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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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nicht verstehen.

    Der Bulle braucht nichts mehr zu tun
    Die Spritze macht’s und er kann ruh’n.

    »Es geht um Besamung«, meinte Alexa und verdrehte die Augen. Mir war nicht klar, ob über die Originalität des Schildes oder über meine Unwissenheit.
    »Ziemlich derber Humor, was?«, sagte plötzlich eine Stimme hinter uns. Wir fuhren gleichzeitig herum. Ein sportlich aussehender, älterer Mann stand hinter uns und lächelte unter zwei unglaublich dicken Augenbrauen hervor.
    »Ach, Herr Reineke«, meinte Alexa erfreut. »Wie nett, Sie hier wiederzutreffen. Das ist übrigens mein rheinischer Freund Vincent, über den wir kürzlich ausführlich sprachen.« Alexa zwinkerte dem Herrn zu. Ich blickte verwundert. »Das ist Herr Reineke, einer der Zeugen, die auf dem Hof waren, als Elmars Onkel gestorben ist.«
    »Ich verstehe.« Artig gab ich dem Mann die Hand. Warum sie über mich gesprochen hatten, war mir jedoch noch immer nicht klar.
    »Ich liebe diese Dorffeste«, erklärte Herr Reineke, ohne meine Neugierde zu befriedigen. »Sie zeugen von soviel Eigeninitiative und Freude am Feiern. So etwas habe ich in der Stadt in der Form nie erlebt.«
    Wie zur Bestätigung lief jetzt eine Gruppe von Frauen vorbei, die als Hühner verkleidet war. Hier und da verteilten sie ein Ei an die Zuschauer. Ohne Zweifel waren sie in bester Stimmung und konnten diese auch ans Publikum vermitteln. In der Mitte der Hühnerschar lief eine Frau im Hahnenkostüm. Sie trug ein Schild mit der Bezeichnung der Gruppe: ›Junge Landfrauen‹.
    »Haben Sie eigentlich Erfolg gehabt mit Ihren Befragungen?« wandte sich Reineke wieder an Alexa.
    Alexa schaute mich an, als wolle sie in meinem Gesicht lesen, was sie dem Mann erzählen könne.
    »Zumindest nicht bei den Leuten, die am Todestag auf dem Hof waren«, sagte sie dann ausweichend. »Ehrlich gesagt wußten alle genauso wenig wie Sie.«
    »Das tut mir leid. Aber ich habe mir auch nachher nochmal ernsthaft Gedanken gemacht, ob ich etwas Verdächtiges übersehen haben könnte. Leider ist mir nichts eingefallen.«
    Noch einmal kam ein Wagen, diesmal vom Männergesangverein, wie zu lesen war. Vorne auf dem Traktor saß ein junger Mann.
    »Das ist Hannes Schröder«, sagte Alexa zu mir gewandt. »Auch mit ihm habe ich gesprochen, weil er an besagtem Tag auf dem Hof war. Er ist ein Freund von Elmar. Wahrscheinlich fahrt er für ihn den Trecker, weil Elmar im Moment nicht unter Leute will.«
    »Aber warum denn nicht?«, fragte Herr Reineke bestürzt. »Der Junge sollte sich doch von den Leuten nicht verrückt machen lassen.«
    »Das sagt sich so leicht«, Alexa antwortete, ohne den Blick vom Festzug zu lassen. »Was meinen Sie, wie schief er angeschaut würde, wenn er am Tag vor der Beerdigung hier herumturnen würde.«
    Eine zweite Musikkapelle zog jetzt vorbei. Trotz der lauten Blasmusik war plötzlich Alexas Handy in ihrer Brusttasche zu hören. Sie wandte sich um und preßte den Hörer ans Ohr. Ich konnte nur einige Fetzen verstehen.
    »Wir haben gerade über dich gesprochen – nein, nichts – was sagst du da? – ja, natürlich, wir kommen sofort.«
    »Es war Elmar«, rief Alexa und zog an meinem Arm. »Auf dem Hof ist wieder etwas passiert. Wir sollen sofort hinkommen.«
    Herr Reineke schaute hilflos von einem zum anderen. »Um Gottes willen, kann ich helfen?«
    Wir waren schon zwei Meter weg, als Alexa antwortete. »Nein danke, wirklich nicht!«

22
    Wir fanden Elmar erst nach einigem Suchen hinter der Scheune. Er war noch immer ziemlich fassungslos und starrte vor sich hin. Wahrscheinlich hatte er unser Auto gar nicht kommen hören.
    »Warum nur? Wer macht so was?« fragte er, als wir uns näherten.
    Erstjetzt sahen wir, was los war. Jemand hatte mit roter Farbe an die Rückwand der Scheune geschmiert. BAUERN- SCHWEINE stand dort in riesengroßen Buchstaben. Ein offener Farbtopf stand auch noch da. Alexa und ich waren sprachlos.
    »Das gibt’s doch gar nicht!« brachte Alexa schließlich hervor.
    »Da spinnt jemand«, sagte ich stockend. »Irgendein RadikalÖko oder so.«
    »Genau!« Unverkennbar leuchteten Alexas Augen auf. »Das ist es. Irgendein Wahnsinniger hat etwas gegen Bauern, vielleicht ein Umweltschützer, der in den Bauern die großen Grundwasserverseucher sieht, oder ein fanatischer Tierschützer. Auf jeden Fall ist der Täter ein Bauernhasser, der sich dem Kampf gegen die Landwirte verschrieben hat.«
    »Du klingst so begeistert«, warf ich nüchtern ein.
    »In gewisser Weise

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