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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Vielleicht zieht sogar ein bisschen Nebel auf. Das würde sich toll auf
den Fotos machen.«
    »Wir müssen aber vorsichtig sein. Mit Vesting legt man sich besser
nicht an.«
    »Also gut. Ich hole dich dann mit dem Roller ab.«
    Nachdem er gegangen war, räumte sie die leeren Eisbecher weg. Die
Idee war wahnsinnig, trotzdem gefiel sie ihr sehr gut. Im hinteren Teil des
Gartens entdeckte sie Emma. Sie hockte an den Brombeersträuchern, zupfte ein
paar Beeren ab und reihte sie sorgfältig am Boden auf. Auf seltsame Weise
wirkte sie traurig. Als hätte es gerade einen Streit gegeben und sie hätte sich
zurückgezogen, um ihre Wunden zu lecken. Annika zögerte, doch dann steuerte sie
die Terrassentür an und ging ins Haus.
    Sie fand den Rest der Familie in der Küche versammelt. Marita und
Tante Ada saßen am Tisch und tranken Kaffee, Sophia wischte mit einem Lappen
über die Anrichte, und Paul schob einen Spielzeugtraktor über den Küchenboden.
    Annika blieb in der Tür stehen. Sie wollte sich dafür bedanken, wie
Bernd von ihnen allen empfangen worden war. Doch sie wusste nicht so recht, wie
sie es ausdrücken sollte.
    »Hört mal …«, begann sie.
    »Mensch, Marita!«, rief ihre Mutter. »Jetzt pass doch auf! Du hast
den Kaffee verschüttet.«
    Mit ihrem Lappen wischte sie die Kaffeelache auf, Marita hob
lediglich die Tasse und achtete nicht weiter darauf.
    Tante Ada blätterte im Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Sie hatte
gerade die Seite mit dem Fortsetzungsroman gelesen und hoffte vergeblich, dass
er auf der nächsten Seite fortgeführt wurde.
    »Erst kommt man nicht rein, und dann ist es schon wieder zu Ende«,
sagte sie mürrisch.
    »Dann kauf dir doch das blöde Buch!«, stöhnte Marita. »Meine Güte,
jedes Mal das Gleiche.«
    Doch Ada tat es mit einem Kopfschütteln ab. »Ich werde nächste Woche
weiterlesen.« Damit war das Thema beendet.
    »Du wolltest uns etwas sagen, Annika?«, fragte Sophia.
    Angesichts des ruppigen Tonfalls in der Küche war Annika sich nicht
mehr sicher, wie sie den anderen gegenüber ihre Zuneigung ausdrücken sollte.
Wahrscheinlich würden sie Annika nur auslachen. Der Moment war einfach nicht
günstig.
    »Schon gut.« Sie stellte das Tablett auf die Spülmaschine. »Hattest
du Streit mit Emma?«, fragte sie Marita.
    »Nein, wie kommst du darauf? Wo ist sie denn?«
    »Im Garten. Keine Ahnung, sie wirkte nur … ach, egal.«
    Marita quittierte es mit einem Brummen und las weiter im Sportteil.
Annika nahm sich einen Lappen und ging hinaus. Sie wischte den Gartentisch ab
und schlenderte dann zu den Brombersträuchern hinüber.
    »Was machst du denn hier so alleine?«
    Emma sah auf. Doch sie antwortete nicht und vertiefte sich
stattdessen wieder in das Sortieren der Beeren. Annika setzte sich zu ihr in
die Sonne.
    »Geht’s dir gut?« Und weil sie keine Antwort bekam: »Soll ich wieder
gehen? Möchtest du vielleicht mit Klooke alleine sein?«
    Emma schüttelte den Kopf, dann nahm sie die größte Beere und gab sie
Annika, die sich bedankte und sie in den Mund steckte.
    »Die schmeckt wirklich köstlich.« Sie blickte sich um. »Ist Klooke
denn gar nicht hier?«
    Emma schüttelte erneut den Kopf.
    »Und wo ist sie?«
    Sie deutete vage zur offenen Stalltür, einem klaffenden schwarzen
Loch zwischen zwei hohen Nusssträuchern.
    »Klooke ist im Schatten«, sagte sie. »Klooke ist immer im Schatten.«
    Annika wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie sah beklommen
zu der dunklen Öffnung. Emma malte mit dem Finger Kreise in die trockene Erde.
    Sie sprach leise weiter. »Klooke sagt, dass was Schlimmes passieren
wird.«
    »Was soll denn Schlimmes passieren?«
    Emma hob die Schultern. Annika wartete, doch offenbar wollte sie
nicht mehr darüber verraten.
    »Es wird nichts passieren«, sagte sie. »Glaub mir, du musst keine
Angst haben. Das ist Quatsch, was Klooke sagt. Ganz sicher.«
    Emma blinzelte gegen das Licht. Sie schien darüber nachzudenken,
dann nickte sie ernst.
    »Was meinst du?«, wechselte Annika das Thema. »Sollen wir Mama, Oma
und Tante Ada ein paar Brombeeren bringen? Die sind so lecker, da freuen die
sich bestimmt.«
    Emma ließ sich schnell auf andere Gedanken bringen.
    »Dann müssen wir aber noch welche pflücken!«, rief sie. »Nur die
ganz großen.«
    »Das machen wir.«
    Annika machte sich einen Spaß daraus, sie so weit hochzuheben, dass
sie die Beeren von den höchsten Zweigen pflücken konnte. Dazu ahmte sie die
Geräusche eines Flugzeugs nach und ließ Emma

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