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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Fahrrad
auf den Parkplatz des Präsidiums. Sie schloss es an eine Laterne an, warf ihr
Haar zurück und betrat das Gebäude. Sie wirkte gut gelaunt.
    Du musst es ihr jetzt sagen, dachte er. Gleich als Erstes. Wenn du
es weiter aufschiebst, wird sie dich umbringen.
    Als sie in seiner Bürotür auftauchte, merkte sie sofort, dass etwas
nicht stimmte. Sie zog die Brauen zusammen und betrachtete ihn aufmerksam.
    »Du musst heute doch länger bleiben, habe ich recht?«
    »Nein, das ist es nicht. Aber ich muss mit dir sprechen.«
    Bevor er weiterreden konnte, tauchte seine Kollegin Heike Holthausen
mit einem Ordner unterm Arm in der Tür auf.
    »Hallo, Erlend«, sagte sie und trat in den Raum. »Tut mir leid wegen
eurem Kurzurlaub. Ist echt dumm gelaufen. Aber hier geht es wirklich drunter
und drüber, du machst dir keine Vorstellung.« Sie wandte sich an Hambrock. »Ich
wollte dir nur kurz die Akte vorbeibringen. Es reicht, wenn du am Montagmorgen
einen Blick hineinwirfst. Wir sehen uns dann ja beim Frühstück, da können wir
alles Weitere besprechen.« Erlends versteinerte Miene irritierte sie. »Nun ja.
Ich muss weiter. Schönes Wochenende. Bis bald, Erlend.« Damit verschwand sie
wieder im Flur.
    Jetzt war es also heraus. Hambrock hatte damit gerechnet, dass seine
Frau wütend werden und herumschreien würde. Doch nichts dergleichen geschah.
Sie sah ihn schweigend an, ihr Blick war undurchdringlich.
    Er hob hilflos die Hände. »Ich kann hier nicht weg.«
    »Seit wann weißt du es?«
    »Seit drei Tagen.«
    Sie wurde immer noch nicht wütend.
    »Drei Kollegen sind krank geworden«, sagte er. »Und selbst wenn alle
da wären – wir würden mit der Arbeit kaum hinterherkommen. Ich hab hier die
Leitung, was soll ich denn machen?«
    Sie schwieg.
    »Wir holen das nach, Elli. Versprochen. Wir machen jetzt einen
Kurztrip nach Holland, verbringen das Wochenende bei deinen Eltern, und sobald
es hier etwas ruhiger geworden ist, machen wir den Rest. Ich werde ganz
kurzfristig ein paar Tage freimachen, vielleicht in den Semesterferien, wenn du
nicht jeden Tag in die Uni musst. Wir holen diesen Urlaub so schnell wie
möglich nach, ich mache alles wieder gut.«
    Erfolglos versuchte er in ihren Augen zu lesen. Er hatte keine
Ahnung, was sie dachte.
    »Und was, wenn wir diesen Urlaub jetzt machen müssen?«
    »Es tut mir doch auch leid, Elli!«
    Sie nickte bedächtig. Dann wandte sie sich zur Tür.
    »Elli, bitte. Lass uns darüber reden.«
    »Ich habe für heute keine Lust mehr, mit dir zu reden.«
    Sie sagte es ganz ruhig, ohne eine Spur von Ärger. Im nächsten
Moment war sie auf dem Flur.
    »Elli, warte!«
    Hambrock nahm seine Jacke und lief ihr hinterher. Nur gut, dass er
angekündigt hatte, früher zu gehen. Er musste sie unbedingt aufhalten.
    »Hambrock!« Heike Holthausen fing ihn in der Tür ab. »Ein Glück,
dass du noch da bist. Es kam gerade eine Meldung aus Steinfurt rein. Es gibt
ein Tötungsdelikt in der Nähe von Altenberge. Ein Jäger wurde offenbar aus
nächster Nähe erschossen.«
    Er starrte seine Kollegin an, als wüsste er nicht, wovon sie redete.
Erlends wehendes Haar verschwand hinter der Tür zum Treppenhaus. Nicht jetzt,
dachte er, bitte nicht jetzt.
    »In der Nähe von Altenberge?«, fragte er benommen.
    »Ganz genau. In einer Bauernschaft namens Erlenbrook-Kapelle – ich
weiß nicht, ob dir das was sagt.«
    Die Streifen- und Zivilwagen der Polizei parkten in einer
langen Schlange auf dem Feldweg. Der Leichenfundort lag am Rande eines
Rapsfelds in einer Wallhecke. Die grellweiß-roten Absperrbänder der
Spurensicherung leuchteten zwischen den herbstlichen Sträuchern. Der abgelegene
Ort war bevölkert von Menschen. Uniformierte, Zivilbeamte und Spurenermittler
in weißen Overalls. Sieht fast aus wie auf einem Volksfest, dachte Hambrock.
    Er stellte seinen Wagen ans Ende der Schlange. Das letzte Stück
gingen er und Heike Holthausen zu Fuß. Außerhalb des abgesperrten Areals stand
eine Gruppe von Kollegen zusammen und rauchte. Hambrock erkannte Henrik Korb,
einen der leitenden Beamten der Kriminalpolizei Steinfurt, mit dem er noch vor
wenigen Wochen in einem anderen Fall zusammengearbeitet hatte. Ein
hochgewachsener Mann mit einer ungewöhnlich hellen Stimme, der, wann immer
Hambrock ihn sah, einen Becher Kaffee in der Hand hatte, als brauchte er etwas,
woran er sich festhalten konnte. Korb löste sich aus der Gruppe, trat seine
Zigarette aus und ging ihnen entgegen.
    »Bernhard Hambrock! So schnell sieht

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