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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Tötungsdelikt zu bearbeiten hat oder nicht.
    »Können Sie den Todeszeitpunkt einschränken?«, fragte Charly den Mediziner.
    »Ja, das kann ich.« Der Gefragte war sichtlich erleichtert, dass die Aussage zum möglichen Selbstmord so akzeptiert wurde.
    »Nach allem, was ich Ihrem Bericht über die Leichenstarre und -flecken sowie die gemessene Körpertemperatur entnehme, unter Berücksichtigung der Verhältnisse im Kuhstall und so weiter, würde ich sagen, der Tod trat mindestens 24 höchstens 30 Stunden zuvor ein.«
    »Also am Samstag zwischen 13.00 Uhr und 19.00 Uhr?«, versicherte sich Charly.
    »Genau.« Der Rechtsmediziner bedeckte Bichlers Körper wieder mit einem weißen Tuch. In Richtung des Ganges rief er: »Der Nächste, bitte.«
    »Noch eine Frage, Herr Doktor«, meldete sich Sandra. »Mein Kollege hat schlimme Schmerzen in der Schulter. Können Sie ihm da helfen?«
    Der Mediziner griff zum Skalpell. »Ich kann ja mal reinschauen«, bot er an.
    »Nein, danke! Jetzt reicht’s. Erst weiß werden wie die Wand und dann gleich wieder frech wie Oskar.« Entrüstet drehte Charly Sandra herum und schubste sie Richtung Ausgang. Im Hinausgehen verabschiedeten sich die Beamten von dem lachenden Rechtsmediziner.
     
    Als Charly und Sandra in München losfuhren, begann es aus schwarzen, tief hängenden Wolken prasselnd zu regnen. Der Regen verwandelte das übliche Chaos des Berufsverkehrs in eine totale Katastrophe. Über den Mittleren Ring bewegte sich die Blechlawine nur im Schritttempo, und auch auf der Autobahn kam der Tross bis Allershausen immer wieder zum Stillstand. Der Regen hatte die herbstliche Luft stark abgekühlt und zu ihrem Leidwesen mussten die beiden feststellen, dass die Heizung des Dienstwagens außer einem ekelhaften Kratzen nichts zustande brachte.
    Es goss immer noch wie aus Kübeln, als sie in Ingolstadt die Autobahn verließen und kurz darauf den Audi in der Garage abstellten. Es war weit nach Dienstschluss. Die zwei oder drei Kollegen, die noch arbeiteten, hatten ihre Bürotüren geschlossen, um sich ungestört ihren Fällen widmen zu können. Von der ›AG Kiara‹ war niemand mehr im Haus. Auch Barsch und Helmuth trafen sie nicht mehr an. Nur aus Fischers Büro fiel Licht auf den düsteren Gang.
    Der Erkennungsdienstler saß vor dem Computer und listete Asservate auf. Erfreut drehte er sich um, als er seine Kollegen kommen hörte.
    »Endlich, ich hab auf euch gewartet. Na, Sandra, Lust auf eine Schlachtschüssel?«
    Sandra lehnte dankend ab. Sie hatten während der Rückfahrt ein paar Hamburger hinuntergewürgt, obwohl beiden eigentlich nicht danach zumute war.
    »Wie war denn die Pressekonferenz? War der Garn-X-Conny auch dabei?«, fragte Charly.
    »Kollege Garn ist mittags heimgegangen, weil er nachmittags einen höchst wichtigen Arzttermin hatte, der schon lange ausgemacht war. Beide Pressekonferenzen, unsere und die vom Bierschneider, sind abgelaufen, wie es zu erwarten war. Aber das ist jetzt völlig uninteressant. Das hört und lest ihr alles morgen. Sagt mir lieber, was die Rechtsmedizin sagt.«
    »Leider nix. Der Doc wollte sich nicht festlegen. Er sagt, es wäre ein komischer Selbstmord, wenn’s einer wär. Aber ausschließen kann er es nicht. Also sind wir so schlau wie vorher.«
    »Dann hab ich was für dich! Aber jetzt geht erst mal hinter in euer Büro und zieht die nassen Jacken aus. Ich mach uns Kaffee und dann komm ich hinter.«
    Charly streifte gerade seine feuchte Wildlederjacke über die Rückenlehne des Bürostuhles, da bedankte sich Sandra mit leiser Stimme. Und als sie seinen ratlosen Blick sah, fügte sie hinzu: »Weil du meinen kleinen Aussetzer während der Obduktion nicht erwähnt hast.«
    »Das nächste Mal wird mir schlecht und ich geh raus. Dann will ich, dass du drin bleibst und nachher keinem was davon erzählst. Okay?«
    Weil Fischer in dem Moment das Büro betrat, war das Thema erledigt. In der rechten Hand balancierte er ein Tablett mit drei Tassen Kaffee. Unter den linken Arm hatte er einen schmalen Aktenordner geklemmt. Beides stellte er auf Charlys Schreibtisch ab. Während Charly und Sandra ihre klammen Finger um die warmen Kaffeetassen legten, öffnete Fischer den Aktenordner.
    »Wir haben in dem Bauernhof ein bisschen was sichergestellt. Einige auswertbare Fingerspuren, zahlreiche DNA-Abriebe und die Tassen im Spülbecken.« Dabei blätterte Fischer den Ordner durch. Er hatte die wichtigsten Bilder auf A4 ausgedruckt und abgeheftet.
    »In der

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