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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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wirkte gehetzt, er sah ihn fragend an.
    »Erster Kriminalhauptkommissar Bernhard Hambrock betritt den Raum«,
sagte Heike für das Aufzeichnungsband. Dann nickte sie ihm zu und deutete ein
Lächeln an, bevor sie sich wieder mit deutlicher Kühle an den Zeugen wandte.
    »Herr Leuschner, bitte beschreiben Sie mir Ihre genaue Position,
nachdem sich die Gruppe am Rande des Rapsfeldes aufgeteilt hatte.«
    Hambrock lehnte sich wortlos hinter den Zeugen an die Wand. Er
steckte die Hände in die Taschen und betrachtete Leuschner, der sich mehrmals
irritiert nach ihm umblickte. Hambrock sah mit unbewegter Miene zu ihm hinab.
    »Herr Leuschner«, ermahnte Heike ihn. »Ihre Position.«
    »Ich stand an der Wallhecke.« Seine Hände begannen zu flattern.
»Zwischen mir und Heinrich standen aber noch zwei andere Jäger! Ich kann ihn
gar nicht erschossen haben! Er war doch viel zu weit weg!«
    »Bitte beantworten Sie nur meine Frage.«
    Er rutschte nervös herum. »Ich stand an der Hecke, unterhalb der
freistehenden Pappel. Etwa hundertfünfzig Meter von Heinrich entfernt.«
    »Wer stand links von Ihnen?«
    »Berthold Gerkamp.«
    »Wie weit war der von Ihnen entfernt?«
    »Ungefähr fünfzig Meter.«
    »Wer stand rechts?«
    Heike ließ sich alles bis ins kleinste Detail schildern. Hambrocks
Anwesenheit erzielte dabei die gewünschte Wirkung. Mit dem Hauptkommissar im
Rücken wurde Leuschner zunehmend unsicher.
    »Mit welcher Munition haben Sie heute geschossen?«, fragte Heike
unvermittelt.
    Er begann zu stottern. »Ähm … mit Schrot.«
    »Was für eine Art Schrot?«
    »Nun … ähm, das ist ein 12er-Kaliber, glaube ich.«
    »Ich meine nicht die Größe des Kalibers, sondern die Art der
Schrotmunition.«
    »Ach so. Na ja, was man halt so verwendet. Ganz normale Munition
eben.«
    »Könnten Sie das konkretisieren?«
    »Bei der Niederwildjagd sind das Schrotkugeln mit einem Durchmesser
von etwa drei Millimetern.«
    »Und mit solchen Schrotkugeln haben Sie heute geschossen?«
    »Ja.«
    »Ausschließlich?«
    »Ja. Ich verstehe nicht …«
    »Wir haben in Ihrem Patronengürtel Schrotmunition sichergestellt,
deren Kugeln einen Durchmesser von fünf Millimetern haben.«
    »Das ist … das muss Zufall sein. Vielleicht habe ich vergessen, die
Munition auszuwechseln.«
    »Bevor Sie auf Fasanenjagd gingen?«
    »Ich weiß nicht … kann schon sein.«
    »Heinrich Uhlmann wurde mit Schrotkugeln erschossen, die einen
Durchmesser von fünf Millimetern haben.«
    Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, schließlich vermuteten
sie das lediglich. Dennoch tat es seine Wirkung. Jens Leuschner wurde
leichenblass.
    »Ich muss da noch ein paar Patronen von der letzten Jagd im Gürtel
gehabt haben«, sagte er fiebrig. »Man benutzt diese Munition für die Gänsejagd.
Wegen der Reichweite. Das kann schon sein, dass ich noch welche dabeihatte.
Aber die habe ich nicht benutzt. Wirklich nicht.«
    »Wie gut kannten Sie Heinrich Uhlmann?«, fragte Heike.
    »Wie bitte? Wir waren … ich meine, wir kannten uns aus dem Verein.
Da lernt man ja viele Leute kennen.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Was? Ach so. Na ja, wir kannten uns nicht besonders gut, wenn Sie
das meinen.«
    »Hat es Streit zwischen Ihnen gegeben?«
    Nun brach Leuschner der Schweiß aus.
    »Ich habe Heinrich nicht getötet! Bitte, das müssen Sie mir glauben!
Ich war es nicht.«
    »Ob es Streit zwischen Ihnen gegeben hat.«
    »Ähm, nein. Keinen Streit. Da war gar nichts.«
    »Schildern Sie mir bitte noch mal die Geschehnisse ab dem Zeitpunkt,
an dem Sie den Wagen am Rapsfeld verlassen und sich in zwei Gruppen aufgeteilt
haben.«
    Er starrte sie an. »Was?«
    Heike trieb Leuschner in die Enge, um dadurch Widersprüche
aufzuspüren. Hambrock wartete einen Moment, dann verließ er wortlos den
Vernehmungsraum und schloss leise die Tür hinter sich. Henrik Korb fing ihn im
Flur ab, wieder mit einem halb leeren Kaffeebecher in der Hand.
    »Hast du heute überhaupt schon gegessen, Bernhard?«
    »Frag besser nicht.« Seit dem Frühstück hatte er nur noch Kaffee
getrunken.
    »Es gibt in der Nähe nämlich eine gute Pizzeria. Wenn du Lust hast,
könnten wir uns vielleicht für eine halbe Stunde davonstehlen. Ich sterbe
nämlich vor Hunger.«
    »Ich bin dabei.« Hambrock lächelte.
    Bevor Sie sich auf den Weg machten, entschuldigte er sich und
verschwand zu den Toiletten, dem einzigen Ort, an dem er ungestört telefonieren
konnte. Er wählte Erlends Handynummer.
    Das Freizeichen

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