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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nach, mindestens so bewundernd wie dem Köchinnenpopo. Er ist ein Schwein, aber ein hundertprozentiges. Ein wahres Oberschwein.
    Er schiebt los gegen die Redaktion. Heute schlägt die »Chronik« wieder alle. Was der Heinsius platzen wird! Ach Gott, der schneidet es ja doch aus. Tintenkuli ist man bloß für die Affen von den »Nachrichten«.

    |380| 13

    Der Brief des Präsidenten in der »Chronik«, das war die Bombe, die einschlug.
    Die Stadt brauste auf, Köpfe fuhren zusammen und auseinander. Gareis mußte sich die Hand verbinden lassen, er hatte einen Aschenbecher zertrümmert vor Wut.
    Es war ja auch ein schöner, ein weiser Brief, er verteilte Licht und Schatten, er richtete es so ein, daß jeder sein Päckchen bekam: Bauern und Polizei.
    Oben aber im Himmel thront der Temborius.
    Die Regierung war milde gewesen und sanft, trotz der schlechten Erfahrungen hatte sie den Bauern noch einmal die Demonstration erlaubt.
    Die Bauern aber waren böse gewesen, eine Aufruhrfahne hatten sie mit sich geführt, eine nicht eingewickelte Sense hatten sie durch das Stadtgebiet getragen (Paragraph drei der Polizeiverordnung von Anno Tobak), hatten die Polizisten angegriffen, hatten aufreizende Reden geführt, Väterchen Staat verachtet.
    Die Polizei hatte recht getan vorzugehen.
    Die Polizei hatte nicht recht getan,
so
vorzugehen.
    »Über die Art der Durchführung der Polizeiaktion bestehen taktische Bedenken. Ich enthebe daher den Polizeioberinspektor Frerksen des Exekutivdienstes bis zum Abschluß einer gegen ihn schwebenden Untersuchung.«
    Sela.
    Toben, Jauchzen, Grinsen, Schluchzen.
    Und Gareis, nach dem ersten Wutanfall, hockt in seinem Zimmer, brütet: Woher hat der Stuff das? Wer hat das dem Stuff gegeben?
    Er läßt Tredup kommen, aber Tredup weiß nichts, weiß diesmal wirklich nichts. Gareis sieht ihm an, daß er nur zu gerne verraten hätte.
    Nein, nichts, aber er wird aufpassen, wird es zu erfahren suchen.
    |381| Aber Tredup braucht nicht aufzupassen, Gareis weiß schon am Abend Bescheid. Manzow hat nichts verraten, Stuff hat dichtgehalten, trotzdem weiß Gareis am Abend, wer an Stuff die Abschrift gab.
    Da ist dieses Dienstmädchen von Manzow, die Person mit dem Schaukelbusen, sie erzählt, was der Stuff für ein netter Mensch ist. Er hat ihr zugezwinkert und zugelacht. Sicher ginge er gerne mal mit ihr aus.
    Der Mann, mit dem sie »geht«, dem sie das erzählt, fragt, woher sie denn den Stuff kennt.
    Von Manzow. Die beiden haben doch heute solchen Streit gehabt, sie hat doch den Stuff wegjagen sollen vom Gartenzaun.
    Ob er gegangen ist?
    Nein, die beiden haben sich doch wieder versöhnt. Manzow ist wieder rausgegangen zu Stuff, und sie haben weitergeredet miteinander.
    Der Mann, der die Sympathien des Mädchens hat, ist ein Genosse. Ein SPD-Mitglied. Wenn Genossen etwas zu wissen glauben, so gehen sie damit zu Pinkus, dem Berichterstatter von der »Volkszeitung«. Der zahlt fünfzig Pfennige für jede Neuigkeit, die er brauchen kann.
    Diese kann er nicht brauchen, sie eignet sich nicht für den Druck, der Genosse sieht das ein? Außerdem könnte das Mädchen Schwierigkeiten dadurch haben bei ihrem Dienstherrn.
    Den Genossen scheint das nicht arg zu stören.
    Jedenfalls flitzt Pinkus mit der Nachricht zu Gareis. Gareis ist ein wirklich großer Bonze, man weiß gar nicht, wo der überall Verbindungen hat. Pinkus beabsichtigt nicht, sein Lebtag Lokalreporter in Altholm zu bleiben.
    Gareis hört, Gareis weiß Bescheid.
    Einen Augenblick überlegt er, ob er noch mit dem Mädchen sprechen soll, aber was er gehört hat, das genügt vollkommen. Als er allein ist, nimmt Gareis den Hörer ab.

    |382| »Bitte Herrn Manzow. – Hier Bürgermeister Gareis. Ich möchte Herrn Manzow selbst sprechen. – Ja, sind Sie da?«
    Ganz leise und sanft: »Du hast dem Stuff den Brief vom Regierungspräsidenten gegeben. Leugne nicht. Ich weiß es von ihm selber. Was du angerichtet hast, ist dir wohl schon klar. Ich erkläre dir, daß ich noch heute eine Parteivorstandssitzung einberufen werde. Ich werde beantragen, daß die Arbeitsgemeinschaft der SPD mit den Demokraten aufgehoben wird. – Guten Abend, mein lieber Manzow. Nein, es ist schon gut. Paß ein bißchen auf, daß keine Anzeigen gegen dich kommen, ich habe keinen Papierkorb mehr. Guten Abend. Guten Abend. – Ach, schwätz nicht. Schluß!«
    Drei Minuten später klingelt auf der Redaktion der »Chronik« das Telefon.
    »Hier Manzow. Ich möchte Herrn Stuff sprechen. Selber am

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