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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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die den Ort in beide Richtungen zerschnitt. Mit quietschenden Reifen bremsten sie ab und schauten sich um, als ein alter Mann in Fleecejacke und Pantoffeln, den Hund neben sich herziehend, am Straßenrand wild gestikulierend nach links zeigte. Sie brausten los. Nach einer langen Geraden rasten sie in einen Kreisverkehr, den sie nicht mehr ausfahren konnten. Der BMW schoss auf die bewachsene Insel, streifte einige Äste, kam jedoch an dem zentral stehenden Baum vorbei und holperte zurück auf den Asphalt. Wieder ein Rentner, der auf die zweite Ausfahrt deutete. Kurz darauf lag Bergweiler hinter ihnen.
    Siran klang rau: »Da vorne ist er, gleich haben wir ihn.« Er zögerte. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Lass gut sein und konzentrier dich. Jetzt schnappen wir uns das Schwein.« Lichthaus gab seiner Stimme einen festen Ton, überspielte seine Ängste. Sie schwiegen einen Augenblick, dann nahm Lichthaus das Funkgerät: »Er fährt nach Hupperath.«
    Die Straße zog hinter Bergweiler in einem Bogen vorbei an einem großen Hof in einen Tannenwald, den sie in zwei gestreckten Kurven durchschnitt, bevor sie unter der Autobahn hindurch schnurgerade in Richtung des benachbarten Hupperath führte. Aus der Unterführung hinaus beschleunigte Görgen auf über einhundertvierzig Kilometer pro Stunde, doch Siran ließ sich nicht abhängen. Schweißperlen bedeckten seine Stirn.
    »Der ist verrückt. Die kleinste Unebenheit und die Karre jagt in die Rabatten. Ich kann ihm fast nicht mehr folgen, obwohl wir das bessere Auto haben.«
    Die Bäume zu beiden Seiten flogen so rasant an ihnen vorbei, dass die Augen eine einzige grüne Wand an das Gehirn meldeten. Lichthaus bekam es langsam mit der Angst zu tun und wollte eben den Kollegen anweisen, die Verfolgung abzubrechen, als das Unvermeidliche geschah. Der Ford wippte über eine Bodenwelle und kam ins Schlingern. Sie sahen, wie Görgen hektisch gegenlenkte und der Wagen in Schlangenlinien die schmale Straße entlangtaumelte wie eine schwerfällige Hummel und sich aufschaukelte. Nur Sekunden später verlor er die Kontrolle.
    Siran bremste heftig ab und brachte den BMW am Straßenrand zum Stehen. Dann starrten sie den Atem anhaltend aus der Frontscheibe. »Nicht sterben!«, gellte es Lichthaus durch den Kopf, als der Focus nach links ausbrach, »das wäre zu billig.« Görgen hatte anfangs noch Glück im Unglück, denn der Wald war zu dieser Seite brachliegenden Feldern gewichen. Als das Fahrzeug annähernd ungebremst über den Graben schoss, hob es ab wie ein Jet. Es war grotesk mit anzusehen, wie die Sonnenstrahlen vom Chrom der Zierleisten reflektiert wurden, während die Räder rasend in der widerstandsfreien Leere drehten und der Motor brüllte. Die Radkappen flogen wie Untertassen davon. Lichthaus kniff in Erwartung des Aufschlags die Augen schmerzhaft zusammen und hielt die Luft in die Lungen gepresst. Der Crash kam nach etwa zwanzig Metern jenseits des Straßengrabens. Das Auto traf auf dem Dach auf, und der dumpfe Knall der sich verformenden Karosserie und das Geräusch splitternder Scheiben und Scheinwerfer hallten zu ihnen hinüber. Das Feld war unbestellt, jedoch zur Aussaat vorbereitet und dicke Erdbrocken spritzten in die Höhe.
    »Geschieht dir recht, pic !«, schrie Siran.
    Doch das Wrack blieb nicht liegen, schoss wegen der enormen Fliehkräfte nochmals hoch und krachte auf die Fahrerseite, um nach zwei Überschlägen wieder auf den Rädern, oder dem, was davon übrig war, endgültig zum Stehen zu kommen. Ein paar Raben stoben krächzend in die Luft, dann herrschte Ruhe.
    »Verdammt«, Sirans Stimme war leise und bebte. Lichthaus wusste warum. Der Sturz auf das Dach war verkraftbar, da hier die versteifte Karosserie noch Schutz hatte bieten können, doch das seitliche Aufkrachen hatte den sicherlich schon ohnmächtigen Görgen wie einen Gummiball gegen die B-Säule katapultiert, da half auch kein Gurt.
    Lichthaus sprang aus dem BMW und rannte die wenigen Meter über das Feld zur Unfallstelle, während Siran die Rettungsmaßnahmen einleitete. Schwere, nasse Erde klebte in dicken Brocken praktisch sofort unter seinen Sohlen und erschwerte ihm das Laufen. Der Motor des Focus’ war erstorben und nur das schwache Geräusch des abkühlenden Blocks tickerte in der Stille. Von dem vollkommen zerbeulten Wagen war die Heckklappe abgerissen worden, und eine Hintertür hing schief an einer Angel. Alle Scheiben waren durch den Druck des einknickenden Dachs zersplittert, der

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