BAUhERrNOPFER

aber am Telefon nicht so intensiv wahrnehmen kann. Da er bei den Einzelpositionen Probleme hat die niedrigen Preise zu erreichen, versichere ich ihm, dass wir lediglich auf den Endpreis schauen. Die Positionen dazwischen sind uns vollkommen egal. Auch die Quelle unserer verrückt niedrigen Einzelpreise interessiert ihn, was ich natürlich verstehen kann. Die darauffolgende Erwähnung der vier Onlineshops, denen ich mein Wissen entnahm, führt zu einem wissenden »Ahhh. Alles klar.«
                Vor allem als ich den Namen Klavista erwähne, sprudelt mir eine wahre Flut an Informationen über Insolvenz und Geschäftsabwicklung, gemeinsam mit der alten Mutter entgegen. Offensichtlich würde eine Bestellung bei diesem Händler unweigerlich zu einem Debakel führen, da die Lieferanten die bestellte Ware nur Zug um Zug liefern würden. Es könne dann schon mal passieren, dass Herr Klavista vergessen würde, die Ware an den Endkunden auszuliefern.
    Ok, dort bestellen wir schon mal sicher nicht. Aber die verbliebenen drei Onlineshops dürften für den Großhändler durchaus in Ordnung sein, zumindest weiß er über die nichts Negatives zu berichten.
                Es würde also schwer werden, die Preise zu halten die ich dem Großhändler vorschlug. Na umso besser, dann liege ich mit meinen Preisvorstellungen in etwa dort, wo ich hin wollte. In meiner überschwänglichen Freundlichkeit sage ich ihm gleich am Telefon, dass er nicht maßgeblich unter den von mir festgelegten Gesamtpreis kommen müsse. So drei bis vier Prozent würden schon reichen. Vor allem, weil ich bei den jeweils günstigsten Angeboten der Liste, zuvor bereits sechs Prozent Skonto abgezogen habe. Aber das muss der gute Mann ja nicht unbedingt wissen.
                Er verspricht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden sein Angebot zu schicken und verabschiedet sich.
                Eine weitere unruhige Nacht später folgt der mittlerweile allmorgendliche Blick in Alex' Aquarium. Die Fische sehen eigenartig aus. Während den Guppys die Schuppen schon fast senkrecht abstehen, liegen die Panzerwelse mit Kugelbäuchen am Boden als ob sie Murmeln verschluckt hätten. Trotzdem grasen sie den Boden weiter ab und fressen, als wäre ihr Zustand absolut normal. Bei den Neonsalmlern ist die Farbe komplett verblichen und von Neon keine Spur mehr und die zwei verbliebenen Mollys sind dabei ihrem verblichenen Freund in die Weiten der lokalen Kanalisation zu folgen, aber noch nicht ganz entschlossen.
                Da ich mir diesen Krisenzustand nicht erklären kann, halte ich einen Teststreifen in das Becken und traue bei der Auswertung meinen Augen kaum. Demnach ist das Wasser extrem Nitrit belastet und hat einen PH-Wert der auf dem Streifen gar nicht mehr angezeigt wird. Dadurch speichern die Fische Wasser, weil die Nieren bei starken PH-Wert-Abweichungen nicht richtig funktionieren. Ich hab schon jetzt ein schlechtes Gewissen, weil wir es nicht schaffen den Fischen eine lebenswerte Umgebung zu bieten. Mal sehen, ob wir mit vorhandenen Mitteln die Situation retten können.
                Bei dem Starterset war auch ein PH-Senker und ein Fläschchen gegen Nitrit Belastung dabei, welche ich den Fischen zuliebe, nun wohl dosiert, hinein gieße. Hoffentlich ist da noch was zu retten, denn bei meiner Internetrecherche im Anschluss lese ich, dass ein neues Aquarium immer mindestens zwei Wochen ohne Fische 'eingefahren' werden muss. So hat uns die Verkäuferin das leider nicht erklärt. Heute Abend wird sich zeigen ob die Behandlung des Wassers Erfolg hat.
                Der Vormittag bricht an, und die Zeit die sich der Elektrogroßhändler zur Erstellung des Offertes gab ist fast rum, es müsste also in Kürze eintreffen. Das Telefon läutet und ich sehe auf das Display. Es wird das Bild meines Elektrikers angezeigt, der möglicherweise schon eine Information seines Großhändlers hat. »Servus Wolfgang. Na was gibt’s?«
                »Thomas, wo hast du die Preise her? Meine Großhändler kotzen sich an, weil sie nicht einmal annähernd an deine Preise herankommen.« Nun kann ich mir das Lachen nicht verkneifen. »Aus'm Internet natürlich, dort wo der Rotstift zuhause ist.« Auch Wolfgang ist überzeugt, dass eine Bestellung bei meinem Onlineshop sinnvoller ist, da selbst er mit seinem Rabatt über zehn Prozent teurer einkauft.
                So nebenbei verrät er mir noch