Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
sind wir bei null, weil uns die Verdächtigen ausgehen. Einzige Verbindung zu Kaiser ist Roland, also der Sohn. Der wiederum hat sich mit ihm und dem Kontrolleur seines Betriebs in Mainz getroffen, hängt demnach vielleicht mit drin. Aber warum tötet man den Vater und nicht ihn?«
»Eine Drohung?« Brauckmann war am Ball.
»Schon möglich, nur gibt es auch hier keine Fakten. Er lebt auf relativ großem Fuß, doch mit den Einnahmen aus der Ölmühle, dem Gehalt seiner Frau und seinem Anteil vom Ertrag des Hofs passt das insgesamt.«
Müller verzog das Gesicht. »Was gedenken Sie zu tun? Abwarten, bis der Kerl wieder mordet, so wie angekündigt, und dann auf neue Spuren hoffen?«
»Das ist Unsinn, aber das wissen Sie selbst. Ich will ihn schnappen, bevor noch eine Person zu Schaden kommt.«
»Und wie wollen Sie beginnen oder vielmehr weitermachen?« Müllers Ton wirkte versöhnlich, offensichtlich sah er das Dilemma ein, in dem die Kommission steckte. »Was soll ich dem Präsidenten sagen?«
»Wir konzentrieren uns auf die Verbindung zum organisierten Verbrechen, da wir Roland und Kaiser so zusammenbringen und über diesen Weg eventuell auch auf das Motiv für die Tat an dem alten Görgen stoßen. Außerdem durchkämmen wir weiter das private Umfeld der Opfer und hoffen auf einen Zufallstreffer.«
»Das ist nicht gerade viel.«
Doch ehe Lichthaus antworten konnte, trat Tiefensee ein. Müller blickte tadelnd. »Etwas spät der Kollege, was?«
»Ich habe noch eine Recherche beendet, um die mich Frau Erdmann gebeten hatte.« Er sah in die Runde, und als keiner Anstalten machte, das Gespräch wieder aufzunehmen, fuhr er fort: »Es ging um die Ölmühle beziehungsweise um das Unternehmen, das vorher auf dem Gelände ansässig war.«
»Die Detailarbeit sollten Sie in der Fahndungsgruppe abstimmen, dazu brauchen Sie mich ja nicht.« Ein Blick auf die Uhr, und Müller verzog das Gesicht. »Der Präsident erwartet mich, und ich muss liefern. Geben Sie mir zeitnah einen Bericht rein.«
Die Tür klickte, und er war verschwunden. Sofortige Entspannung trat ein, der sich sogar Brauckmann nicht entziehen konnte. In das Schweigen hinein stand Siran auf und ging hinaus, um kurz darauf mit dem gewohnten Tablett samt Tee und einem Teller Gebäck zurückzukommen. »Jetzt gibt es Bademli Kurabiye, aus einfachem Teig mit ein paar Mandeln, geht selbst mit angegriffenem Magen.« Er lächelte Lichthaus an.
Jeder bediente sich, dann war Tiefensee an der Reihe. »Die Ölmühle steht auf dem Boden einer ehemaligen Futterfabrik mit dem Namen feedstuffPRO – alles kleingeschrieben bis auf das pro. Der Laden ist schon Ende des vorigen Jahrtausends pleitegegangen. Letzte Geschäftsführerin war eine Elvira Pick, die aber nicht in Trier wohnt. Bundesweit gibt es nur eine Person, die so heißt, sie ist bei Stuttgart gemeldet. Ich wusste nicht, ob ich dort anrufen sollte, und habe es daher erst mal gelassen. In ...«
»Wem gehört das Gelände heute?«
»Laut Grundbuch wurde das ganze Areal geteilt. Die Flurstücke der Ölmühle laufen auf die beiden Gesellschafterinnen, der Rest, immerhin fast ein Hektar auf …«, er schaute in die Runde, »… Horst Görgen und Doktor Egbert Kaiser.«
»Na, endlich mal ein Gemeinschaftsprojekt der beiden.« Brauckmann lächelte.
Steinrausch verzog das Gesicht. »Das Ding ist schon seit mehr als zehn Jahren dicht. Was soll da zu unserem Fall führen?«
»Richtig«, bestätigte Lichthaus den Einwand, »doch wir gehen dem mangels Alternativen nach. Holger und ich schauen uns diesen Pilsner nachher mal näher an. Vorher werde ich mit Sophie aber bei Jan Brünjes auftauchen und dann eventuell Roland Görgen ein wenig grillen.«
*
Hätte der Reporter auf dem Flur der Unfallchirurgie gesessen, anstatt in seinem Zimmer zu liegen, Lichthaus wäre an dem verbundenen und deformierten Mann achtlos vorbeigegangen. Die Augen bis auf schmale Schlitze zugeschwollen, die Nase geschient und die Lippen über zahnlosen Kiefern eingefallen, lag er benommen im Bett. Beide Hände steckten in Gipsschienen, der restliche Körper war eigentlich glimpflich davongekommen.
»Profis«, hatte der behandelnde Arzt gesagt. »Wir kennen so etwas in Trier ja kaum, bei dem Verletzungsbild fällt aber sofort auf, dass keine lebenswichtigen Körperteile zu Schaden gekommen sind. Selbst die Tritte gegen den Kopf sind so dosiert worden, dass die Zähne ausgefallen und Joch- und Nasenbein zu Sägespänen zersplittert sind, doch
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