommst, derartige Lügen zu verbreiten? Wie kommst du dazu? Wer hat dir gesagt, daß du das erzählen sollst?«
    »Keiner.«
    »Wer hat das gesagt? Habe ich das gesagt?«
    |370| »Ja, Vater.«
    »Da!« Der erste Schlag trifft ihn. Es ist der Schlag eines starken Mannes, ohne Beherrschung in das Gesicht des Kindes geführt. »Ich werde dich lehren! Ich habe das gesagt? Wann habe ich das gesagt?«
    Der Junge hält die Hände vorm Gesicht und schweigt. »Nimm die Hände runter. Stell dich nicht so an. Wann habe ich das gesagt?«
    »In der Nacht damals. Zu Mutti.«
    »Da! Da! Da! Nie habe ich das gesagt! Nie!«
    »Doch!« brüllt der Junge.
    »Nie! hörst du: nie! – Änne, komm mal her.«
    Die Frau tritt ein, bleich, zitternd, verweint. »Da, sieh dir diesen Burschen an, deinen Herrn Sohn. Meine ganze Stellung ruiniert er mir mit seinem verbrecherischen Geschwätz. Dieser verlogene Bengel behauptet, ich hätte zu dir in der Nacht nach der Demonstration gesagt, die Bauern wären alle Verbrecher, die totgeschossen zu werden verdienten. – Habe ich das gesagt, Änne?«
    Der Sohn sieht die Mutter an, flehend, tiefernst.
    Die Mutter sieht auf den Sohn, dann auf den Mann.
    »Nein«, sagt sie zögernd, »so hast du das …«
    »Ach was! Jetzt kein Gerede! Ganz klar: Habe ich das gesagt? Ja oder nein?«
    »Nein«, sagt Mutti.
    »Da hast du es! Du elender Lügner! Da! Da! Da! Laß das, Änne. Der Bengel hat Prügel verdient. Läßt du meine Hände los, Änne!«
    »Nein. Nein. Jetzt nicht, Fritz. Nicht in der ersten Hitze. Er hat dich doch nur verteidigen wollen, Fritz!«
    »Ich danke für seine Verteidigung. Ich danke für die Verteidigung eines Lügners. Sofort gehen wir zu Direktor Negendank, und du sagst ihm, daß du gelogen hast. Und wehe dir, wenn du noch muckscht!«
    Er faßt den Sohn eisern ums Handgelenk. Schleppt ihn durch die Straßen zum Gymnasium.
    |371| Aber der Direktor ist in seiner Wohnung.
    Weiter den Weg. Der erhitzte, zitternde Mann schleppt das Kind neben sich her.
    Der Direktor ist jetzt nicht zu sprechen. Der Direktor ist beim Mittagessen.
    Der Direktor muß zu sprechen sein.

    »Hier, Herr Direktor, bringe ich Ihnen meinen Sohn. Heute erst habe ich erfahren, wie unverschämt, wie maßlos er Sie belogen hat. Hans! Sofort bittest du Herrn Direktor um Verzeihung. Sage: Ich habe gelogen.«
    Der Direktor, die Serviette in der Hand, tritt verlegen hin und her. »Herr Oberinspektor, so geht das nicht. So in der Hitze. Sehen Sie das Kind. Das Kind muß geschont werden.«
    »Ach was, geschont! Verzeihen Sie, aber wer hat mich geschont? – Sag: Ich habe gelogen, Herr Direktor.«
    »Ich habe gelogen.«
    »Mein Vater hat nichts davon gesagt, daß die Bauern Verbrecher sind.«
    »Mein Vater hat nichts davon gesagt, daß die Bauern Verbrecher sind.«
    »Sie sollen nicht totgeschossen werden.«
    »Sie sollen nicht totgeschossen werden.«
    »Ich habe das alles erlogen.«
    »Ich habe das alles erlogen.«
    »So. – Natürlich kann dir der Herr Direktor heute noch nicht verzeihen.«
    »Doch. Doch. Ich bin sogar der Ansicht …«
    »Nein. Keine Milde. Ich bitte, ihn auch streng in der Schule zu bestrafen. Wahrscheinlich werde ich ihn umschulen. Für solche Lügner ist ein Gymnasium viel zu gut …«
    »Lieber Herr Oberinspektor, wollen Sie sich nicht beruhigen? In der ersten Hitze. Und über die Sache läßt sich so

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