Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)
zu Boden und wäre um Haaresbreite von dem schlingernden Transporter überrollt worden, der nach wenigen Metern in einen kleinen Daihatsu krachte und diesen auf einen dahinterstehenden Golf schob.
Der Motor erstarb, und sie rannten hinüber. Dachs riss die Beifahrertür auf, aus der plötzlich eine Gestalt stolperte und sich auf seinen schmächtigen Komplizen stürzte. Baumann hatte gut gezielt und die Glock abgefeuert, aber nicht genau getroffen, da die Waffe stark verriss. Der Verletzte hielt sich den Hals und taumelte los, um weiter hinten in der Garage schließlich zusammenzubrechen. Wie er später erfahren sollte, hatte seine Kugel die Schlagader des Wachmanns zerfetzt, und der war innerhalb kurzer Zeit verblutet.
Die zweite Rate war erledigt.
Sie waren in den Wagen gestürmt. Der Fahrer hing über dem Lenkrad und stöhnte nur noch leise. Ein kleines Rinnsal Blut lief ihm aus dem Mundwinkel.
»Der stirbt!«
Dachs hatte ihn nur verhöhnt: »Kannst ja Erste Hilfe leisten. Spinnst wohl, he?« Er warf ihm einen Geldkoffer zu, den er zum Astra schleppte. Sein Komplize war hinter ihm hergekommen, und sie waren losgebraust.
»Zwei tote Fahrer. Alles Opfer von Dufner?« Die Kommissarin blätterte weiter, schaute ihn aber direkt an, doch er reagierte instinktiv auf die Frage, die er vor Gericht mehrfach bejaht hatte. »Ja.«
»Später sind Sie dann diesem Hoxhaj begegnet?«
»Ja. Was machen Sie heute Abend?« Er musste einfach flirten.
»Das erzähl ich Ihnen gleich, jetzt machen Sie lieber den Mund auf. Sie haben ausgesagt, Hoxhaj habe Dachs erschossen. Wie ist das damals gewesen?«
Er dachte nach, überlegte, wie viel er preisgeben konnte. Dachs, dieser Trottel, hatte sich an einen Freund gewendet, um die Koffer aufzusägen, ohne die Scheine zu beschädigen, anstatt sich selbst darum zu kümmern. Es war schon dunkel, als sie auf den Hof des Kfz-Betriebs fuhren, in der Werkstatt allerdings brannte Licht. Dachs stieg aus und schob die Magnum augenzwinkernd in den Gürtel. Der Überfall hatte ihn mitgenommen, und als seine Tranquilizer ihren Dienst quittierten, brauchte er eine Handvoll Pillen, um halbwegs ruhig zu werden. Jetzt aber schien er klar zu ticken. Er ging durch die Glastür in den Schuppen, und Baumann hörte im Auto, wie er jemanden grüßte, als ein Schuss dröhnte und sein Kumpel in einer Fontäne aus Glas blutüberströmt herausflog und auf den Parkplatz krachte. Die Schrotladung hatte ihn nicht auf der Stelle getötet, und er griff schon stöhnend nach seiner Waffe, als der Typ aus der Werkstatt blitzschnell heranlief und ihm eine zweite Packung aus der Pumpgun gab, die das Leben aus Dachs fegte, wie der Herbstwind die Blätter vom Baum braust. Der Körper rollte unter dem Druck der Ladung noch einen, vielleicht zwei Meter über den Asphalt, so wie ein leerer Eimer, dem man einen Tritt versetzt, dann lag er still.
Er selbst hatte den Rückwärtsgang reingehauen und mit jaulendem Motor zurückgesetzt, kam aber kaum weiter, als ein geübter Junge spucken konnte. Das Tor war inzwischen geschlossen worden, und er versuchte durchzubrechen, während vor ihm der Mann mit der Schrotflinte auf Dachs’ Leiche eintrat. Das Tor hielt stand, und er sprang aus dem Auto um abzuhauen, als ihm eine Faust derart ins Gesicht knallte, dass er zu Boden ging, wo er mit Stiefeln bearbeitet wurde. Er nahm Embryonalhaltung ein, um den Kopf zu schützen, was die Angreifer jedoch nicht störte. Tritte und Schläge und Tritte und Schläge. Auch in die Nieren. Er hatte noch tagelang Blut gepinkelt. Als er das Bewusstsein zu verlieren begann, hörten sie auf, packten in seine damals so schönen langen Haare und schleiften ihn zurück wie einen Sack Kartoffeln, warfen ihn kopfüber auf Dachs’ Leiche. Sein Gesicht war eine blutige Masse. Die Maske eines Monsters. Baumann schrie, bis ihm der Kopf nach hinten gebogen und er gezwungen wurde, in den Himmel zu starren. Nur für einen kurzen Moment hatte er am Rand seines Gesichtsfelds einen Blick auf die Visage des Schweins erhascht, das Dachs umgelegt hatte. Eng zusammenstehende, kleine Schweineaugen, die so emotionslos gewesen waren wie die eines Teddybären, und eine Hakennase über schmalen Lippen.
»Dachs wurde abgeknallt und ich zusammengeschlagen. Ich habe nur einen von diesen Leuten gesehen, und das war dieser Dreckskerl Hoxhaj.«
»Wieso haben Sie eine solche Wut auf den Mann?«
Er schaute über den Schreibtisch. »Darf ich rauchen?« Sie nickte. »Er hat ihn
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