BAUhERrNOPFER
kleiner Bagger ist für solche Tiefen zwar nicht ausgelegt, er bemüht sich jedoch redlich das Rohr zu finden.
Eine Stunde später ist die Grube bereits über zwei Meter tief und der Baggerfahrer gräbt sich selbst ein wenig ein um das Ziel zu erreichen. Dabei übersieht er, dass das lehmige Erdreich ziemlich nass ist und wenig Halt bietet. Mit jeder Schaufel, die er aus der Grube herausbefördert sackt der Bagger ein Stück weit ein, bis er unter lautem Geschrei der umstehenden Arbeiter nach vorne überkippt und zum größten Teil in dem Loch verschwindet. »So ein Schmarren!« meint der Baggerfahrer während er vom Führerstand herauf kriecht. Ich persönlich finde für diese Situation andere Worte »Was heißt Schmarren? Das ist ein absoluter Scheissdreck, dass der verdammte Bagger jetzt in dem verfluchten Loch feststeckt! Ich hab die Nase langsam gestrichen voll von der ganzen Baustelle. Was kommt als nächstes? Verschwindet das Haus in einer Bruchlinie?«
Die Frage ist gar nicht so abwegig, schließlich hat ein Energetiker mich vor einiger Zeit über vorhandene Wasseradern, Gesteinsbruchlinien und historische Energiepunkte aufgeklärt. Demnach läuft direkt unter dem Haus eine Bruchlinie durch. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich eigentlich nicht. Ob die negativen Energien der letzten Jahrhunderte, die vom Energetiker über so etwas wie eine Fernformatierung gelöscht wurden, negative Auswirkungen auf uns gehabt hätten kann ich ebenso wenig sagen. Aber so viele Vergewaltigte und Ermordete Seelen, wie sie sich auf unserem Grundstück im Laufe der Zeit ansammelten, wären sicher schlecht für unser Seelenheil, also kann es ja nichts schaden, auch auf dieser Ebene tätig zu werden.
An der Stelle wo angeblich eine der drei Wasseradern durchläuft, steckt der Bagger jetzt bis zur Hälfte im Grundwasser fest. Mit dieser Ader dürfte der Energetiker also fürs erste richtig liegen. Vielleicht schmeißen wir einfach an den anderen beiden Stellen auch noch einen Bagger hinein, um herauszufinden ob dort auch Wasser durchläuft. Falls wir allerdings statt dem Raupenfahrzeug doch einen Brunnenschacht einsetzen, dann könnten wir uns Unmengen an Trinkwasser für die Gartenpflege ersparen. Obwohl, auf dem lehmigen Boden sickert es sowieso nicht ein, also werden wir wohl nach jedem größeren Regen tagelang im Matsch herumspazieren.
Egal, der Drecksbagger steckt dort, wo irgendwann einmal unser Klo dranhängen soll. Anhand einer Luftaufnahme könnten wir zumindest feststellen, ob er an der richtigen Stelle versunken ist, denn das Kanalrohr hat bislang keiner zu Gesicht bekommen. Mein Handy meldet sich wieder einmal. Mittlerweile will ich es eigentlich nicht mehr hören und sollte es dem Bagger hinterher werfen.
Herr Ramoser, der Baumeister, ist dran. »Herr Hechter, ich fürchte, dass dieses Jahr nichts mehr aus dem Kanalanschluss wird.« »Ja Herr Ramoser, ich habe schon gesehen, dass in unserem Kanalrohr ein Minibagger steckt und es daher etwas verstopft ist. Aber sie werden das kleine Ding doch dort wieder herausziehen können.«
Eine längere Erklärung später weiß ich, dass der kleine Grubenhund so blöd eingebrochen ist, dass es nicht möglich wäre ihn mit einem größeren einfach rauszuziehen, ohne dabei das Haus oder den nebenliegenden Wasserschacht zu beschädigen. Na echt super! »Wie lösen wir das Problem dann?« würde ich gerne wissen. »Wir heben den Baucontainer auf die Seite und bergen den Bagger mit dem Kran des LKWs. Da dieser aber bereits für die Winterpause abgemeldet ist, geht das erst so gegen Ende Februar im nächsten Jahr. Aber den Innenputz machen wir noch vor Weihnachten fertig.«
Warum haben wir noch gleich mit dem Bauen begonnen? Weil wir ein entspannendes Heim wollten?! Bis wir mit dem Kasten fertig sind, gibt es keine Entspannung mehr, dann buche ich einen All-Inclusive-Aufenthalt auf der geschlossenen Psychiatrischen Abteilung.
Also gut, wir haben weder Wasser, Strom noch Kanalanschluss. Das ist aber weiter nicht schlimm, da wir ja auch keinen Installateur haben, der die Heizung im Haus weiter macht. Der hat uns mittlerweile endgültig sitzen gelassen. Nachdem ich vierzehn Tage lang versuchte, ihn telefonisch oder per Mail zu erreichen, schrieb er ein Mail in dem er uns mitteilte, '...dass er
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