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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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er wie vom Blitz getroffen zusammenfuhr, als er Oberbillig höchstens einen halben Meter entfernt Auge in Auge gegenüberstand. Komplett schwarz gekleidet, das Gesicht von einer Mütze fast vollständig verdeckt, schien er für eine Sekunde zu erstarren, schlug ihm dann aber plötzlich mit voller Wucht die Faust ins Gesicht, traf ihn hart auf Nase und Mund. Ein Schneidezahn brach ab und rutschte unter die Zunge.
    Oberbillig ging zu Boden und verlor die Orientierung, wahrscheinlich auch für einen kurzen Moment das Bewusstsein. Als er aus dem Nebel zurückfand, klarer denken konnte, sah er Jesco, der nicht bellte, nur leise knurrte und sich in die Wade des Mannes verbiss. Er hatte den Kopf eines Labradors mit den sympathischen Schlappohren und dem kräftigen Kiefer, allerdings schien nun die Aggressivität seines Dobermannvaters durchzubrechen. Er hatte bisher nie gebissen, Kinder konnten auf ihm herumturnen, und er blieb absolut friedlich, jetzt aber zeigte er sein zweites Wesen. Der Angreifer schrie gellend auf, als der treue Hund erneut zuschnappte, diesmal etwas weiter oben und gezielter. Oberbillig stolperte los, krallte sich in den Anorak des Kerls, als ihn ein Schlag in die Magengrube völlig außer Gefecht setzte und er mit dem Gesicht nach vorne auf die Straße kippte. Warum kam denn ausgerechnet in diesem Moment kein anderer Passant? Ein blitzendes Geräusch, und Jesco jaulte schmerzverzerrt auf.
    Wieder rappelte Oberbillig sich auf, doch sah er nur noch eine eilig davonhinkende Gestalt. Jesco lag auf der Seite und rührte sich nicht. Er kroch auf ihn zu. Sirenengeheul kam näher, und er fragte sich, wieso die Rettungskräfte schon da waren, aber sie brausten vorbei. Jesco winselte leise, schien schwer verletzt zu sein und leckte ihm mit trockener Zunge die Hände. Tränen stiegen in ihm auf. Sein treuer Freund. Hatte nur versucht, ihn zu verteidigen, und jetzt lag er mehr tot als lebendig da. Er musste zu einem Tierarzt. Mühsam kam er auf die Knie und zog das Handy heraus, als Scheinwerfer die Straße erhellten.
    »Was ist hier los?«
    Die Stimme war befehlend, doch schwang auch Angst in ihr mit. Oberbillig drehte sich in ihre Richtung, während er das Telefon umklammerte.
    »Polizei! Keine Bewegung!« Eine Waffe wurde durchgeladen. »Hände hinter den Kopf, los, ein bisschen zackig!«
    Er begriff zwar nichts, schließlich war er es, der angegriffen worden war, tat aber wie ihm geheißen. Vorsichtige Schritte näherten sich und griffen nach seinen Handgelenken.
    »Entwarnung, war nur ein Handy.« Dann wurde er angesprochen: »Was ist passiert?«
    »Mein Hund ...«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage. Wir werden uns um das Tier kümmern.«
    Bernd Oberbillig erklärte kurz, was vorgefallen war, während immer mehr Streifenwagen an ihnen vorbeifuhren und viele Beamte zu Fuß in Hauseingänge und Zufahrten leuchteten. Aus Richtung Amphitheater zuckte Blaulicht durch den Himmel. Er begriff nicht, warum ein solcher Aufwand betrieben wurde, nur um einen Typen zu ergreifen, der ihn zusammengeschlagen hatte, doch auf seine Nachfragen bekam er keine Antworten.
    Seine Personalien wurden aufgenommen, wobei er auf der Straße hockend Jesco streichelte, der bewusstlos im Rinnstein lag. Endlich traf ein Wagen ein, dem ein Tierarzt des Notdienstes entstieg und den Mischling mit der Bemerkung zu untersuchen begann, Oberbillig solle auch einen Arzt aufsuchen.
    Seine Lippen waren so angeschwollen, dass er nur nuscheln konnte. Die Augen tränten, und sein Kopf dröhnte, als ob jemand von innen mit dem Hammer gegen die Schädeldecke schlug, aber er wartete, bis er wusste, was dem Hund fehlte.
    Der Arzt schaute ihn ernst an. »Elektroschock, denke ich. Morgen ist er fitter als Sie. Gehen Sie in die Notaufnahme, Mann.«
    Eine Stunde später lag er im Krankenhaus mit Infusionen und Kühlpacks auf dem Gesicht und verstand immer noch nicht, was geschehen war.

Sonntag
    Sie hatten sich im Eingangsbereich des Amphitheaters untergestellt. Brauckmann, Oberstaatsanwalt Nederlof und Pieper, der Polizeipräsident. Alle wirkten angefressen, als Lichthaus seinen Bericht beendet hatte. Ihm war warm in dem Parka des Einsatzteams, den er trug, seitdem er seine Jacke angewidert von dem trocknenden Blut ausgezogen hatte und sich die Hände und das Gesicht intensiv in der kleinen Toilette des Kassierers hatte waschen können. Sie steckte mittlerweile in einer der Tüten der Techniker, und sollte er die Jacke jemals zurückbekommen, würde sie in

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