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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Welten. Alex ist labil und sucht sein Glück in Harmonie und Eintracht, die er aufgrund seiner Entwurzelung nie gefunden hat. Sabine ist eine tolle Frau, doch sie hat seine Bitterkeit nicht mehr ausgehalten und sich von ihm getrennt. Er wollte mich hier herausholen, aber auch das hat er nicht stemmen können. Sein Bruder ist schon immer der starke Ritter Roland gewesen. Konsequent geht er seinen Weg. Sogar sein Vater war nicht imstande, ihn aufzuhalten.«
    »Wobei?«
    »Der Junge gestaltet den Hof, wie er will. Mich übersieht er, seitdem ich wieder trinke. Regelrecht angeekelt ist er von mir.« Sie schlug die Augen nieder. »Als Horst mich geohrfeigt hat, hat er vor dem Küchenfenster gestanden und zugesehen. Doch anstatt einzugreifen, ist er davongegangen.«
    Lichthaus wollte noch weiterfragen, aber sie schüttelte mühsam den Kopf. »Entschuldigen Sie mich, ich kann nicht mehr.« Er nickte.
    »Elka!« Einen Moment später erschien Elzbieta Kowalski und hievte Renate Görgens zitternden Körper vom Sofa hoch. Die umsichtige Hilfe schien eine Vorahnung gehabt zu haben, denn als die Alkoholikerin ins Straucheln kam, fing die wesentlich größere Frau sie geschickt ab und brachte sie ins Gleichgewicht zurück. Nur ihre beschleunigte Atmung zeigte, wie sehr sie sich anstrengen musste. Grußlos verließen die beiden den Raum. Die Polin, die ihn ignorierte, und die Alte mit den verweinten, in sich gekehrten Augen stolperten nach oben. Der Kaffee war schon kalt, als Lichthaus seine Tasse leerte und durch den verwaisten Flur zur Haustür ging, froh, der drückenden Stille entkommen zu können.

    *

    Es hatte zu schneien begonnen. Ziellos taumelten dicke Flocken von einem grauen Himmel und schmolzen, sobald sie den Boden berührten. Lichthaus verdrehte die Augen. Ein langer Winter lag hinter ihnen. Anfangs dunkel, nass und zu warm, dann wochenlang klirrend kalt und nun, da der Frühling gerade anfing, sanfte Hoffnung auf angenehmere Tage zu machen, wieder Schnee. Leise vor sich hin maulend eilte er zum Hofladen, um Roland zu befragen, als er hinter dem Stall laute Stimmen hörte. Zwei Männer stritten heftig. Er überquerte schnell den Hof und näherte sich vorsichtig dem Gebäude, während er sich umschaute. Die ganze Szenerie war wie ausgestorben. Hier und da funzelten Sparlampen in die Gegend, doch nirgendwo war eine Bewegung auszumachen. Selbst die Hühner, Ziegen und Schafe des Streichelzoos hatten sich in die Wärme ihrer Verschläge zurückgezogen.
    »Du mieses Schwein glaubst, du kannst mich genauso verarschen wie den Alten, aber da hast du dich getäuscht. Ich habe schon mit Anne telefoniert. Sie kommt rüber und wird mir helfen, dir das Handwerk zu legen.« Alexander Görgen giftete mit Aggressivität in der Stimme. Die Brüder stritten neben der Halle, dort, wo keiner sie beobachten konnte.
    »Alex, du bist nicht ganz dicht«, Roland wollte belustigt klingen, doch zu viel Wut schwang mit. »Vater ist freiwillig ausgestiegen, und ich ...«
    »Dir trau ich nicht über den Weg. Wenn einer sich hier die Taschen füllt, dann du, und ich will wissen wie. Dein Weib schmeißt die Kohle mit der Schaufel raus und ...« Er brach ab, sein Körper krachte gegen die Stallwand.
    »So spricht niemand von meiner Frau!« Die Worte klangen gepresst. Schnell trat Lichthaus hinter der Stallecke hervor, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Roland seinem Bruder hart aufs Jochbein schlug. Alex stürzte, sprang aber sogleich wieder auf und warf sich auf Roland, der im Schneematsch zu rutschen begann und auf die Knie fiel. Den rechten Faustschlag steckte er annähernd unbewegt weg und drosch dem anderen mit aller Gewalt in den Magen, woraufhin Alexander zusammenklappte wie ein Taschenmesser.
    Lichthaus lief los. »Stopp, verdammt, stopp! Hören Sie auf!«
    Doch noch ehe er die beiden erreichte, traf Roland Alexander erneut im Gesicht, der daraufhin gurgelnd zusammensackte, und stellte sich mit geballten Fäusten über seinen im Dreck liegenden Bruder. »Wie viele willst du?«, brüllte er. »Wie viele?« Mit Blut vermischte Spucke flog davon.
    »Hören Sie auf!« Lichthaus trat neben Roland und griff ihm in den Arm, als im selben Augenblick Alexander ein Messer aus der Tasche zog und zustach. Es war eine hinterhältige Attacke, mit der er aus der Drehung heraus fließend in einer Bewegung das große Schnappmesser führte. Hätten sie in ihrer Ausbildung nicht mit Messerattacken umzugehen gelernt, wäre die breite Klinge Roland

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