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Bauernjagd

Bauernjagd

Titel: Bauernjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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immer wieder auf dem Rasen landen.
    Schließlich rannte das Kind lachend zur Terrassentür, beide Hände
voller Brombeeren. Annika lief ihr hinterher.
    Sie warf im Vorbeigehen einen Blick zur offenen Stalltür, doch in
der Dunkelheit war nichts zu erkennen. Trotzdem. Sie wurde das Gefühl nicht
los, dass dort etwas lauerte. Etwas, das sie nicht aus den Augen ließ.
    Clemens Röttger fuhr mit seinem Jeep auf den Hof von
Ludwig Schulze Ahlerkamp. Manfred, sein ältester Sohn, erwartete ihn bereits.
Er stand unter den Eichen, die Hände tief in den Taschen vergraben, und
begrüßte ihn mit einem Kopfnicken.
    Clemens stieg aus dem Wagen und warf die Tür zu.
    »Hallo, Clemens. Danke, dass du gekommen bist.«
    »Kein Problem. Wo ist denn dein Vater?«
    »Was weiß ich. Irgendwo auf dem Feld, schätze ich mal. Der meldet
sich ja nie ab.«
    Clemens sah sich um. Die Biogasanlage lag wie ein schlafender Riese
hinter der Scheune, ein paar Vögel flatterten an den Türmen vorbei.
    »Dabei müsste er eigentlich wissen, was los ist«, sagte Manfred.
»Wenn die Anlage eine Störung hat, bekommt er automatisch eine SMS auf sein Handy.«
    »Auf sein Handy?« Clemens runzelte die Stirn. »Warum hast du ihn
nicht angerufen?«
    Manfred hob die Schultern. »Ich kenn die Nummer nicht. Er hat sie
irgendwo aufgeschrieben, aber ich hab keine Ahnung, wo der Zettel ist.«
    »Du kennst die Nummer nicht?«
    »Ich hab ihn noch nie angerufen. Wozu auch? Wir können ja jederzeit miteinander
reden. Er besitzt das Handy nur wegen der Anlage. Soweit ich weiß, kennt sonst
keiner die Nummer.«
    Clemens nickte. »Dann wollen wir uns die Sache mal ansehen.«
    Er trat ins Maschinenhaus und erkannte auf den ersten Blick den
Grund für die Störung. Die Schnecke war ausgefallen.
    »Da muss irgendwas im Rohr feststecken«, sagte er. »Hast du einen
Werkzeugkasten?«
    »Klar. Gleich da vorne.«
    »Du musst aber selber Hand anlegen. Ich darf meinen Oberkörper nicht
belasten. Du weißt ja, die Verletzung.«
    »Geht schon in Ordnung. Du musst mir nur sagen, was ich machen
soll.«
    Manfred ging voran, und Clemens folgte ihm kopfschüttelnd. Ludwigs
Sohn besaß zwei linke Hände und hatte keinerlei Verständnis für technische
Dinge. Clemens fragte sich, was werden sollte, wenn Manfred einmal den Hof übernahm.
    Er stieg die Eisentreppe zum Tank hinauf und blickte über den Rand.
    »Das hat keinen Zweck«, sagte er. »Es steckt noch zu viel Biomasse
im Tank. Von hier oben kommen wir an die Schnecke nicht heran.«
    »Und was heißt das?«
    »Das heißt, dass wir unten das Rohr abschrauben müssen.«
    Clemens stieg hinunter und klopfte sich den Schmutz von den Händen.
    Manfred kratzte sich am Kopf. »Wie lange wird das dauern?«
    »Nicht lange«, sagte er. »Eine gute halbe Stunde vielleicht. Ich zeig
dir, was du machen musst.«
    Die Sonne stand inzwischen blutrot am Horizont. Annika hockte
vor dem Küchenfenster und sah die Hofauffahrt hinunter. Auf der Straße war noch
nichts zu sehen, doch Bernd würde jeden Moment auftauchen, lange konnte es
nicht mehr dauern.
    Das Wetter war ideal zum Fotoschießen. Wenn sie Glück hatten, würde
noch etwas Nebel aufziehen. Die Tage waren zwar sehr warm, aber sobald die
Sonne verschwand, wurde es kalt. Dann bildete sich Dunst auf den Wiesen, gerade
so viel, dass der Hof von Melchior Vesting noch ein wenig schauriger aussehen
würde.
    Den anderen hatte sie gesagt, dass Bernd und sie nach Altenberge
fahren würden. Sie wollten ein Bier trinken und über die Arbeit sprechen. Das
hatte ihr zwar einen anzüglichen Kommentar von Marita eingebracht, und auch Sophia
und Tante Ada wechselten bedeutungsvolle Blicke. Aber das war ihr egal, es war
besser, wenn keine wusste, was sie tatsächlich vorhatten.
    Sophia stand am Herd und machte das Abendessen. Marita war unter der
Dusche, und an dem Rumpeln in der Waschküche erkannte Annika, dass nun auch
Tante Ada mit der Arbeit fertig war.
    »Tu mir einen Gefallen und sag den anderen, dass das Essen fertig
ist«, meinte Sophia. »Dadurch, dass du die ganze Zeit am Fenster sitzt, wird er
auch nicht eher kommen.«
    Annika fühlte sich ertappt. Mit einem finsteren Blick stand sie auf
und verließ die Küche, um die anderen zusammenzutrommeln.
    Die Kinder durften jeden Abend vor dem Essen eine Stunde lang
fernsehen, doch heute traf sie im Wohnzimmer nur auf Paul. Er starrte gebannt
auf den Bildschirm und konnte ihr nicht sagen, wo seine Schwester war.
    »Emma!«, rief Annika durchs Haus. »Wo

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