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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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ertönte. Er überlegte, wie er sie am besten
begrüßte. Doch dann sprang ihre Mailbox an.
    »Ähm … Ja, hallo, Elli. Ich bin’s. Also, ich wollte nur sagen, dass
ich in Steinfurt bin. Es wird wohl etwas länger dauern. Ich … es tut mir leid.
Ich melde mich wieder.«
    Hastig beendete er die Verbindung. Auf die Mailbox hatte er
eigentlich gar nicht sprechen wollen. Eine Weile stand er einfach da und
starrte sein Handy an, dann wandte er sich zur Tür und verließ die Toiletten.
    Was war er nur für ein Trottel.

7
    Als sich Hambrock und Heike schließlich auf den Heimweg
machten, wurde es bereits dunkel. Heike saß am Lenkrad und steuerte den Wagen
auf die Bundesstraße nach Münster, während Hambrock hinaus auf die Felder
starrte.
    Die Rekonstruktion des Jagdgeschehens hatte sie kaum weitergebracht,
bislang waren sie über nichts Verdächtiges gestolpert.
    »Wie es aussieht, hat Leuschner seine Position die ganze Zeit über
nicht verlassen«, sagte Heike. »Vier andere Jäger bezeugen, ihn gesehen zu
haben. Selbst wenn er sich beeilt hätte, um im Schutz der Wallhecke zum Tatort
zu gelangen, das Opfer niederzustrecken und zurück zu seinem Platz zu laufen,
hätte er durch seine Abwesenheit Aufmerksamkeit erregt.«
    »Du glaubst also, dass Leuschner unschuldig ist?«
    »Keine Ahnung. Was ich glaube, ist, dass es verdammt schwer sein
wird, einem der Jäger etwas nachzuweisen.«
    Sie beugte sich vor und stellte das Radio an. Leise Popmusik
erfüllte das Wageninnere. Hambrock ließ sich in den Sitz sinken.
    »Und wie war es bei der Witwe des Toten?«, fragte Heike. Er
berichtete von seinem Besuch bei Renate Uhlmann. Heike hörte mit gerunzelter
Stirn zu.
    »Die beiden sind also Schwestern«, sagte sie schließlich. »Wer hätte
das gedacht? Und Renate Uhlmann weigert sich, über Familienstreitigkeiten zu
reden. Hört sich ganz so an, als könnte Hedwig Tönnes durchaus ein Motiv gehabt
haben, Heinrich Uhlmann zu ermorden.«
    »Abwarten. Wir werden später noch mal mit Hedwig reden.«
    »Falls sie dann offenherziger ist. Was ich allerdings bezweifle.«
Heike schüttelte den Kopf. »Am besten wäre es, wir hätten jemanden, der sich in
der Bauernschaft gut auskennt und keine Hemmungen hat, mit der Polizei zu
reden. Jemanden, der gerne aus dem Nähkästchen plaudert. Solche Leute gibt’s
doch überall.«
    Hambrock zögerte. Ja, solche Leute gab es überall. Er verspürte
jedoch wenig Lust, bei Sophia und Ada Horstkemper vorbeizufahren. Nicht an
diesem grauenhaften Tag, an dem ohnehin schon vieles schiefgelaufen war.
    »Du kennst dich doch aus auf dem Land«, fuhr sie fort. »Wen spricht
man am besten an, wenn man wissen will, was die Leute für Leichen im Keller
haben?«
    Da er nicht antwortete, löste sie ihren Blick von der Straße und sah
ihn fragend an.
    »Fahr da vorne links«, sagte er missmutig. »Wir machen einen kleinen
Abstecher.«
    Sophia Horstkemper hatte Kaffee gekocht und einen Teller
mit Keksen auf den Tisch gestellt. Sie hatte ihr bestes Geschirr gewählt, das
normalerweise nur an besonderen Tagen auf den Tisch kam. Hambrock erkannte das
Service, seine Mutter hatte das gleiche. Nur bei besonderen Anlässen wurde es
aus dem Schrank geholt, sie hütete es wie ihren Augapfel.
    »Wir sind immer noch ganz durcheinander«, sagte Sophia und schenkte
ihm Kaffee ein. »Und du bist sicher, dass es kein Jagdunfall war? Dass Heinrich
tatsächlich ermordet wurde?«
    »Ziemlich sicher.«
    Sie stellte beunruhigt die Kanne ab und setzte sich zu Hambrock und
Heike an den Esstisch.
    »Aber wer sollte Heinrich umbringen? Er ist doch nur ein einfacher
Bauer. Ich verstehe das nicht.« Sie sortierte ihre grauen Locken und zupfte den
weichen Wollpullover zurecht. Hambrock fragte sich heimlich, ob seine Tante
wohl eine Perücke trug. Er konnte sich kaum vorstellen, dass jemand in ihrem
Alter noch so volles Haar hatte.
    »Ich hatte gehofft, ihr könnt uns bei dieser Frage weiterhelfen«,
sagte er. »Vielleicht erzählst du mir ein bisschen über Heinrich Uhlmann.
Beginnen wir doch damit, was er …«
    Die Wohnzimmertür öffnete sich, und Tante Ada erschien auf der
Schwelle. Sie trug ein kariertes Flanellhemd und eine Daunenweste, die Enden
ihrer Arbeitshosen hatte sie in Wollsocken gestopft. Offenbar kam sie gerade
aus dem Stall.
    »Hallo, Bernhard. So schnell sieht man sich wieder.«
    Sie verlor kein Wort über ihren Streit, im Gegenteil. Sie schien
Genugtuung darüber zu empfinden, ihn zu sehen. »Du kommst wegen dem

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