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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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das hier ein reiner Milchbetrieb gewesen. Das Vieh hat in einem Anbindestall mit Spaltenboden und Kuhtrainer gestanden.«
    »Was ist das?«
    »Ein Kuhtrainer ist ein Metallbügel, der einer Kuh einen elektrischen Schlag verpasst, wenn sie sich entleert, sodass sie zurückweicht und der Mist durch den Spaltenboden ablaufen und einfach entsorgt werden kann. Die Milch ist damals nach Thalfang gegangen. Mittlerweile liefern wir nach Pronsfeld. Die füllen da oben Biomilch ab. Da das zu wenig bringt, vermarkten wir einen immer größer werdenden Teil selbst über den Hofladen und einen Verkaufswagen, der die Wochenmärkte in der Gegend abklappert.«
    »Wieso bringt das immer weniger?«
    »Vater ist seinerzeit so ziemlich der Erste in der Region gewesen, der ökologisch gewirtschaftet hat. Das war clever, denn in der Nische hat er sehr gutes Geld verdient. In der Zwischenzeit ist aus bio ein riesiger Markt mit Wachstumspotenzial geworden, und viele drängen hinein, wodurch die Preise verfallen. Das Einkommen von uns Biobauern geht laufend zurück, weil eine Bevölkerung, die mehr als zwei Milliarden ausgibt, um Hunde und Katzen zu füttern, bei den Preisen, die wir für unsere Produktionsform brauchen, zusammenzuckt und dann häufig lieber im Discounter kauft. Ein paar Kollegen stellen schon wieder auf konventionelle Landwirtschaft um.«
    »Und Sie, denken Sie auch ans Umstellen?«
    »Noch nicht. Ich will aber nichts ausschließen. Dieser Stall ist unser zweiter, den haben wir vor etwa drei Jahren gebaut. Im Sommer stehen die Rinder ganz draußen auf Umtriebweiden. Nur zum Melken kommen sie rein. Der Neubau ist auf lange Sicht viel wirtschaftlicher zu betreiben. Vater ist dagegen gewesen, aber ich habe bekommen, was ich wollte. Im Augenblick haben wir rund einhundert Milchkühe hier rechts.« Er zeigte auf die Boxen, in denen die Kühe frei herumliefen, wobei momentan die meisten Tiere den Kopf durch die Gitter streckten und fraßen. »Hinten an der Wand ist der Futtertisch. Ich möchte gerne einen Futterroboter anschaffen, doch das ist aktuell zu teuer.«
    »Aktuell?«
    »Ja. Wenn ich jetzt allein entscheiden kann, verlassen wir den Bioland-Verband und erfüllen nur noch die EU-Norm. Dann könnte sich das Ding rechnen.« Er wies auf den Hinterlauf einer vorbeitrottenden Kuh, an dem ein roter Plastikkasten befestigt war. »Die Kühe tragen einen Sender für den Melkroboter, den haben wir immerhin schon. Ziemlich hightech, aber Biohof hin oder her, wir müssen ökonomisch wirtschaften, um Geld zu verdienen. Mit dem Melkroboter sparen wir zwei Mitarbeiter und werden flexibler. Das entspricht meinen Zielen. Ich will mit meiner Arbeit ein gutes Auskommen haben. Dazu muss ich alles optimieren. Aus dem Ausland wird der Biomarkt mit billigen Angeboten überschwemmt. Nur wenn wir effizient sind, können wir bestehen.«
    »Ist Bioware aus dem Ausland wirklich immer bio?«
    »Ja, ich denke schon. Es gibt seit Jahren Tests, auch für die Discounter. Die belegen durchweg eine hohe Qualität. Vater und einige der Kollegen glauben an die heile Welt der Biohöfe mit freilaufenden Hühnern und glücklichen Kühen und so einen Mist. Da ist meistens noch ein Schuss Esoterik drin. Das sollten wir uns meiner Meinung nach abschminken. In ein paar Jahren sind wir Bioproduzenten kaum von anderen zu unterscheiden. Industrialisierung heißt das Zauberwort für die Biobranche. Der Hühnerpferch und der Streichelzoo dienen den Kindern und dem Image, das war es dann aber schon. Ich werde hier alles durchorganisieren. Wissen Sie, für mich ist bio kein Lebensgefühl, sondern ein Job. Die Tiere halten wir entsprechend der Verordnungen und füttern sie auch so, und das Gleiche gilt für die Feldfrucht. Ob die Viecher dabei glücklich sind oder nicht, ist mir schnuppe. Das Gerede von Demeter-Philosophie interessiert nicht. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Roboter.«
    Vorbei an den Rindern gingen sie nach hinten in ein kleines Büro, dessen Rückwand an den Schweinestall stieß. Görgen vermied es tunlichst, hinüberzuschauen. Er setzte sich an einen Computer, schaltete ein Programm ein, während er auf ein Fenster zeigte. »Sehen Sie, das ist die Kuh Marta. Ich wollte allen Nummern geben, doch Vater hat sie mit Namen versehen. Mir soll’s egal sein. Eine Schwarzbunte Holsteiner. Ihre Milchleistung kann bis zu 7600 Kilo im Jahr betragen. Wir dürfen den Kühen übrigens nicht die Hörner entfernen.« Durch das Fenster sah Lichthaus, wie vor einer Kuh das

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