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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Peter
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Herrschaften zu alten Bichler konnte oder wollte die gute Seele nichts sagen. Weitere Fakten waren aus ihren Aussagen nicht zu gewinnen. Darum kündigten Charly und Sandra an, am Abend noch mal wiederzukommen und verabschiedeten sich.
     
    Helmuth befand sich erwartungsgemäß immer noch in der Obhut von Sokrates. Sandra holte unaufgefordert zwei Tassen Kaffee, und Charly lümmelte sich inzwischen auf seinen Bürostuhl und widmete sich dem Schmerz in seiner Schulter. Jetzt, da er zur Ruhe kam, war ihm, als würden 1000 heiße Nadeln in Nacken und Schulter stecken. Jede Bewegung verursachte ein Ziehen und Brennen, das er seinem schlimmsten Feind nicht wünschte. Obwohl, bei Garn war er da nicht so sicher.
    Der heiße Kaffee tat gut und mit Leberkäs-Semmeln, die sie sich mitgebracht hatten, genossen sie eine kurze Mittagspause. Völlig gegen seine Art hatte Charly schon wieder die Bürotür geschlossen. Die hektische Geschäftigkeit der Kollegen der AG Kiara war nervtötend. Mittlerweile wurden alle alten Fälle, in denen Kiaras Mutter als Rechtsanwältin mitgewirkt hatte, überprüft. Es gab keine anderen Themen mehr. Die neuesten Ermittlungsergebnisse wurden quer über den Gang gerufen und jeder war unheimlich beschäftigt und wahnsinnig wichtig.
    Als Sandra die leeren Kaffeetassen in den Besprechungsraum zurückbrachte, begegnete ihr Herr Kriminalrat Garn.
     
    »Na, Frau … dings, wie geht’s denn voran mit der Arbeit?«
    »Wird schon, Herr Garn«, antwortete Sandra. »Übrigens: Der Bichler war Linkshänder!«
    So wie Sandra danach den Gesichtsausdruck des Chefs beschrieb, wären die Kühe vom Sonntagabend vermutlich beleidigt gewesen, mit ihm verglichen zu werden. »Wer ist Bichler?«, war das Erste, was er fragte.
    »Der erschossene Bauer.«
    Das Lächeln verpuffte. »Und was soll das bedeuten: Linkshänder?«
    »Die Waffe lag in der rechten Hand. Einschuss rechts. Bei einem Linkshänder!«
    Garn straffte sich. »Frau Engl … manns … Dings! In so einer Situation denken und handeln Menschen nicht mehr rational. Da darf man so was nicht auf die Goldwaage legen. Das lernen Sie, wenn Sie mal so viel Erfahrung haben wie ich, quasi mit allen Wassern gewaschen sind. Also verrennen Sie sich jetzt da nicht in irgendwas. Und noch ein guter Tipp: Lassen Sie sich nicht vom Dings …, äh vom Valentin irgendwo reinziehen oder missbrauchen.« Damit drehte er sich schwungvoll um und stapfte davon.
    Nach der kurzen Mittagspause brachten Charly und Sandra die Ereignisse des Vormittags zu Papier. Sandra hackte ein Gedächtnisprotokoll zum Gespräch mit der Haushälterin in den PC. Charly konnte momentan nicht selbst schreiben. Er diktierte einen Aktenvermerk zur Befragung von Manfred Bichler. Aber auch das Diktiergerät konnte er mit der rechten Hand nicht bedienen. Unbeholfen fingerte er an dem Gerät herum. Erst als er es verkehrt herum in die linke Hand nahm, funktionierte es einigermaßen. Aufgrund der ungewohnten Bewegungsabläufe zog sich die Aktion aber ungemein.
    Endlich war auch er fertig geworden und hatte die Kassette in einer Plastikmappe ins Schreibbüro getragen. Eine andere Mappe lag nun vor ihm auf dem Schreibtisch: die Abschriften der Vernehmungen und Vermerke vom Sonntagabend. Es hatte länger gedauert, weil die Schreibaufträge der AG Kiara natürlich Vorrang hatten. Ein Ferrero Küsschen war mit Tesafilm auf der Mappe befestigt. Das war das Markenzeichen von Margot Ahrwald. Sie war etwa 50 und von raumgreifender Statur. Und wen sie in den Kreis der von ihr Gemochten aufgenommen hatte, der erhielt seine Schreibaufträge immer mit einem kleinen Leckerbissen zurück.
    Charly hatte es sich angewöhnt, draußen vor Ort alles, was ihm einfiel, wild drauflos zu diktieren. Diese Gedankenflut ließ er abschreiben und später im Büro ordnete er dann in Ruhe seine Gedanken und die Absätze in seinen Schriftstücken.
    Doch Margot stammte aus Mittelfranken und darum wusste sie es besser.
    Neben dem Ferrero Küsschen klebte ein Post-It auf der Mappe: Hallo Charly, so kannst du das nicht schreiben. Ich habe es ein wenig umgestellt. Liebe Grüße, Margot.
    Es war klar, dass Margot damit wieder ihre Grenzen überschritten hatte. Man musste ihr sagen, dass es so nicht ging, sie mal wieder richtig einnorden. Aber sie bereitete für den Chef jeden Vormittag Tee zu, besorgte ihm mittags seine Brotzeit und schälte ihm nachmittags einen Apfel. Er nannte sie Margöttchen.
    Charly schluckte seinen Ärger hinunter und las sich

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