Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
verstand sie: »Was soll er denn mit Kaisers Tod zu tun haben?«
»Das kann ich noch nicht sagen, doch deswegen sind wir hier.« Sophie wandte sich um. »Wie ist Ihr Name?«
»Achim Stocke, ich leite den Betrieb, also die Technik.« Der große muskulöse Typ in Arbeitshose und Pulli wurde nervös. »Ich sollte wohl besser gehen, oder?«
»Ja. Bleiben Sie aber in der Nähe, wir brauchen Sie noch.«
»Warum?«
»Später.« Steinrauschs Gesicht blieb neutral, und so verließ Stocke zögerlich den Raum.
»Frau Görgen«, nahm Sophie den Faden wieder auf, »wo ist Ihr Mann am Samstagabend gewesen?«
»Unterwegs. Er wollte sich mit einem Geschäftsfreund treffen.«
»Haben Sie einen Namen?«
»Nein, da müssen Sie ihn selbst fragen.« Sie mauerte.
»Er sagt Ihnen also nicht, mit wem er sich trifft?«
»Warum? Das tue ich auch nicht immer.«
»Zum Beispiel mit ihm?« Sophie nickte in Richtung Tür.
Sandra Görgen lief leicht rot an und schaute schnell weg. »Achim ist nur mein Mitarbeiter.«
»Ach so. Nun, wir suchen nach Verbindungen zwischen Kaiser und Ihrem Schwiegervater, da beide vom selben Täter getötet wurden. Können Sie mir erklären, wieso Ihr Mann meinem Kollegen nichts von diesem Unternehmen hier erzählt hat, das Sie ja immerhin gemeinsam betreiben?«
»Was hat das mit Horst zu tun?«
»Jeder Kontakt Ihrer Familien ist wichtig.«
Sandra Görgen zuckte wortlos mit den Schultern.
»Nun zur Mühle.« Steinrausch übernahm absprachegemäß. »Vor vier Jahren hat die Probe eines Ihrer Öle ergeben, dass es zu viele Rückstände enthalten hat und, besonders schlimm, geringe Spuren an Dioxin. Ist das korrekt?«
»Was hat das denn mit den Morden zu tun?«
Er lächelte kalt. »Das kann ich nicht sagen, beantworten Sie bitte meine Frage.«
Doch sie dachte nicht daran: »Wo haben Sie denn diese Informationen hergeholt? Dürfen Sie das überhaupt?«
»Wir dürfen alles, wenn die Staatsanwaltschaft uns grünes Licht gibt.«
»Ich möchte den Beschluss sehen.«
»Später.«
Sie zögerte und entschied sich zur Kooperation: »Was soll’s. Wir haben damals den Raps in einem alten Silo gelagert. Es ist ein Fehler gewesen, dass wir nie eine Rückstandsprüfung gemacht haben, da keiner sagen konnte, was ursprünglich dort gelagert worden ist. Die Ware war okay, aber der Silo versaut. Die Behälter wurden gereinigt und neu beschichtet, seitdem ist Ruhe. Die Proben sind ohne Beanstandung.«
»Ihr Betrieb wird von Karsten Pilsner geprüft?«
»Ja. Was soll denn diese Frage nun wieder?« Unwillen blitzte in Ihren Augen auf.
Steinrausch überging den Einwand: »Woher beziehen Sie Ihre Rohware?«
Sie schüttelte den Kopf »Das reicht jetzt. Ich glaube, ich werde meinen Anwalt anrufen.«
»Kein Problem, nur bis der hier ist, unterhalten wir uns weiter.«
»Und wenn nicht?«
»Komme ich mit einem Durchsuchungsbeschluss zurück, und wir machen Ihren Laden links. Sie sollten kooperieren, das macht es uns allen leichter, schließlich suchen wir den Mörder Ihres Schwiegervaters.«
»Wir beziehen die Rohwaren überwiegend aus der Region. Ausschließlich aus ökologischem Landbau. Auch vom Alleenhof.«
»Rein aus Interesse: Was für eine Kapazität hat die Mühle?«
Sie lächelte verkniffen. »Wir können zweihundert Kilo Saatgut pro Stunde pressen und sind die zweitgrößte Ölmühle in Rheinland-Pfalz. Insgesamt gibt es hierzulande so um die vierzig dezentrale Mühlen, also kleinere Einheiten. Unsere Anlage läuft rund um die Uhr. Im vergangenen Jahr haben wir etwa zwölfhundert Tonnen Raps, vierhundert Tonnen Sonnenblumenkerne und ein paar Tonnen Walnüsse und Traubenkerne gepresst.«
»Was passiert mit dem Öl?«
»Das meiste Rapsöl geht in den Sprit. Alle Fahrzeuge am Alleenhof zum Beispiel fahren damit. Biosprit macht etwa sechzig Prozent aus, weitere fünfzehn Prozent gehen zur Herstellung von Diesel weg, der Rest wird zu Speiseöl. Walnüsse und Traubenkerne zu einhundert Prozent. Unseren Kraftstoff liefern wir überwiegend in Kombinations-IBCs – das sind Tanks in Gitterboxen – unmittelbar an die Landwirte der Region, einen anderen Teil übernehmen drei Tankstellen. Wir haben keinen Zwischenhandel. Das Speiseöl wird in Hofläden vertrieben, auf Märkten verkauft und vom Einzelhandel übernommen.«
»Was prüft der Kontrolleur?«
»Jetzt bin ich am Ende, da müssen Sie Achim fragen. Sie finden ihn hinten.« Sie deutete auf die Tür, durch die sie vor wenigen Minuten hereingekommen
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