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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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ihr wie kleine Kristallkugeln über die Wangen und tropften auf den Schutzkittel, den auch sie trug. »Alex wollte mit Horst reden, reinen Tisch machen und dann Renate mitnehmen. Er hat den Wagen an der Straße stehen lassen und ist zu Fuß zum Haus.«
    »Warum ausgerechnet an dem Abend?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Angeblich hat Horst ihn herbestellt.«
    »Wie bitte? Wir haben die Telefonverbindungen Ihres Schwiegervaters und all seine Mail-Accounts geprüft, da war kein Kontakt zwischen den beiden.«
    »Ich gebe nur wieder, was Alex gesagt hat. Als er auf den Hof gekommen ist, ist eine Person aus dem Stall getreten und über die Felder weggelaufen.«
    Lichthaus zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. »Aha. Nur wieso hat er bei uns keine Aussage gemacht? Es hätte ihn doch entlastet.«
    »Angst. Er hatte panische Angst davor, eingesperrt zu werden, wenn Sie wüssten, dass er auf dem Hof gewesen ist. Ich denke, Alex ist davon ausgegangen, niemand würde ihm glauben und er käme in Untersuchungshaft.«
    »Oder Ihr Mann hat Sie angelogen.«
    »Oder das, ja.« Ihr Blick schweifte zur Zimmertür und verharrte dort. »Ich will nicht glauben, dass er zu so etwas fähig wäre.«
    »Können Sie mir noch weitere Angaben zu den Vorkommnissen der Mordnacht machen?«
    »Nein, er hat das Gespräch abgebrochen, ins Telefon geschrien, ich müsse ihm vertrauen, und aufgelegt«, ihre Augen wanderten zu Lichthaus und liefen wieder über. »Was denken Sie?«
    »Die Beweise sprechen gegen Ihren Mann, und der heutige Tag hat die Kollegen und mich weitestgehend von seiner Täterschaft überzeugt. Die Angst vor einer Untersuchungshaft bringt einen normalen Menschen nicht dazu, auf andere zu schießen.«
    »Nein, eigentlich nicht«, sie stand auf und wischte sich die Tränen vom Gesicht, »doch er war nicht normal, und ich glaube ihm trotz allem.«

    *

    Das Fallen einer Nadel wäre zu hören gewesen, als Lichthaus die Ereignisse des Tages zusammenfasste. Die Beteiligten im Besprechungszimmer blieben stumm und sahen auch weiter vor sich auf die Unterlagen, als anschließend Spleeth seine Erkenntnisse erläuterte. Er wirkte noch zappeliger, als er es schon unter normalen Bedingungen war, wenn er vortrug. Links neben Lichthaus saß Siran, auf der anderen Seite Brauckmann.
    Lichthaus hatte Müller demonstrativ den Rücken zugekehrt, als dieser den Raum betreten und das entgegengesetzte Ende des Tischs angesteuert hatte. Ihre Blicke hatten sich bislang nicht einmal gekreuzt, doch die Luft knisterte, und alle wussten Bescheid, denn das Gerücht von der heftigen Auseinandersetzung des Nachmittags hatte sich wie ein Lauffeuer seinen Weg durch die Flure gebahnt.
    Zwischen ihnen verteilten sich die Mitglieder der Soko. Der Staatsanwalt sah angeschlagen aus, während er sich mit einem angenagten Kugelschreiber Notizen machte. Die Krawatte war verschwunden, und ein großer brauner Fleck zierte sein zerknittertes Hemd. Siran tippte nervös auf seinem Tablet-PC herum und schien gedanklich woanders zu sein. Äußerlich war er wie immer tadellos, in seinem Inneren aber herrschte offensichtlich ein Chaos, das er nur mit Mühe unter Kontrolle halten konnte. Ab und an zuckte es in seinem bleichen, maskenhaften Gesicht. Steinrausch hatte sich krankgemeldet. Tiefenbach und die anderen Kollegen der Soko hörten konzentriert zu, wobei ihren Mienen anzusehen war, wie sehr sie die Ereignisse des Tages aufwühlten.
    Die Zeit drängte. Brauckmann hatte in Abstimmung mit dem leitenden Oberstaatsanwalt und dem Polizeipräsidenten eine Pressekonferenz für zweiundzwanzig Uhr angekündigt und wollte den Text der Erklärung noch mit der Pressestelle besprechen.
    Lichthaus’ kurzer Bericht über die Aussage von Sabine Görgen sorgte für Verwirrung, aber auch Unmut unter den Anwesenden. Die Mehrheit tat diese als Schutzbehauptungen eines Täters ab, der von sich abzulenken versuchte, und er schloss sich schließlich dieser Meinung an, wenngleich der Hauch eines Zweifels zurückblieb.
    Spleeth hüstelte. »Der Spurenlage nach weist alles auf Alexander hin. Eine der beiden DNA-Spuren, die wir am Körper des alten Görgens gefunden haben, war eindeutig ihm zuzuordnen. Außerdem passt der blutige Schuhabdruck zu einem Paar, das wir in Koblenz während der Durchsuchung seiner Wohnung sicherstellen konnten. Kurzum: Er war zur Tatzeit nachweislich dort. Zudem wurden die Telefonlisten von Vater und Sohn durchforstet. Kein Kontakt seit Wochen. Das Gleiche bei den

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