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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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Airbag blähte sich über der Kühlerhaube im böigen Wind. Er beugte sich vor, um in den schmalen Spalt zu schauen, der von der Fensteröffnung übrig war.
    Görgens eingeklemmter Körper blutete stark aus vielen Wunden. Ohne fremde Hilfe würde Lichthaus ihn niemals bergen können, das sah er sofort. Görgen war noch nicht völlig weggetreten. Er stöhnte laut und murmelte Unverständliches, fiel dann aber doch in Ohnmacht. Wider besseres Wissen zerrte Lichthaus am Stumpf des Türgriffs – die verklemmte Tür rührte sich nicht einen Millimeter. Über die Schulter schrie er, auch die Feuerwehr anzufordern, dann begutachtete er weiter die Situation. Görgen war schwer verletzt und es wäre ein glücklicher Zufall, wenn er überlebte. Lichthaus schnüffelte. Hier am Wrack konnte er nur den erdigen Geruch des Ackers riechen, es schien demnach kein Benzin auszulaufen, also war die Brandgefahr gering. Unschlüssig schaute er sich um. Schließlich gab er auf.
    »Selbst schuld«, murmelte er, doch Zweifel nagte an ihm. »Ich habe den Alten nicht umgebracht!«, hatte Görgen geschrien. Er hoffte, dass das gelogen und damit Tanja Jünflichs Tod nicht völlig sinnlos war.
    Auf dem Weg zurück zum BMW trat er wütend gegen die herumliegende Heckklappe. Der ganze Einsatz war in eine Katastrophe gemündet. Eine Kollegin tot, ein anderer schwer verletzt und der Verdächtige nicht geständig. Wie sollte er damit umgehen? Er sah bereits die Presse überschäumen, und sie saßen mittendrin im Sturm.
    Am Wagen streifte er die Lehmbrocken von seinen Schuhen ab und informierte Müller und Brauckmann, die mittlerweile unterwegs waren. Steinrausch erreichte er auf dem Alleenhof. Felix Wessler wurde gerade im Notarztwagen grundversorgt. Er schien keine lebensgefährlichen Verletzungen zu haben, doch die Ärzte befürchteten, seine Wirbelsäule könnte getroffen sein. Ansonsten achtete Steinrausch darauf, dass niemand am Tatort herumtrampelte, bevor die Spurensicherung übernahm. Der alte Kollege wirkte angeschlagen, und Lichthaus hoffte, er würde durchhalten. Roland Görgen war durch den Tumult aufmerksam geworden und kümmerte sich um seine Mutter, die unter Schock stehend andauernd nach einem Wodka fragte. Lichthaus erzählte kurz vom Unfall und kündigte eine Besprechung an.
    Dann wartete er mit Siran schweigend die wenigen Minuten bis die Rettungskräfte eintrafen. Kein Auto passierte die Unfallstelle an diesem Mittag und zerschnitt die Stille. Siran war ausgestiegen und schaute starr über die weite Landschaft, die im Wechsel dunkle Wolken in düsteres Licht tauchten, bevor die Sonne sie golden überstrahlte. Welch ein Gegensatz. Der Wind zerzauste ihm das schwarze Haar und zerriss sein Gemurmel in unverständliche Fetzen. Lichthaus nahm von alledem kaum etwas wahr, stieg er doch in der Vergangenheit tief hinunter zu einem anderen Einsatz, der auch danebengegangen war. Der schlimmste Fall seines Lebens quoll in ihm auf wie das Böse aus Pandoras Büchse. Seine Hände begannen zu zittern, und er lag wieder in dem kalten Wasser, das fast den Tod bedeutet hatte.
    Endlich schnitten Sirenen die Erinnerung ab, und er verstaute sie in einer Ecke seines Kopfes, von wo sie früher oder später wiederkommen würden. Der Notarzt, diesmal war ein Mann gekommen, forderte sofort den Hubschrauber an, der genau in dem Moment heranflog, als es der Feuerwehr gelungen war, den Focus weit genug aufzuschneiden, um Görgen herausziehen zu können. Der Verletzte hing bleich, wie tot auf der Trage, überall war Blut, doch Lichthaus empfand kein Mitleid.
    Die rotierenden Blätter scheuchten wieder die Raben auf, die aus sicherer Entfernung dem Treiben zusahen, als der Pilot mitten auf der Straße aufsetzte. Einige Verpackungen der medizinischen Erstversorgung flogen hoch in die Luft wie Herbstlaub und die wenigen Schaulustigen hielten sich die Ohren zu, bevor die Trage in den Hubschrauber hineingeschoben wurde und er Richtung Mutterhaus in Trier davonflog.
    Weiter blieb nichts zu tun, das war Arbeit der Verkehrspolizei, die das Wrack sichern und auf die KTU warten sollte. Sie kehrten niedergeschlagen zum Auto zurück.
    Siran warf Lichthaus die Schlüssel zu. »Fahr du bitte.« Er stieg ein und schaute aus dem Fenster, während sie drehten. »Letzte Woche bin ich mit Tanja im Kino gewesen. Sie hatte ein Lachen wie Musik und sie hat oft gelacht. Warum musste sie ausgerechnet sterben, wenn ich dabei bin? Du hättest mich besser nicht zu Boden werfen

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