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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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man sich wieder.«
    »Schneller, als mir lieb ist. Das ist meine Kollegin Heike
Holthausen. Ich weiß gar nicht, ob ihr euch kennt?«
    »Flüchtig«, sagte Heike und begrüßte Korb mit einem knappen Nicken.
    »Was haben wir denn?«, fragte Hambrock.
    »Bisher noch nicht viel. Der Tote liegt in der Wallhecke, wir haben
ihn für euch da liegen lassen. Einer der Jäger hat ihn gefunden. Offenbar hatte
keiner bemerkt, was passiert ist. Die Gruppe hat sich gesammelt, um zum
nächsten Feld weiterzuziehen, erst da ist ihnen aufgefallen, dass einer fehlt.
Sein Name ist Heinrich Uhlmann. Die anderen haben ihn gesucht und, nun ja,
schließlich auch gefunden.«
    »Wer ist der Auffindungszeuge?«
    »Jens Leuschner, ein Jäger aus Altenberge. Er ist bereits in
Steinfurt, zusammen mit den anderen. Dort werden alle zu den Geschehnissen
befragt.«
    »Gibt’s einen Tatverdächtigen?«
    »Bist jetzt noch nicht. Man muss abwarten, was die Befragungen
ergeben.«
    Hambrock nickte. Sie würden später nach Steinfurt fahren. Er blickte
zum Fundort hinüber. Ein schmaler Feldweg führte an den Sträuchern entlang und
trennte die Hecke vom Rapsfeld. Ein oder zwei Schritte reichten aus, um im
dichten gelb leuchtenden Blätterwerk der Hainbuchen vollständig zu verschwinden.
Er ließ seinen Blick weiter über das Rapsfeld schweifen, das sich bis zu einem
Wald erstreckte. Es war ein klarer, kühler Tag. In der Ferne konnte er sogar
den Kirchturm von Altenberge erkennen.
    Ideale Sichtverhältnisse für die Jagd, dachte er.
    »Wollt ihr euch jetzt den Fundort ansehen?«, erkundigte sich Korb.
    »Gerne«, sagte Heike.
    Sie folgten dem Kommissar über einen abgesteckten Trampelpfad. Drum
herum bewegten sich die Spurenkundler in ihren Sicherheitsanzügen und
untersuchten das Gelände. Ein kalter Wind kam auf, Blätter wirbelten durch die
Luft. Hambrock zog den Reißverschluss seiner Jacke zu.
    Der Tote lag unterhalb einer Erle in einem Brombeerstrauch. Er trug
einen Lodenmantel und waldgrüne Hosen, sein Jägerhut war ins Gestrüpp gefallen.
Nach dem Schuss war er offenbar der Länge nach in die Dornen gestürzt.
    Liegt da wie ein erlegter Rehbock, dachte Hambrock.
    »Kommt mal herum, und seht euch sein Gesicht an«, sagte Korb. »Oder
das, was davon übrig ist.«
    Sie umrundeten die Leiche. Korb hob einen Brombeerzweig an, unter
dem der Kopf des Toten verborgen lag. Das Gesicht war kaum mehr als ein
blutiger Klumpen. Knochensplitter und Knorpelstücke ragten aus der Masse
heraus, nur das Kinn und die Zahnreihe des Unterkiefers waren noch als solche
zu erkennen.
    »Kein schöner Anblick«, sagte Hambrock matt.
    Heike sog die Luft ein und wandte sich ab. Henrik Korb ließ den
Zweig wieder sinken.
    »Der Schuss muss aus nächster Nähe abgegeben worden sein«, sagte er.
»Ein Unfall kann deshalb ausgeschlossen werden.« Er deutete auf das Rapsfeld
und machte eine ausschweifende Armbewegung. »Bei der Treibjagd teilen sich die
Jäger in zwei Gruppen auf. Die eine durchstreift mit Jagdhunden das Feld und
treibt Hasen und Fasane vor sich her. Die andere stellt sich am Rand des Feldes
auf. Hier vorn, seht ihr? Die schießen dann auf alles, was aus dem Feld herauskommt.«
Er wies auf den toten Jäger. »Eine solche Schussverletzung kann dabei nicht
auftreten. Die Jäger stehen nämlich in einem Abstand von fünfzig bis hundert
Metern voneinander entfernt. In diesem Fall muss der Todesschütze aber direkt
hinter dem Opfer in der Wallhecke gestanden haben, also keine zehn Meter entfernt.«
    »Haben die Spurenleute Patronenhülsen gefunden?«, fragte Hambrock.
    »Die sind noch nicht soweit. Warten wir es ab.«
    »Sind die Waffen der Jäger sichergestellt worden?«
    »Natürlich.« Er zögerte. »Nur werden euch die Waffen kaum
weiterhelfen.«
    Hambrock verstand sofort. »Das Opfer wurde mit Schrot erschossen?«
    Henrik Korb lächelte freudlos.
    »Richtig.«
    Hambrock seufzte. Für gewöhnlich ließ sich in der Ballistik
problemlos nachweisen, aus welcher Waffe ein tödlicher Schuss gefeuert worden
war. Das Geschoss hinterließ Einkerbungen im Lauf, anhand derer sich die Waffe
bestimmen ließ. Eine Ausnahme bildeten Schrotgeschosse. Die weichen
Schrotkugeln verformten sich, und somit blieb nichts zurück, was sich
abgleichen ließ.
    »Also gut«, sagte Hambrock. »Dann werden wir am besten nach
Steinfurt fahren und sehen, was die Befragungen machen.«
    Er machte ein paar Schritte zurück und überblickte noch mal das
Gelände. Hinter den Sträuchern gab es

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